Archiv für Juni, 2015

Geld gegen Essen – Acacia (Münster)

Posted in Geld gegen Essen - Restaurantnörgeleien on 7. Juni 2015 by Herr Grau

(aus Übersichtsgründen vorgezogenes) Prädikat: Einen Besuch wert

Ich liebe Sushi, ich glaube, darüber habe ich mich ausreichend ausgelassen. Umso glücklicher war ich, als ich neben den vielen Utility-Sushi-Restaurants, die für mich einfach meistens eher eine Übung in Gleichmut denn Anlass zum Genuss sind, ein hochqualitatives, gut geführtes japanisches Restaurant gefunden habe. Es liegt extrem versteckt am Friedrich-Ebert-Platz, also da, wo sich Friedrich-Ebert-Straße und Theißingstraße teilen. Ich hätte es ohne das Internet im Leben nicht entdeckt, auch von außen praktiziert es typisch japanisch Bescheidenheit und Demut – vermutlich zu ihrem direkten Schaden, aber so ist es nun mal mit Prinzipien. Ich hoffe, dass sie auf die dadurch ausbleibende Kundschaft nicht angewiesen sind.

Hat man das Acacia einmal reserviert, gefunden und betreten, so stellt man erst einmal zufrieden fest, dass sich hier ein geschmackvoller Innenarchitekt mit einem vernünftigen Budget austoben durfte und das Restaurant nicht die Verwirklichung von Eile durch einen Gastrogroßzulieferer war, wie es bei asiatischen Restaurants nur zu oft der Fall ist. Dass der Laden ein bisschen arg zwischen einem Izakaya und einem formalen Restaurant zwittert, sieht man ihm gerne nach. Man kann entweder an der Bar sitzen und direkt am Koch essen oder sich ganz entspannt in eines der baulich clever abgetrennten Séparées setzen und dort genau das richtige Maß an Gemütlichkeit und Privatsphäre genießen. Die Auswahl wechselte zwischen meinen Besuchen deutlich; ob die Karte einfach überarbeitet wurde oder ob tatsächlich fortlaufend saisonal gearbeitet wird, vermag ich nicht zu sagen. Ich habe beide Male Sushi gegessen und das übrige Essensangebot ignoriert. Das mag ein Fehler gewesen sein, auch das kann ich nicht beurteilen. Sushi allerdings, soviel darf verraten werden, kann das Acacia. Es ist ohne große Anstrengung das beste Sushirestaurant, in dem ich in Deutschland bis jetzt gewesen bin.

Die Atmosphäre ist sehr angenehm, das Essen wirklich gut, der Service war zügig und freundlich (man ruft den Kellner mit einem Knopf auf dem Tisch, eine Einrichtung, die sich unbedingt überall durchsetzen sollte). Für die Kombination bezahlt man dann auch nicht unbedingt wenig. Für den kleinen Snack zwischendurch ist das Acacia sicherlich nichts, auch Pfennigfuchser sollten sich den Besuch zweimal überlegen. Ich finde aber, dass der Aufenthalt seinen Preis jedes mal wert war. Ich werde fraglos wiederkommen – zu gegebenem Anlass.

Wertung:
Essen: 9/10
Service: 9/10
Sauberkeit: 10/10
Preisgestaltung: 7/10
Ambiente: 9,5/10

Gesamtergebnis: 5 von 5 Vanilleeiskugeln mit Senf und Gürkchen


Acacia

Friedrich-Ebert-Platz 2
48153 Münster

Telefon: 0251-527995

Öffnungszeiten:
Dienstag und Mittwoch 12:00 bis 14:00 und 18:00 bis 22:00 Uhr
Donnerstag bis Samstag: 18:00 bis 22:00 Uhr

Geld gegen Essen – Les Cedres (Münster)

Posted in Allgemein on 7. Juni 2015 by Herr Grau

lescedres(aus Übersichtsgründen vorgezogenes) Prädikat: Ausgezeichnet

Ich ärgere mich sehr häufig über Restaurants, wenn ich das Gebotene besser, schneller und günstiger zuhause hätte machen können. Diese Gefahr besteht bei diesem libanesischen Restaurant wirklich nicht: Das Hauptaugenmerkt liegt auf Mäsa, der libanesischen Spielart von Meze. Es kommen zahlreiche kleine Teller mit Spezialitäten – wollte man das zuhause nachkochen, hätte man den Tag nichts mehr vor. Die Karte enthält eine große Auswahl kalter und warmer Kleinigkeiten, einige Hauptgerichte und drei Varianten der Mäsa, wovon eine vegetarisch und damit uninteressant ist. Primär kann man die Mäsa, die offensichtlich das Hauptgeschäftsmodell bilden, in normal (Lubnanieh) und luxus (Les Cédres) bekommen. Wir haben mit drei Personen zwei der normalen Varianten und einige zusätzliche Sachen bestellt, was eine sehr gute Idee war; so bekamen wir zusätzlich zu Hummus, Labne, Mtabbal, frittierten Hefetaschen, Hühnerflügel und verschiedensten Salaten auch die extrem empfehlenswerten Falafel und das Lammtartar, ohne das ich jetzt auch nie wieder nach Hause gehen kann. Die geschmorten Lammzungen waren gut, sind aber beim nächsten mal verzichtbar. Dass es soviel Brot dazu gibt, wie man essen kann, versteht sich von selbst. Wenn man mit den Mäsa durch ist – und man schon ziemlich satt ist – passieren noch zwei erwähnenswerte Dinge: Erstens kann man nachbekommen, die Kellner ermutigen einen geradezu. Das gehört zum Konzept und natürlich bezahlt man das mit, aber man fühlt sich trotzdem gut behandelt. Und zweitens hat man im Normalfall übersehen, dass noch eine große Platte mit Fleischspießen kommt. Die Orgie hat gerade erst begonnen.

Günstig ist die Nummer nicht. Dafür ist die Qualität der Speisen durchgehend sehr hoch, alles schmeckt ganz ausgezeichnet, der Service ist schnell und sehr nett und man hat im Normalfall noch genug Essen für eine weitere Mahlzeit, das natürlich gern eingepackt wird. Ich fühlte mich nicht einen Moment, als hätte ich für irgendwas zuviel bezahlt. Ich werde auf jeden Fall wiederkommen –  das nächste mal mit noch mehr Leuten, damit wir noch mehr kleine Köstlichkeiten probieren können.

Eine Reservierung ist schon empfehlenswert, der Laden ist meistens voll.

Wertung:
Essen: 9,5 /10
Service: 9,5 /10
Sauberkeit: 9 /10
Preisgestaltung: 8 /10
Ambiente: 8 /10

Gesamtergebnis: 5 von 5 Vanilleeiskugeln mit Senf und Gürkchen

Restaurant Les Cedres

Warendorferstraße 161
48145 Münster
Telefon: 0251-9226629

Öffnungszeiten: Täglich 17:30 – 24:00Uhr

Hochland Käse Griller „Klassik“

Posted in Essen & Trinken, Getestet on 2. Juni 2015 by bic_mac

Buch Herbert, 3,24: „…kommste vonne Schicht, watt bessres gibbet nich, als: ne Currywurst.“

Und sehet, ich kam von der Schicht. Und glaubet, ich trug diese Worte in meinem Herzen als ich durch den REWE wandelte. Und fraget: Warum zur Hölle hast du dann dieses Lebensmittelersatzstoffimmitat gekauft?!

Man verzeihe mir diese Einleitung mit leichtem Pathos, aber während ich diese Zeilen schreibe überkommt mich eine tiefe Demut und ich stelle mir fortwährend die gleiche Frage. Soweit ich meinen Gedankengang rekonstruieren kann, muss er ungefähr wie folgt gewesen sein: „Och Abendessen wäre nett. Vielleicht lecker Nürnberger Rostbratwürstchen? Oder mal wieder einen gescheiten Ofenkäse? Oh! Was ist das? Käse in Wurstform? Mal ausprobieren.“ Drei Warnsignale auf der Vorderseite der Verpackung ignorierte ich sträflich:

  1. Den Hinweis: „OHNE FLEISCH“
  2. Die Bezeichnung „Klassik“ neben dem Aufdruck „NEU“
  3. Das Deppenleerzeichen in der Produktbezeichnung

Ad unam: Merke: Wenn ein Lebensmittel, welches traditionellerweise aus Tier besteht, mit dem Aufdruck „OHNE FLEISCH“ versehen ist, dann kann etwas nicht stimmen. In diesem Fall: Würste sind in Wurstform, damit sie Würste sind und kein Hackbraten. So einfach. Biomüll in Wurstform hingegen wird nicht zu Wurst, sondern zu getarntem Biomüll.
Ad secundam: Der Widerspruch ist offensichtlich. Es ist ja nicht so, als gäbe es seit 1623 die Zunft der Käsegriller, welche in althergebrachter Weise aus Käse, Sahne, Natriumascorbat, Calciumalginat und anderen natürlichen Zutaten in mühsamer Handarbeit Würste klöppeln und sich in langer Zeit eine „klassische“ Herstellungsmethode entwickelt hätte.
Ad tertiam: Käse Griller?! Seriöslich?

Man kann es sich an diesem Punkt sicher denken: Die Dinger sollten nicht gegessen werden und nur unter ständigem Rühren in den Sondermüll verklappt werden. Dem vom Nachbarn natürlich, das Zeug frisst sich selbst durch emailliertes Blech. Geschmacklich stand ein Laufschuh nach einem Marathon Pate, die Haptik orientiert sich stark an einem lange benutzten Küchenschwamm.
Das nächste mal doch lieber wieder nen echten Fettbolzen.