Recherchiert: F. Dick Messer stauchgeschmiedet
Es tut schon fast ein bisschen weh, diesen Artikel schreiben zu müssen, aber wat mutt dat mutt. Ein authorisierter Dick-Fachhändler bestätigte mir jetzt schriftlich, was ich nach genauer Ansicht schon geahnt hatte:
Friedrich Dick benutzt ebenfalls das Stauchschmiedeverfahren.
Wo die Rohlinge hergestellt werden, ist allerdings ein Firmengeheimnis. Da das Stauchschmieden von der
Fa. Zwilling J.A. Henckels patentiert ist, steht es entweder zu erwarten, dass der mir bis jetzt doch liebe Traditionshersteller aus Deizisau die Rohlinge von dort zukauft oder sie in Lizenz selbst herstellt. Da aus letzterem aber vermutlich kein Geheimnis gemacht werden würde („Fertigung im eigenen Hause“), darf man Ersteres getrost annehmen.
Dick ist durch diese Art von Irreführung als Messerempfehlung für mich dann auch gestorben. Ich habe meinen Kaufratgeber entsprechend angepasst.
Ich rate hiermit klar von dem weiteren Kauf von Friedrich Dick-Messern ab.
Wer auf sein Messer „geschmiedet“ draufschreibt und die Klinge stanzt, ist ein Betrüger. Dass die Materialeigenschaften dadurch weniger ideal sind, ist die eine Seite. Dass die Firma die Leute für dumm verkauft, ist die andere, die für mich persönlich genauso wichtig oder sogar wichtiger ist.
Over and out.
5. April 2011 um 12:26
Danke für diesen Hinweis.
Ich hab zwar kein Messer dieser Firma, aber dank dieses Artikels werde ich diesen Fehler auch def. nicht machen.
Gruß
Friedi
25. Juni 2014 um 00:35
Werden nicht fast alle Messer gestanzt? Also auch die meisten Japaner oder guten Europäer wie Herder? Zumindest hab ich das mal in einem Film aus Solingen gesehen…
Gibt es qualitative Unterschiede zwischen den Verfahren?
25. Juni 2014 um 16:50
Es schaut so aus: Zwilling, Dick, Wüsthof und Böker stauchschmieden, die Klingen sind also gestanzt. Alle anderen deutschen Hersteller (und Victorinox) verarbeiten gesenkgeschmiedete Rohlinge von Julius Kirschner und Sohn, Solingen. Die japanischen Messer westlicher Machart sind ausnahmslos gestanzt, der Kropf wird angesintert.
Zum Thema Qualitätsunterschied muss man sagen: Gesetz dem Fall, dass die Wärmebehandlung gut ist, gibt es für den Stahl keinen Unterschied. Ist das nicht der Fall, ist ein geschmiedeter Rohling überlegen. Das spielt aber prinzipiell keine große Rolle. Ich habe da einige Bruchbilder zu gesehen und musste meine langjährige Meinung zu dem Thema ändern. Es ist vielmehr störend, dass die Messer als „geschmiedet“ bezeichnet werden, wenn sie es technisch gesehen nicht sind. Das ärgert mich, deshalb unterstütze ich das nicht.
28. August 2020 um 12:11
Erstens ist nur das Ergebnis relevant – und da sind die Dick-Messer hervorragend. Zweitens sollte man nach Messerserie unterscheiden. Die 1905 werden sicher etwas anders gefertigt, als die Metzgermesser. Und Drittens ist stauchgeschmiedet technisch gesehen nicht schlechter als gesenkgeschmiedet. Gestanzt wird auch bei gesenkgeschmiedeten Messern, denn irgendwie muss das überstehende Material ja entfernt werden. Es gibt auch Stauchschmiedeverfahren, die mit Gesenk arbeiten. Freiformgeschmiedet ist wohl keines der massengefertigten Messer. Hierzu muß man zu einem rein handwerklich arbeitenden Messerschmied gehen. Das ist dann aber auch nochmal eine ganz andere Preisklasse. Und ob die Funktionalität am Ende besser ist, kann man auch nur im direkten Vergleich erfahren.
Fazit: Bevor man hier nicht genau weiß, WIE die Firma Dick arbeitet, sollte man sich mit Empfehlungen oder Nicht-Empfehlungen zurückhalten. Was nützt es, wenn ein Messer gesenkgeschmiedet ist, es aber schlechter funktioniert, als ein stauchgeschmiedetes? Jedenfalls sind beides geschmiedete Messer.