Lieber Facebook-Nörgeler…

Gerade durfte ich wieder in einem Forum über einen Aufschrei des alarmierten Deutschen stolpern, es wurde sich echauffiert über so genannte „Facebook-Partys“.
Ich bin jung und ich bin im Facebook – und ich weiß nicht einmal, was es mit diesen Facebookpartys auf sich hat. Man kann und muss tagtäglich einen ganzen Haufen Schwachsinn ignorieren; dass eher früher als später auch Facebook ein Ort für die Ausübung dieses Talents sein würde, war angesichts der Tatsache, dass 675 Millionen Menschen dort teilnehmen, jetzt nicht unbedingt verwunderlich. Ein paar Deppen dürften – fernab jeder Erfahrung mit dem Internet jetzt mal rein statistisch – schon dabei sein.

Wer nichts besseres zu tun hat, als bei der schieren Nennung des Namens „Facebook“ reflexartig von „Informations-Stasi“ zu brüllen, hat vermutlich in früherer Kindheit mal einen mit dem Klavier an den supracervicalen Hohlraumbegrenzer gekriegt. Du bekommst eine einmalige und sehr gut funktionierende Dienstleistung und zahlst dafür mit privaten Informationen – aber nur mit jenen, die du preisgeben willst. Es steht kein Mann im grauen Trench vor deiner Tür, wenn Du dein Geburtsdatum nicht veröffentlichst und du wirst auch nicht ohne Prozess interniert, weil du keine Fotos von dir hochlädst. Und wenn du dich irgendwo bewirbst und auf deinem Facebookprofil sind Bilder, wie du dich bar und eigenurintrinkend von einem betrunkenen Zwerg auspeitschen lässt, dann bist du einfach nur ein Trottel, das ist nicht die Schuld von welchem Sozialportal auch immer, das du dich zu nutzen entschieden hast. Es ist deine Schuld, und deine ganz allein.

Leute, die dann anfangen zu nörgeln, sind oft die selben, die sich auch beschweren, wenn ihr Passwort „1234“ geknackt wird und dann vehement fordern, dass man von den Seiten zu sichereren Passwörtern gezwungen werden soll. Wer nicht von sich aus vernünftige Passwörter verwendet, kann sich auch nicht mit dem Argument, er verstünde von Technik nichts, herausreden. Trottel, sonst nichts, und zwar derart, dass man sie von öffentlicher Seite aus mit Schildern kennzeichnen müsste, zum Schutz der Restallgemeinheit. Für solch eine Regel könnte ich mich schon mit Leib und Seele erwärmen.

Zu guter letzt bleibt noch, die Leute zu adressieren, die Dinge wie Facebook „aus Prinzip“ nicht nutzen wollen. Ja, man sollte nicht jede Neuerung per se als toll feiern und sich hinein stürzen – es gibt mit Sicherheit genug Neuerungen von zweifelhaftem Wert. Innovationen aber kategorisch abzulehnen, ist genauso stupide und spricht von einem missverstandenen Sinn von Retrocoolness ( – wenn man nicht gerade kategorischer Reaktionär mit funktionierendem, ich wiederhole: funktionierendem philosophischem Überbau ist).
Zum Mitpinseln: Nein, du bist nicht cool oder interessant, weil Du Facebook ablehnst – alles, was du bist, ist auf dem Weg, ein verschrobener alter Mann zu werden.

Und es wäre ja nun kein meiner würdiger Text, wenn es nicht mindestens irgendwo völlig überhebliche Prophetie gäbe. Also:
Wahrlich, ich sage Euch: Was es gibt, ob alt, ob neu, will sowohl mit Bedacht betrachtet, als auch genutzt werden, wenn denn für gut befunden!
So einfach ist das.

2 Antworten zu “Lieber Facebook-Nörgeler…”

  1. Johannes Says:

    Danke, dass du den Reaktionär noch mit eingebaut hast.
    So finde auch ich mich in diesem Text wieder.

    Was den philosophischen Überbau angeht entscheide ich mich bei dieser Gelegenheit für das allseits verwendbare Rechtfertigungsplugin „Ich fand es schon von Anfang an scheiße, also hab ich es gleich ganz bleiben lassen.“

    • Herr Grau Says:

      Yeaaaaah, that dont work… Alleine, dass ich für dich und zwei andere Leute immer Extrawürste braten muss, lässt den inneren Hass auf genau diese Scheiße schön gären…

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