Archiv für Juni, 2018

Technik, die begeistert: Französisches Omelette

Posted in Essen & Trinken, smile and look alive on 26. Juni 2018 by Herr Grau

Ich habe in letzter Zeit ein bisschen an einer neuen Obsession gebrütet: Nachdem ich Rührei und pochierte Eier perfektioniert habe, blieb noch der letzte Endgegner unter den Eierspeisen: Das klassische französische Omelette. Wenn ich Leuten erzähle, dass ich daran gerade arbeite, kommt ziemlich unisono „Wat heiß‘ hier du kanns‘ kein Omelett – Eier in Pfanne, fertig!“ … Leider ist es ganz so einfach dann doch nicht.

IMAG5530.jpg

Tatsächlich kann ungefähr jeder ein paar Eier in die Pfanne tun, schlagen und hart werden lassen. Nur hat das mit einem klassischen Omelette ungefähr so viel zu tun wie Donna Versace mit guter Chirurgie. Ein Omelette soll innen cremig und feinkörnig sein und außen fluffig ohne jede Bräune, damit das Ei keinstenfalls zäh oder fest wird. Da die Zubereitung notorisch schwierig ist und viele verschiedene Fähigkeiten auf einmal abfragt, gilt das Omelette in vielen großen Küchen bis heute als Einstellungstest.

Es gibt eine Referenzanleitung von dem großen Papa Bär der französischen Technik, Jacques Pepin:

 

Es stören mich daran lediglich zwei klitzekleine Sachen: Man braucht eine Omelettepfanne mit makelloser Haftbeschichtung; das Herumkratzen mit der Gabel rollt mir die Zehennägel hoch. Und ich bin zweitens offenbar zu blöd dafür, was das größere Problem darstellt.

Am Anfang steht die Pfanne. Ohne eine Pfanne der richtigen Größe mit jungfräulicher Antihaftbeschichtung braucht man gar nicht anfangen. Die Ränder sollten die richtige Form haben, der Boden ausreichend dick sein. Meine Wahl fiel auf eine Tefal 20 cm Jamie Oliver, 22 cm ginge auch für ein etwas dünneres Omelette. Dazu brauchen wir einen Silikonspachtel oder eine Holzgabel.

Diese Pfannengröße ist für drei Eier gedacht, was meines Erachtens für eine Person eine gute Größe ist. Wir schlagen also drei Eier mit einer Gabel in einer Schüssel auf, bis sie völlig gleichmäßig durchmischt sind. Dabei sollte nicht zu viel Luft eingeschlagen werden, was mir immer herzlich egal ist. Zu den Eiern kommen Salz und Pfeffer sowie bei Bedarf Kräuter – ich liebe Schnittlauch. Wer die Möglichkeit hat, nimmt Enten-Eier, diese gelten als das Nonplusultra in Omelettes. Ansonsten kommen nur die allerbesten Hühner-Eier in Frage, die es für Geld und gute Worte gibt.

Ich stellte nach ein paar Fehlversuchen mit zu grober Eistruktur und gebräunten Böden oder noch zu flüssigem Ei innen fest, dass andere Quellen das ganze deutlich langsamer zubereiten. Wenn man in einem Restaurant in zwei Stunden fünfhundert Omelettes auf short order raushauen muss, ist es sicherlich gut, das ganze wie Monsieur Pepin zu beherrschen. Der Koch zuhause hat eine Minute mehr.

Um genau zu sein bereite ich das Omelette am Anfang genau wie mein Rührei zu: Ei-Mischung mit einem ordentlichen Stück Butter in die Pfanne auf hohe Hitze und dann rühren bis das Ei anfängt anzusetzen. Vom Feuer, immer rühren, aufs Feuer .. Usw, bis ein feinkörniges Rührei entstanden ist. Dann lasse ich das ganze kurz setzen, löse die Ränder und falte es hinten ein (Das wäre der Punkt, an dem man das Omelette vom Feuer runter füllen kann – mit den Mengen aber bloß nicht übertreiben). Dann klopfe ich es wie der Großmeister mit gekippter Pfanne zum Rand und falte auch die andere Seite um. Schließlich muss man es nur noch auf den Teller stürzen und ist im Genuss eines der großartigsten ‚einfachen‘ Gerichte dieser Welt.

Das ganze braucht ein bisschen Übung und Widmung. Ich fand die Reise aber ausgesprochen spannend und die Ergebnisse den Aufwand mehr als wert.

Tafelspitz mit Meerrettich-Sauce, Kartoffel-Stielmus-Püree und vietnamesischen Mixed Pickles

Posted in Essen & Trinken, smile and look alive on 18. Juni 2018 by Herr Grau

IMAG5470
Wenn mal ein paar mehr Freunde gleichzeitig an meinen Tisch finden, würde der gesunde Verstand empfehlen, dass man sich an bewährte Rezepte hält, sodass alles seidenweich läuft und man die unangenehme Überraschung vielleicht ausnahmensweise mal vermeiden kann. Mein Verstand funktioniert leider anders. Zu welchem größeren Anlass auch immer – es muss herumexperimemtiert werden. Wenn ihr schon meine Gäste seid und ich euch bewirte, dann seid gefälligst auch meine Versuchskaninchen!

Dieses Gericht ist ein typisches Beispiel, wie sich ein Plan beim Einkaufen erst entwickelt. Schöner Tafelspitz in der Auslage? Dann machen wir Meerrettich-Sahne-Sauce dazu. Es ist Stielmus-Saison, das wollte ich immer mal ausprobieren. Vermutlich mit Kartoffeln gut. Und vielleicht.. Pilzen? Dazu ein Salat. Oder wollte ich nicht immer mal ein paar vietnamesische Pickles zu machen probieren? Plötzlich ist der Einkaufswagen voll und man weiß gar nicht, wie einem geschieht.

Tafelspitz salzen, pfeffern und bei 56,5°C für 9h zum sous vide baden schicken. In Butterschmalz sehr heiß anbraten. Kurz ruhen lassen, aufschneiden.

IMAG5461IMAG5465

Meerrettich reiben und mit Sahne verrühren. Rettiche sind sehr variabel in ihrer Schärfe, probieren tut daher not. S+P, Schnittlauch, Petersilie, optional Zitronenschale.

Kartoffelpüree wurde ja schon in der Tiefe behandelt. Es gibt eigentlich nur zwei Geheimnisse: Nicht stampfen, sondern mit einer Kartoffelpresse machen. Und mehr Butter einziehen, als für den spröden Teutonen moralisch vertretbar ist – ich peile das halbe Gewicht der Kartoffeln an. In französischen Kochbüchern geht es bis zu Verhältnissen von eins zu eins. Der Franzos weiß wo geht. Viel Muskat, S+P, ein bisschen Pimenton, fertig ist das beste Püree aller Zeiten. Ich habe eine Champignon-Duxelles untergezogen, dafür pürierte Champignons in Butter runter kochen, bis das Wasser größtenteils raus ist. Zu den Kartoffeln kam die selbe Menge Rübstiel, den ich eine halbe Stunde in Brühe gekocht und gehackt habe. Den Rübstiel muss man sehr gut waschen, ansonsten knirscht es kräftig. Welke und zu derbe Blätter und die Wurzel entfernen, grob kleinschneiden und kochen. Nach dem Hacken gut ausdrücken, ansonsten wird das ganze zu wässrig.

IMAG5450IMAG5453IMAG5456

Die Mixed Pickles orientieren sich an dem Standardrezept für vietnamesische Every Day Pickles (Đồ Chua): Gemüse nach Wahl auf der Mandoline nicht zu dünn reiben – bei mir Gürkchen, Radieschen, Chili, Schalotten, Frühlingszwiebeln und Fenchel – und mit einer Mischung aus 200 ml Reisessig, 1 l Wasser, 3 EL Zucker und 2 EL Salz übergießen – ich habe auch noch Senfsaat und Pfefferkörner zugegeben – und mindestens einen Tag stehen lassen. Je länger sie stehen, desto mehr Charakter entwickeln sie. Also nicht zu lange stehen lassen, ansonsten werden sie irgendwann so charakterstark, dass die Schulpflicht eintritt und eine Steuererklärung nötig wird.

IMAG5466

Das ganze war fraglos applauswürdig. Über Nacht ist das Kartoffel-Stielmus-Püree allerdings leicht säuerlich geworden, was mir gar nicht gepasst hat. Es geht einfach nichts über reinen Kartoffelbrei… Der Tafelspitz war ausgezeichnet (hätte sogar noch ein paar Stunden mehr vertragen..), die Meerrettich-Sahne-Sauce passte dazu wie die Faust aufs Auge. Vielleicht könnte man mit noch mehr Kräutern, z.B. Estragon und Kerbel da noch ein bisschen mehr raus holen. Und die Mixed Pickles sind großartig. Schnell gemacht, super knackig, erfrischend und für alles mögliche einsetzbar. Ich ahne nächste Woche ein paar Bánh Mì. Als Nachtisch gab es noch Buttermilcheis mit Rum-Erdbeeren – aber dazu an anderer Stelle mehr…

Crêpes

Posted in Essen & Trinken, smile and look alive on 2. Juni 2018 by Herr Grau

IMAG5295.jpg

Wenn man schon die neue Crêpe-Pfanne schwingt und Galettes macht  gibt es natürlich dann auch noch ein paar Crêpes – gefüllt mit Nutella und zartbitteren Schokostreuseln. Da ich auch mit dem Rezept herum probiert hatte und dieses jetzt gut funktioniert hat, halte ich es mal fest:
10 Crêpes: 125g Mehl, Prise Salz, 30g Vanillezucker vermischen, dann 250ml Milch, 2 Eier, Schuss Weinbrand oder dunklen Rum und 25g geschmolzene Butter einschlagen. Mindestens 15 min quellen lassen, idealerweise 1 Stunde im Kühlschrank. Ausbacken bei mittelhoher Hitze. Hier ist das Dünnziehen mit einem gewässerten Holzstab ziemlich unumgänglich. Wenn man buttert bekommen die Crêpes eine eher blasige Struktur. Im Gegensatz zu den Galettes geht es aber auch ohne Butter ohne Probleme.