Bau eines endgültigen Röhrenverstärkers – O/Netics Ausgangsübertrager
Wier ich hier bereits beschrieben habe, war die Wahl des Ausgangsübertragers keine einfache. Mir war klar, dass ich auf jeden Fall etwas Gutes kaufen und nicht auf den letzten Taler gucken wollte, da die Qualität dieses Bauteils wirklich etwas ausmacht. Die Auswahl ist nicht gerade gering, AE und Tribute aus Holland machen Highend-Produkte, Hashimoto, Tamura und Lundahl sind verfügbar und auch Sowter kann man bekommen. Dazu kommen noch eine Menge lokaler Namen, die man noch schwerer einschätzen kann.
Über das DIY-audio.com-Forum stieß ich auf die Beiträge von Bud Purvine, dessen kleine Firma O/Netics (Kontakt) in Washington lokalisiert ist. Alles, was er schrieb, klang sehr fundiert und elaboriert, seine Produkte bekamen umfänglich sehr gute Bewertungen. Was die Entscheidung am Ende tatsächlich gemacht hat, ist wohl, dass ich es sehr respektiere, wenn jemand anderen Leuten hilft, ohne ständig mit dem großen Finger auf sich selbst zu zeigen. Auch der Kontakt gestaltete sich mehr als angenehm – Bud empfahl mir nicht das Teuerste, sondern das Günstigste aus seinem Programm. Auch das ein dicker Punkt auf der positiven Seite.
Die Übertrager kommen in verschiedenen Qualitätsstufen, wobei sich der Grundpreis von einer Stufe zur nächsten etwa verdoppelt. Ich stelle mir das ganze ein bisschen wie die Komplikationen bei Uhrmachern vor, komplexere Zusammensetzung der Dielektrika und komplexere Wickelungen, sowie besseres Kernmaterial kosten Geld. Ich entschied mich aus den drei offerierten Stufen für die Mittlere, damit der kleine Das-Beste-Schreihals in meinem Kopf die Klappe hält. Mehr war geldmäßig einfach nicht drin, da zu den Kosten der Transformatoren auch noch hundert Dollar Versand kommen. Bud sagte 8 Wochen Produktionszeit voraus und war fast auf den Tag genau fertig – wenn man deutsche Handwerker gewohnt ist, eine erfrischende Neuerung.
Die Übertrager wurden nach meinen Spezifikationen für KT88 im Push-Pull-Betrieb mit Ultralinear-Anzapfungen gewickelt. Mit 100W wurden sie ausreichend überdimensioniert. Das Kernmaterial ist M3 Silikateisen, auf amorphe Kernmaterialen wird absichtlich verzichtet – warum, erklärt Bud sehr umfänglich in mehreren Posts hier. Auch andere Firmen wie z.B. Hashimoto verzichten aus diesen Gründen auf die Verwendung von amorphem Kernmaterial. Der Spulenkörper ist allerdings wie bei vielen anderen Highendherstellern nicht aus Pappe, sondern aus Plastik. Dazu schrieb mir Bud:
I am using the chopped glass fiber filled Nylon bobbin as the basis for creating a dielectric circuit. There are two wraps of Mylar film, 0.005″ thick that are the final wrap. Within this enclosure, made of material with a dielectric constant of 3.5 are windings that are potted with a polyester resin also with a dielectric constant of 3.5. At the antenna barriers, from primary to secondary, you would find a Nomex / Mica paper dielectric barrier with a dielectric constant of 2.2. Building in this fashion forces the motile electrons out of the primary and secondary winding bodies and causes them to accumulate at the antenna barrier instead. This in turn allows for a much more complete E Field information transform across those barriers. This is that odd „charging“ period you are about to experience. I do this to force the transformer to retain and transform more information than a typical audio transformer will allow.This combined with our core construction method that provides a large measure of passive demagnetization for after a B Max saturation point allows the core to track the back half of the wave form, rather than sit in saturated polarization until an opposite H force is applied. Transformers built in this fashion have no crossover distortion and are flat i phase and frequency response to beyond 40 kHz at any power level. I do mean flat, + / – 0 db from 20 to 40 kHz. They also have smooth impedance characteristics below 20Hz and will not oscillate, ever.
Zu deutsch:
Ich benutze mit gehackter Glasfaser gefüllte Nylon-Wickelkörper als Basis zur Herstellung eines dielektrischen Bauelements. Es gibt zwei Wicklungen aus Mylar-Film, 0,13mm dick, als Endwicklung. Innerhalb dieser Abtrennung aus einem Material der Dielektrizitätskonstante 3,5 sind die Windungen in Polyesterkunstharz eingebettet, das auch eine Dielektrizitätskonstante von 3,5 hat. An den Antennenbarrieren, zwischen primärer und sekundärer Wicklung, findet sich dielektrische Barriere aus Nomex/Glimmer-Papier der Dielektrizitätskonstante 2,2. Diese Art der Konstruktion zwingt die motilen Elektronen, die primären und sekundären Windungen zu verlassen und sich statt dessen an der Antennenbarriere zu akkumulieren. Dies wiederum sorgt für eine viel vollständigere Übertragung der E-Feld-Informationen über diese Barrieren. Dies macht sich als komisch klingende „Einspielzeit“ bemerkbar, die Du feststellen wirst. Ich tue dies, um den Übertrager dazu zu zwingen, mehr Informationen zu erhalten und zu transportieren, als dies in der Regel möglich wäre. Kombiniert mit unserer Kernkonstruktionsmethode, die eine große Menge passiver Demagnetisierung hinter dem Punkt der B max Sättigung erlaubt, wird erreicht, dass der Kern die hintere Hälfte der Wellenform verfolgt, anstatt gesättigt herumzusitzen, bis eine entgegengerichtete H-Kraft anliegt. Transformatoren, die auf diese Weise gebaut werden, besitzen keinerlei crossover-Verzerrung und besitzen eine flache i-Phasen- und Frequenzantwort bis über 40kHz auf jedem Leistungsniveau. Und damit meine ich flach, also +/- 0 dB von 20 bis 40kHz. Sie haben ebenfalls eine sehr sanfte Impedanzcharakteristik unterhalb von 20Hz und werden niemals oszilieren.
Als letztes einige Bilder der Übertrager, so wie sie aus der Schachtel kommen. Die Glocken sind dafür vorgesehen, nachlackiert zu werden. Besonders bemerkenswert finde ich die Stoffummantelung des Kerns, die ich .. traue ich mich, das zu sagen? – durchaus sexy finde.
31. März 2010 um 13:45
[…] Washington, die mir einige Leute als Geheimtipp empfahlen. (Vorstellung der Übertrager findet sich hier) Gute Transformatoren kommen sonst z.B. noch von Reinhöfer, Retro Sound, Trafo-Baule, IG […]
7. Dezember 2012 um 19:51
Hallo, was ist denn aus deinem Röhrenverstärker geworden? 🙂
7. Dezember 2012 um 20:06
Ist fertig und funktioniert. Nur den Artikel dazu hab ich .. äh .. sagen wir mal .. etwas verschleppt. 😛
Wird beizeiten nachgereicht. Braucht noch etlich Arbeit, die Skribanz.
7. Dezember 2012 um 20:18
da bin ich ja mal gespannt, ob du mit der Leistung und dem Klang zufrieden bist. Wenn ja, würde ich den nachbauen. 🙂
8. Dezember 2012 um 15:20
So viel kann ich schon mal vorweg nehmen:
Meine Suche nach dem endgültigen Verstärker ist zuende. Die Dinger sind großartig.
4. Juni 2017 um 20:59
Bitte bitte Herr Grau,
vervollständigen Sie die Schritte 5 und 6 damit ich Ihren sagenumwobenen, endgültigen Röhrenverstärker nachbauen kann und in Frieden dahinscheiden kann…
7. Juni 2017 um 11:02
Zusammenbau wird nicht kommen, ich habe das nicht dokumentiert und es ist ein zu großes Thema, als dass ich die Zeit finden könnte, das wirklich abzuhandeln. Der Schaltplan ist da, die Teile sind festgelegt – man nehme beides und kombiniere es. Tut mir leid, dass das ganze so antiklimaktisch endet…