Archive for the Geld gegen Essen – Restaurantnörgeleien Category

Kulinarische Ausschweifungen auf Mallorca

Posted in Essen & Trinken, Geld gegen Essen - Restaurantnörgeleien, Getestet, smile and look alive on 16. Oktober 2018 by Herr Grau

Ich war – wie der aufmerksame Leser weiß – vorletzte Woche auf Mallorca. Neben einem ziemlich anstrengenden Kongress bin ich nicht nur auf einer Moto Guzzi V7 III über die Insel gedonnert, sondern habe auch ausgesprochen gut gegessen.

Erster Abend bei C’an Toni. Leckeres Essen, uriger Laden und sehr nette Kellner. Wir haben viel zu viel bestellt, die Portionen sind ordentlich. Jedes Hauptgericht kommt mit Pimentos del Padron, die muss man echt nicht extra bestellen. Ich hatte vom Spanferkel, der Hausspezialität. Das Fleisch war ausgesprochen zart und saftig, die Kruste nicht mein Fall.

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Im Sa Ximbomba in der Nähe von Palma kann man sehr schön auf einer verzauberten kleinen Terrasse in einem ruhigen Vorörtchen sitzen. Leider ging der Ofen an dem Tag nicht, weshalb wir nur ein paar Tapas gegessen haben. Die Pizza soll angeblich sehr gut sein.

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Die alte Regel, dass man dahin gehen soll, wo die Einwohner Schlange stehen, trifft voll auf das Restaurante La Parada Del Mar in Palma zu. Es gibt vorne eine Theke mit fantastisch frischen Meeresfrüchten und Fisch und man kann sich aussuchen, wieviel man wovon möchte. Wir hatten Babytintenfisch, Sardellen und Babyaale frittiert, Razor Clams mit Kräuterbutter gedämpft, Kaisergarnelen gedämpft, eine Seezunge und ein Seeteufelfilet gebraten. Absolut großartig. Und das ganze für einen Preis, für den man hier nicht mal den rohen Fisch bekommt.

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Am Cafe Sa Plaça De Galilea kann man einen fantastischen Ausblick und die Ruhe eines Bergdörfchens genießen. Wir hatten Tapas, die waren sehr lecker. Zum warmen Essen kann ich nichts sagen.

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Wir waren in Palma zweimal Pizza essen, beide Neapolitanische Pizza. Kleiner und fraglos sympathischer war das Cibus an der Avinguda de Joan Miró. Die schelmischen Besitzer sind Italiener und immer für einen Scherz gut. Die Nutellapizza hinterher war zwar ein bisschen häretisch, aber extrem lecker.

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Die L’Artista Pizzeria ist ein deutlich größerer, professionellerer Laden. Zwar war der Service nicht perfekt (ich musste dreimal um eine Gabel bitten, während ich die Pizza schon hatte) und es ist draußen sehr laut, aber die Pizza war ohne Frage sehr gut.

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Auf meiner Motorradtour machte ich unter anderem Halt in einem netten kleinen Café in Puigpunyent, Ca Sa Nina. Nichts besonderes, aber sehr netter Service und ein guter Stop.

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Das beste kommt wie immer zum Schluss: Das Toque De Queda in Palma zeichnet sich hauptsächlich durch eine Theke mit Charcuterie und Käse erster Güte aus. Aber auch die hausgemachten Gerichte sind der Wahnsinn. Der Oktopus mit Kartoffelmus und das Zucchinicarpaccio waren fantastisch – den Oktopus haben wir direkt noch mal bestellt. Der Laden ist sehr muckelig und das Personal großartig.

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Testgeesst: Five Guys in Essen

Posted in Essen & Trinken, Geld gegen Essen - Restaurantnörgeleien, Getestet, smile and look alive on 3. Januar 2018 by Herr Grau

Eine der renommiertesten Burgerketten der USA –  direkt nach In&Out und Shake Shack – hat den Sprung nach Deutschland gemacht. Und natürlich ist es mal wieder der heißeste Jazz wo gibt. Barrack Obama ist ein Fan, ouh lala. Junge Menschen überschlagen sich, derdiedas Socialmedia glüht. Es soll sehr hochwertig machen, alles frisch und schön und fantastisch, dabei schnell und bezahlbar. Fast Food gone good. Wir kamen, das Wunder zu schauen.

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Der Burger war sehr ordentlich, der beste Fast Food Burger, den ich hier bis jetzt hatte. Die Buns könnten etwas mehr nach richtigem Brot schmecken. Die Patties sind natürlich dünn und well done, aber ich finde das absolut verständlich – und es passt zu diesem Typ Burger. Sie schmecken saftig und nach Muhhh. Die Toppings waren frisch, richtig dosiert und sehr lecker. Der Käse ist ein hochveredeltes, schmelzverstärktes Produkt, was nicht mehr als gut und richtig ist.

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Die Fritten sind in Ordnung, leider nicht mehr. Sie hätten fraglos krosser sein dürfen. Das ist das Problem mit frisch gemachten Fritten – im Winter werden sie leider schlechter, weil Winterkartoffeln einfach für Fritten nichts sind. Hier würde ich sagen: Besser gut gekauft als leicht suboptimal selbst gemacht. Die Portionsgröße wurde deutlich dadurch erhöht, dass die Tüte am Boden noch voller Fritten war. Die kleine Portion war dadurch absolut ausreichend. Majo und Ketchup gab’s von Heinz – gute Wahl. Selbstgemacht ist hier meiner Erfahrung nach immer schlechter. Einen Shake hab ich nicht probiert.

Es gibt nur eine Getränkegröße und unbegrenzte Refills. Insgesamt kein schlechtes Konzept, aber immer sofort ziemlich teuer. Die höchst modernen Automaten sind ziemlich Star Trek und geben einem nach Auswahl in einem Touchscreen-Menü alles aus der Cola Palette aus, was es nur gibt. Mindestens die Hälfte der Gäste ist allerdings heillos mit der Technik überfordert, weshalb es hier zu langen Wartezeiten kommt.

Apropos Wartezeit. Wir haben auf unsere zwei Burger mit Fritten gut und gerne zwanzig Minuten gewartet. Die gesamte Zeit steht man vor der Ausgabe und wartet mit allen anderen, dass die Nummer aufgerufen wird. Meine Herren, was für ein hochgradig schwachsinniges Konzept. Wenn die Nummern einfach auf einer Tafel angezeigt würden, könnte man sich einen Platz suchen und der arme Typ müsste sich nicht acht Stunden am Stück die Seele aus dem Leib brüllen.

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Letzter Punkt ist der Preis. Bacon Cheeseburger, kleine Portion Fritten und Getränk kamen auf 16,45€ (Burger 9,95€, Fritten klein 3,25€, Getränk 3,25€). Das ist mehr, als der lokale Hipster nimmt, der Fleisch und Gemüse von lokalen Bio-Bauern und das Brötchen vom lokalen Bio-Bäcker bezieht. Ziemlich happig.

Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass Brüste und Hintern nicht straffer, der Zwirn nicht plötzlich italienisch und der IQ nicht höher ist als vorher. Das Wunder blieb aus. Five Guys macht sehr ordentliches Essen, das Konzept nervt aber an einigen Stellen kräftig – und dafür ist das ganze einfach zu teuer. Halbe Wartezeit, 20% günstigerer Gesamtpreis, 95% weniger Geschrei und krossere Fritten – dann würde ich die Notenblätter für das Loblied aus dem Keller holen.

Geld gegen Essen – Canadian Diner & Cafe (Falkensee/Berlin Spandau)

Posted in Geld gegen Essen - Restaurantnörgeleien on 23. August 2015 by bic_mac

(aus Übersichtsgründen vorgezogenes)

Pädikat: kulturell wertvoll!

„Oh finstrer Dämon des Bösen!“ – Dieser Satz ist das vollständige Gedankenprotokoll jenes schicksalhaften Tages, an welchem mein redliches und schaffensreiches Leben im wunderbaren Westfalenland beendet wurde und ich, den Gesetzen des Kapitalismus folgend, in die Bundeshauptstadt migrierte. Jedoch ach, manch Tändelei hätte sonst nicht meine Seele berührt.

Canadian Diner & Cafe

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Geld gegen Essen – Acacia (Münster)

Posted in Geld gegen Essen - Restaurantnörgeleien on 7. Juni 2015 by Herr Grau

(aus Übersichtsgründen vorgezogenes) Prädikat: Einen Besuch wert

Ich liebe Sushi, ich glaube, darüber habe ich mich ausreichend ausgelassen. Umso glücklicher war ich, als ich neben den vielen Utility-Sushi-Restaurants, die für mich einfach meistens eher eine Übung in Gleichmut denn Anlass zum Genuss sind, ein hochqualitatives, gut geführtes japanisches Restaurant gefunden habe. Es liegt extrem versteckt am Friedrich-Ebert-Platz, also da, wo sich Friedrich-Ebert-Straße und Theißingstraße teilen. Ich hätte es ohne das Internet im Leben nicht entdeckt, auch von außen praktiziert es typisch japanisch Bescheidenheit und Demut – vermutlich zu ihrem direkten Schaden, aber so ist es nun mal mit Prinzipien. Ich hoffe, dass sie auf die dadurch ausbleibende Kundschaft nicht angewiesen sind.

Hat man das Acacia einmal reserviert, gefunden und betreten, so stellt man erst einmal zufrieden fest, dass sich hier ein geschmackvoller Innenarchitekt mit einem vernünftigen Budget austoben durfte und das Restaurant nicht die Verwirklichung von Eile durch einen Gastrogroßzulieferer war, wie es bei asiatischen Restaurants nur zu oft der Fall ist. Dass der Laden ein bisschen arg zwischen einem Izakaya und einem formalen Restaurant zwittert, sieht man ihm gerne nach. Man kann entweder an der Bar sitzen und direkt am Koch essen oder sich ganz entspannt in eines der baulich clever abgetrennten Séparées setzen und dort genau das richtige Maß an Gemütlichkeit und Privatsphäre genießen. Die Auswahl wechselte zwischen meinen Besuchen deutlich; ob die Karte einfach überarbeitet wurde oder ob tatsächlich fortlaufend saisonal gearbeitet wird, vermag ich nicht zu sagen. Ich habe beide Male Sushi gegessen und das übrige Essensangebot ignoriert. Das mag ein Fehler gewesen sein, auch das kann ich nicht beurteilen. Sushi allerdings, soviel darf verraten werden, kann das Acacia. Es ist ohne große Anstrengung das beste Sushirestaurant, in dem ich in Deutschland bis jetzt gewesen bin.

Die Atmosphäre ist sehr angenehm, das Essen wirklich gut, der Service war zügig und freundlich (man ruft den Kellner mit einem Knopf auf dem Tisch, eine Einrichtung, die sich unbedingt überall durchsetzen sollte). Für die Kombination bezahlt man dann auch nicht unbedingt wenig. Für den kleinen Snack zwischendurch ist das Acacia sicherlich nichts, auch Pfennigfuchser sollten sich den Besuch zweimal überlegen. Ich finde aber, dass der Aufenthalt seinen Preis jedes mal wert war. Ich werde fraglos wiederkommen – zu gegebenem Anlass.

Wertung:
Essen: 9/10
Service: 9/10
Sauberkeit: 10/10
Preisgestaltung: 7/10
Ambiente: 9,5/10

Gesamtergebnis: 5 von 5 Vanilleeiskugeln mit Senf und Gürkchen


Acacia

Friedrich-Ebert-Platz 2
48153 Münster

Telefon: 0251-527995

Öffnungszeiten:
Dienstag und Mittwoch 12:00 bis 14:00 und 18:00 bis 22:00 Uhr
Donnerstag bis Samstag: 18:00 bis 22:00 Uhr

Geld gegen Essen – Bun Bites Beef (Münster)

Posted in Geld gegen Essen - Restaurantnörgeleien on 16. März 2015 by Herr Grau

BBBmsWer würde nicht ein paar Euro mehr ausgeben, um den Sprung vom Fast-Food-Burger zum liebevoll handgemachten Burger aus regionalen Zutaten zu machen? Gutes Fleisch, Galloway-Rind optional, lokales Gemüse, münsteraner Bäcker, die meisten Saucen im Haus gemacht? Hör mal! Bei so einer Einleitung, was soll schon schief gehen? Wer dieses Blog liest, weiß, dass diesem Satz zuverlässig Katastrophen folgen.

Wir waren mit sechs Leuten in der relativ frisch in Münster etablierten Burgerschmiede. Reservierung ist unverzichtbar, wie auch das erste Projekt der Besitzer, Teilchen & Beschleuniger, ist der Laden zu allen brauchbaren Zeiten mit jungen Leuten überfüllt, die mit „hip“ sehr wohlwollend umschrieben sind. Macht ja nichts, ich bin alt und verbittert, das kennen wir schon. Um diese lohnende Demographie anzusprechen, braucht es fraglos ein besonderes Händchen, besonders bezüglich der Erwirkung von Atmosphäre durch Dekoration. Im Fall des Bun Bites Beef heißt das weitgehender Verzicht auf Innenausbau, wie Kollege bic_mac trocken bemerkte. Ja, man starrt auf unverputzte Wände und unverkleidete Verrohrung, das ganze wird dann mit leicht abgerocktem Holz und bauhausigem Glas ausstaffiert. Geschmacksverirrte Justadolszente mögen das für fantastischen postmodernen Architekturstrich halten, ich nehme das Gesamtwerk als notwendiges Übel hin und hoffe, dass die Einsparungen an der Verstuckung an den Kunden weitergegeben werden. Ich muss da ja nicht wohnen. Solange der Rest stimmt, soll mir das reichlich wurscht sein.

Und da hapert es dann leider doch. Zwar sind die Burger gut durchdacht und gemacht, die einzigen Kritikpunkte sind, dass sie einen Tick zu klein sind und dass die Kellnerin zwar fragt, ob man seinen Patty medium oder well done haben will, die Antwort aber keinen Unterschied macht – in keinem der vier medium georderten Burger war auch nur ein Deut Rosa zu sehen. Die Fritten sind aber leider ein Totalausfall. Sie sehen sehr appetitlich aus, dunkelröstbraun, aber da hört es leider auch schon auf. Sie sind kein bisschen kross, sondern völlig labberig – was alleine schon eine ausreichende Totsünde ist – und auch noch völlig übersalzen. Ich bin ein erklärter Fan des Natriumchlorids, aber das war unvertretbar. Noch übler als die normalen Fritten waren die Süßkartoffelfritten versalzen, sie qualifizierten sich als schlicht unessbar.

Der Service, soviel kann man berichten, ist nett und zügig. Auch muss man sowohl Servierkraft als auch Küche das Kompliment machen, dass die deutlich verspätete letzte Teilnehmerin sowas von zackzack ihren Burger bekam, dass man dafür Extrapunkte vergeben muss. Allerdings wurde so gut wie nicht auf unsere Kritik eingegangen und für die drei vollständig liegen gebliebenen Süßkartoffelfritten-Portionen nicht angeboten, dass sie nicht bezahlt werden mussten. Bitter, da gehen sie wieder hin, die Punkte.

Unterm Strich stimmen zwar viele Sachen im Bun Bites Beef, der gewaltige Fehltritt mit den Fritten hat dem Essen aber leider seinen Stempel aufgedrückt. Ich habe inzwischen auch mit Bekannten gesprochen, die an einem anderen Tag da waren und genau die gleiche Erfahrung gemacht haben. Ich möchte das Bun Bites Beef mögen, wirklich, es macht mit seinem regionalen Ansatz und seiner In-House-Herstellung vieles genau richtig. Es ist sympathisch, weil es aus der Münsteraner Gemeinschaft heraus gewachsen ist. Aber wenn man nur Burger und Fritten macht, dann sollte man verdammtnochmal sicher stellen, dass beides sehr gut ist. Fritten gehören außen kross und innen fluffig. Punkt. Zu wenig Salz ist nicht gut, aber dreitausend mal besser als zu viel. Ausrufeschiffshorn. Wer nicht weiß, wie man Fritten richtig macht, der hat es doch nach einer Minute im Internet herausgefunden: Die richtige Kartoffel schneiden, halbe Stunde wässern und zweimal bei 130-140° und 170-180° frittieren. Wie schwer ist das denn bitte! Gottnocheins. Ne, ich bin regelrecht sauer. Ich wollte sie doch mögen…

Wertung:
Essen: Burger 8 /10, Fritten -13 / 10
Service: 8 /10
Sauberkeit: 9 /10
Preisgestaltung: 8 /10
Ambiente: 4 /10

Gesamtergebnis: 2,4 von 5 Vanilleeiskugeln mit Senf und Gürkchen

Bun Bites Beef
Wolbecker Straße 50
48155 Münster
Telefon: 0162-5128161

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 12 – 24Uhr

Geld gegen Essen – Boccadoro (Göttingen)

Posted in Geld gegen Essen - Restaurantnörgeleien on 24. Februar 2014 by Herr Grau

(aus Übersichtsgründen vorgezogenes) Prädikat: Wunderbar

boccadoroBis jetzt war die Szene der italienischen Restaurants in Göttingen schlicht und einfach ziemlich bemitleidenswert. Ein paar Klischeeitaliener gibt es, einige sind ganz erträglich, aber im Endeffekt mussten sich alle sogar vom Vapiano ausstechen lassen. Das ist hat jetzt zum Glück ein Ende.

Dario Ciniglio ist gerade mal 23 Jahre alt, aber er kann kochen. Er hat seine Ausbildung im Gauss bei Jaquelin Amirfallah gemacht, dem einzigen Restaurant in Göttingen, das wenigstens irgendwann mal einen Stern hatte. Trotz seines jungen Alters hat Dario das Risiko auf sich genommen und mit viel Geld in den Räumen des alten Cartoons am Albanikirchplatz eine schön und hell eingerichtete, kleine Trattoria eröffnet. Während der Sohn hinten kocht, macht Vatter Salvatore vorne den Service und er schafft es dabei, freundlichen italienischen Charme zu versprühen ohne kitschig zu wirken. Punkte für Klasse rundum. Die Atmosphäre ist gelassen und unaufregt, aber durchaus mit einem gewissen Standard, der sich nicht aufdrängen muss. Einige Sachen verstehen sich einfach – ordentliche Gläser, schöne Teller, sauberes weißes Leinen. Der Service ist durchgehend flott, freundlich und flexibel. Das Essen kommt schnell und ist ohne Ausnahme von durchgehend sehr guter Qualität. Das Rad wird hier bestimmt nicht neu erfunden, stattdessen gibt es einfache, gute Dinge makellos ausgeführt – mir persönlich deutlich lieber als an ihrem Anspruch krepierende Prätention. Eine ordentliche Weinauswahl komplimentiert das Menü.

Alles, was man im Endeffekt sagen muss, ist, dass ich in den letzten drei Wochen seit meiner Entdeckung des Restaurants inzwischen vier mal da gewesen bin und alle meine Freunde schon dorthin geschlört habe. Ehrlich, persönlich, angenehm, charmant und qualitativ hochwertig – was will man mehr?

Wertung:
Essen: 9,5 /10
Service: 9,5 /10
Sauberkeit: 10 /10
Preisgestaltung: 8 /10
Ambiente: 9 /10

Gesamtergebnis: 5 von 5 Vanilleeiskugeln mit Senf und Gürkchen

Restaurant Boccadoro
Albanikirchhof 5-6
37073 Göttingen
Telefon: 0551-79778545

Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 12 – 15Uhr und 18 – 22Uhr, Sonntag 18 – 22Uhr

Eine kulinarische Reise durch .. Höxter

Posted in Geld gegen Essen - Restaurantnörgeleien on 2. Februar 2014 by Herr Grau

Okay, vielleicht sollte man einfach nicht versuchen, in einer ostwestfälischen Kleinstadt essen zu gehen. Scho recht. Aber wenn man dort eben zum Arbeitsdienst abgestellt ist und in einem Zimmer ohne mit modernen Messmethoden feststellbaren Kochmöglichkeiten einquartiert ist, so sieht man sich in offenkundiger Not. Es ist nämlich so, dass man oben Essen einfüllen muss, gleich der Umstände. Die Krankenhauskantine bot zwar ein Assortment von mindestens zwei frittierten Speisen, aber auf Dauer treibt es einen dann doch in die wartenden Arme der ansässigen Gastronomen. Als guter Deutscher suchte ich natürlich auf allen einschlägigen Internet-Portalen Kritiken heraus. Soweit nicht anders angegeben, haben irgendwie alle Restaurants der heutigen Zeit fünf Sterne. Gefühlt sogar mehr. Wie es um diese Bewertungen steht?
Zur Sache also, auf dass ein für alle mal geklärt sei, warum Ostwestfalen von der kulinarischen Landkarte gestrichen werden darf.

Pizzarella, Obere Mauerstraße 9
Die Kritiken waren wirklich vielversprechend. „Super“ sei’s bei „dem Olli“, da könne „jeder Italiener einpacken“. Ich stand noch am Anfang meiner Reise und suchte den Laden mit einer gewissen freudigen Erwartung auf. Ich mag Pizza, wer dieses Blog auch nur ein bisschen liest, weiß das. Okay, ich bin obesessiv – schuldig. Und mit „netter, einzelner, liebevoller Pizzabäcker“, „schöner Fachwerkbau“ und „Holzofen“ waren bei mir alle wichtigen Worte gefallen, um die Hormone in Wallung zu bringen. Entsprechend war die Erwartungshaltung: Was kann bei so einer Konstellation schon schief gehen! Naja .. alles, wie sich rausstellen sollte.
Gutes zuerst: Der Laden ist wirklich wunderschön, der Besitzer (es ist wirklich eine One Man Operation, normalerweise kriegt man dafür von mir schon die Gloria gesungen) ist freundlich, es brennt ein hübscher Holzofen. Aber .. meine Augen täuschen mich doch nicht? Unter 250° zeigt das Thermometer. Und: Was bei Zeus mächtigen Bart reitet bitte diesen Täter, Vollkornpizza zu servieren? Weiß .. weiß der denn nicht, dass das nicht funktioniert? Nicht funktionieren kann?! Ein böse Ahnung beschleicht mich, aber da ich schon bestellt habe, beschließe ich, dem Schicksal eine Chance zu geben. Wie erwartet braucht die Pizza fast 20 Minuten und ist dann völlig vertrocknet. Der Vollkornteig ist ein kompakter Keks, denn der Mangel an Gluten macht es unmöglich, damit luftige Böden hinzukriegen. Backen 1-0-1, das. Dass der Schinken kleingeschnittene Pressware ist, macht die Sache nicht unbedingt besser. Wie gesagt: Der Fall ist ob meiner Erwartungen besonders tief, ich war den Tränen nah. Abschließende Gedanken: Naja, immerhin das Bier ist gut (König Ludwig). Kann der rurale Fale eben nicht Pizza backen. Hätte man auch eher drauf kommen können.

Pizzeria La Casa, Am Markt 5
Okay, wenn es der Ostwestfale nicht kann, vielleicht der universell gut bewertete Italiener in der Innenstadt? Ich komme an und ein rappelvoller Laden verspricht, dass es hier etwas zu haben hat. Ich mach das mal kurz: Imbisspizza. Metro-Teiglinge in Schwarzblech mit überwürzter Tomatensauce und Gouda. Ich wollte schreien. Wenn der Allemanne das Wie nicht weiß, aus reiner Ignoranz, dem schieren genetischen Unvermögen, dann ist das eine Sache. Aber eine italienische Familie, die sowas tut, DIE tut das wissend. Keine Entschuldigung, keine Gnade. Sprengen, den Laden.

Restaurant Lion, Stummrigestraße 14
Mein Mut, noch einmal italienisch zu probieren, lag wimmernd am Boden (und die einzige Pizzeria, die ich noch zu probieren gewillt gewesen wäre, das „dell’Arte“, hatte Betriebsferien). Es musste also was anderes her. Warum nicht einmal kräftige Halse und ab in die Richtung .. Thailändisch / Indisch?.. Wenn sowas dran steht, warum drehe ich eigentlich nicht auf dem Absatz um und mache was anderes, sinnvolleres? Dachrinne sauber, beispielsweise? Es muss der Zwölfstundentag gewesen sein, der mir derartig das Hirn vernebelt hatte, dass ich mich an einem Montag (von allen Tagen!) dort einfand. Ich war vorerst der einzige Gast. Auch das gibt zu denken, aber ich bestelle trotzdem mutig ein Lammcurry. Die Gewissheit über das, was sich demnächst im meinem Leben zutragen wird, habe ich, als kurz nach dem Verschwinden des Kellners lautstark eine Mikrowelle angeht. Es gesellt sich noch ein Lehrerehepaar in den Speisesaal und macht leider das Dach auf. Es purzeln also fröhlich axtmordbefördernde Dummheiten durch den Raum, während ich auf mein s.g. „Essen“ warte. Die kurz nach dem verräterischen „Ding“ des Wellenherds aufgetragene Schale enthält etwas grob Rotbraunes mit irgendwie Fleisch. Schmeckt ambulant nach gar nichts, alles. Der einzige Grund, warum ich unverzogener Miene die 14€ für Speis wie Trank löhne, ist die grimme Gewissheit, dass die bei Crôm verfluchten Lehrerersatzextraktdarsteller das gleiche werden über sich ergehen lassen müssen. Das „Ding“ verrät’s.

Dynastie, An der Kilianikirche 12
Was also tun, beim Schöpfer, dem allmächtigen und schelmisch auf mich grinsenden? Asiatisch. Das geht immer. Ich habe natürlich mal wieder die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Das Buffet, in dessen Richtung wir rüde gedrängt werden, sieht mit seinen fahl beleuchteten Warmhaltetheken und dem darin vor sich hinschwitzenden Pamps so unappetitlich aus, dass wir ála Carte bestellen. Das Essen ist zwar irgendwie .. essbar, aber nichts, worüber man ein Wort verlieren würde. Und dass die Bedienung wirklich ausgemacht schlecht und unfreundlich ist, versteht sich ja fast von selbst. Das gehört in Ostwestfalen so.

Ritmo, Weserstraße 11
Von meinem Oberarzt bekam ich die Empfehlung, mir mal das Ritmo anzuschauen. Dort solle man angeblich Tapas bekommen und außerdem sei es da schön. Dieses selbstbehauptete „andalusische Restaurant“ findet sich im Ratskeller. Höxter hat eine Menge traumhafter Altbauten und dieser Gewölbekeller ist sicherlich eine der Kronen. Und wie immer, wenn es ein Stück wundervolle, altdeutsche Architektur gibt, kommt irgendeine Arschgeige und stellt Palmen und kitschige pseudospanische Kunstsurrogate rein. Und verkauft dann da zu überteuerten Preisen tapa-ähnliche Dinge. Okay, der Service ist nicht schlecht. Und dass Tapas nicht wie in Andalusien umsonst sind, daran hat man sich ja auch schon gewöhnt. Hier darf man sich denn aber für reichlich, reichlich Schotter diverse, supereinfache und deutlich zu sauer angemachte Bohnen oder Sardinen oder diverse frittierte Kleinigkeiten aussuchen. Wir hatten auch noch den schlechten Sinn, eine Paella zu bestellen, die mit „pampige Reispfanne ohne nennenswerten Geschmack“ recht vollständig beschrieben ist. Hab ich erwähnt, dass es sehr teuer ist?…

Strullenkrug, Hennekenstr. 10
Wat, also, fragt man sich, kann der Ostwestfale? Doch wohl gutbürgerlich wenigstens? Ein Schnitzel über das heiße Fett feuern, ist das wohl schaffbar? Ich nehme an einem sehr sonnigen, äußerst wohlfeilen Spätnachmittag im Biergarten Platz. Es ist sehr gut besucht und sehr schön. Die Resignation in meinem Magen getraut sich sogar einen vorsichtigen Schritt zurück. Ja, Schnitzel, Kroketten, Rahmsauce. Alles frittieren außer die Sauce, bitte, und ausreichend. Den Aufpreis für Kalbsfleisch nehme ich auf mich, ich will es wissen. Es dauert schon etwas, dann kommt es meiner Wege. Das Schnitzel ist zu klein und dick, aber noch in Ordnung. Die Sauce ist zu wenig, aber noch in Ordnung. Die Kroketten sehen sehr gut aus. Ich genieße die Sonne und das Treiben und esse mit einstudiertem Gleichmut mein Schnitzel. Unter meinen Erwartungen, deutlich unter meinem Standard, aber für Höxter ziemlich gut! Das ist auch der Grund, warum ich dort ein zweites mal mit Freunden einkehre – schiere Alternativenlosigkeit. Dabei muss ich leider das Buffet unter meine Augen nehmen, bei dem es mir einmal mehr ein bisschen anders wird. Die Bestellung des Bekannten und Erprobten bringt oben genanntes Mahl, diesmal aber sans ausreichend frittierte Kroketten. Was soll ich dazu noch sagen?

Höxter ist eine erstaunlich schöne Stadt. Dieser gesamte Bereich Deutschlands scheint auf Grund von durchschlagender Bedeutungslosigkeit völlig vom Krieg verschont worden zu sein. Entsprechend ist jedes zweite Haus in der Innenstadt richtigerweise denkmalgeschützt. Leider kann man offensichtlich einfach nicht essen gehen. Die örtlichen Restaurantbesitzer nudeln mit einer Boshaftigkeit nicht wenig ähnlich sehenden Determination furchtbarsten Fraß in die das Procedre scheinbar großartig findenden Höxteraner, dass es nur so schallt und johlt. Entsprechend darf ich dann wohl doch dankbar sein, dass mein Aufenthalt zeitlich befristet war und schließlich zu einem glücklichen und verdienten Ende kam, bevor die oben umrissene Realität meiner Existenz ein ebensolches bereiten konnte.

Geld gegen Essen – Bullerjahn (Göttingen)

Posted in Geld gegen Essen - Restaurantnörgeleien, Getestet on 4. Januar 2014 by bic_mac

(aus Übersichtsgründen vorgezogenes) Prädikat: AUF KEINEN FALL!

Der Herr Grau hatte geladen und alle folgten weisungsgemäß. Es ward geschotten und gespiesen wie es sich gehört. Selbstverfreilich war am nächsten Morgen ein saftiges Mahl für die ca. 30 von Feierei geschlauchten Menschen von Nöten. Das (der?) Bullerjahn sollte dieses Mahl bereitstellen, ist es doch gemeinhin das Geschäftsmodell eines Restaurants, gegen Bezahlung Speis und Trank zu offerieren. Sauber auf Kies gefurzt! Dieser Laden ist der neue Goldstandard für schlechte Restaurants! Beleuchten wir das ganze nach Segmenten, um zu verhindern, dass etwas vergessen wird, oder ich mich so sehr in Rage schreibe, dass ich mit Fäkalien um mich werfe. Weiterlesen

Geld gegen Essen – Vapiano (Münster & Göttingen und etliche mehr)

Posted in Geld gegen Essen - Restaurantnörgeleien on 16. März 2013 by Herr Grau

(aus Übersichtsgründen vorgezogenes) Prädikat: Sehr gut

Das einzige Restaurant wohl, das ich sowohl in Münster als auch in Göttingen getestet habe und dabei wird es auch vermutlich bleiben. In Göttingen findet sich die örtliche Niederlassung gegenüber des Audimax am Heinz-Erhard-Platz am Eingang der Innenstadt, die Münsteraner Dependence ist schon alteingesessen gegenüber der Königspassage an der Königsstraße. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass so gut wie jeder, der in einer Stadt mit einer Vapiano-Filiale lebt, dort schon mal gegessen haben wird. Aber sei’s drum, die Welt besteht ja nicht nur aus Aachen, Augsburg, Berlin, Bielefeld, Bochum, Bonn, Braunschweig, Bremen … Sahnemotten! 56 Vapiano-Restaurants zähle ich alleine in Deutschland und die Zahnräder der internationalen Expansion drehen sich auch schon mit beeindruckender Geschwindigkeit, 72 internationale Vapiani .. Vapianoi .. Vapianetten zählt die Liste, von den Arabischen Emiraten bis Südkorea, von Canada bis Taiwan – die Filialaufzählung des Unternehmens singt sich schöner als die deutsche Nationalhymne. Habe ich die 15 Neueröffnungen für Zwanzigdreizehn erwähnt?..

Big Corporate Franchise also. Und das Ganze ist in den letzten paar Jahren passiert. Ich kann mich noch erinnern, dass es nur eine Handvoll Vapianos gab, als das in Münster eröffnete. Man kann nur hoffen, dass der Moloch nicht zu groß wird und die fraglos früher oder später aufkommende Idee, einfach an der Qualität zu sparen, nicht unkontrollierbar wird. Denn im Moment ist der Grund für den Erfolg klar: Qualität, Preis, Ambiente.

Die Idee ist bestechend: Warum sind alle Ketten eigentlich immer in marginal ondulierender Stärke scheiße? Unklar, denn feste Franchise-Konzepte sind gerade darin gut, eine bestimmte Qualität zu garantieren. Das dachten sich wohl auch die Gründer der Vapiano-Kette und beschlossen, man könnte das doch einfach auch mal anders machen. Das Ambiente wird von qualitativ anmutenden Holzmöbeln in zeitlos modernem Design und cleverer, warmer Beleuchtung geprägt. Es gibt keine Kellner, man holt sich seinen Kram selbst und zwar bei Köchen, die vor den Argusaugen der Kundschaft offenbar frische Dinge zu guten Speisen zubereiten. Ein Dialog ist möglich, auf Sonderwünsche kann dynamisch eingegangen werden. Italienisch diente sich an. Es gibt Pizza und Pasta – keine „Secondi Piatti“ – flankiert von ein paar Salaten und Antipasti. Einfach, dafür gut. Wenige Gerichte, überall einheitliche Karten und zentral festgelegte Specials, daher große Margen, daher guter Preis. Dass man bei der Zubereitung zuschauen kann, stärkt das Vertrauen in der Qualität des Essens drastisch. Und leider, liebe andere Restaurants, sind Zutaten wie Rezepte von genau so professionell hohem Standard wie sie aussehen. Die Köpfe hinter dem Konzept haben die Knackpunkte genau ausgemacht: Die Pasta wird im Haus selbstgemacht und getimt gekocht. Die Nudeln sind einfach nur perfekt. Die Pizza des Vapiano Münster könnte die beste in der Stadt sein. Alle Zutaten sind einfach, dafür gut, genauso, wie die Italiener das seit Jahrhunderten vormachen. Das Ambiente ist angenehm, alles ist immer pikobello sauber. Kurz: Es hat einen Grund, dass es mich, vor die Wahl gestellt, wieder und wieder ins Vapiano zieht – die Alternative, nämlich die eingesessene Individualgastronomie, ist einfach schlechter.

Okay, es soll kein völliger Lobgesang werden, denn es gibt natürlich auch Nachteile. Zum einen reicht der konstruierte Charme eben auch nur so weit. Die diskrete Güte des Vapianos ist besser als die diversen Idiosynkrasien vieler Restaurants, aber es ist auf jeden Fall mehr drin. Gerade die geistigen Kinder überzeugter Einzeltäter zeigen einem immer mal wieder, dass es eine ganz andere Klasse von Charisma geben kann. Und leider werden die Vapianos ihres skandinavomodernen Chics hauptsächlich von aufgejazzten BWL-Studenten frequentiert, wodurch einem bei der Umschau gerne mal etwas der Apetit vergeht. Konzepthalber sitzt man auch durchaus öfter mit den Gurkennasen an einem Tisch und darf dann live und in Farbe der selbstkritiklosen Oberflächlichkeit der ansässigen Peek&Cloppenburg-Dronenschaft lauschen. Der Klientel folgt dann auch noch der nervige Lounge-Elektro. Und ja, die Nudelportionen sind chronisch ein bisschen zu klein.

Aber wie gesagt: Ich kann nur hektisch mit den Armen wedeln und darauf hinweisen, dass es eben die allermeisten Anderen schlechter machen, beim Ambiente, beim Preis, bei der Qualität oder eben einfach bei allem. Deswegen ist das Vapiano so erfolgreich und wenn es einfach so weiter macht, dann wird das auch so bleiben. Es ist, alles in allem, Systemgastronomie, wie sie sein sollte.

Wertung:
Essen:  9 /10
Service:  9 /10
Sauberkeit: 10 /10
Preisgestaltung:  9 /10
Ambiente:  7 /10

Gesamtergebnis: 5 von 5 Vanilleeiskugeln mit Senf und Gürkchen

Restaurant Vapiano
u.A. Königsstraße 53
48143 Münster
Telefon: 0251-1625 ext. 193

u.A. Weender Landstraße 1
37073 Göttingen
Telefon: 0551 500800
und viele mehr. Für eine genaue Auflistung der Restaurants:
http://www.vapiano.de/

Öffnungszeiten Münster: Täglich 10:00–1:00 Uhr, Küche bis eine Stunde vor Ende
Öffnungszeiten Göttingen: Sonntag bis Donnerstag 10:00–24:00 Uhr, Freitag & Samstag 10:00-1:00Uhr, Küche bis eine Stunde vor Ende

Geld gegen Essen – Salvatore Trattoria (Göttingen)

Posted in Geld gegen Essen - Restaurantnörgeleien on 11. März 2013 by Herr Grau

(aus Übersichtsgründen vorgezogenes) Prädikat: Seinen Preis nicht wert

Wer vom Teutschen Theater die vermutlich nach Dr. Rudolf Gernod Theater benannte Straße in Richtung Stadt herunter trottet, mag in einer dünkelen Nacht zu seiner Linken große, freundlich leuchtende Fenster widerscheinen und den hungrigen Wanderer zur Einkehr verheißen sehen. Über der Tür spricht es von einer „Trattoria“, im Inneren zeichnet ein Holzofen für das schöne Licht mitverantwortlich. Was soll da noch schiefgehen? Besser: Wo soll ich anfangen?..

Ja, das Ambiente ist recht ordentlich. Der Kellner italienert, im linken Teil des Restaurants gibt es sogar ein paar Echtholzbalken und die Teller sind groß und schön. Und nein, das Essen ist nicht per se schlecht. Aber was Mutti und Vatti uns zu lange verschwiegen haben, ist, dass auch Mangel mehr als die Summe seiner Teile sein kann. Es sind die kleinen Dinge, die sich am Ende zu einem deutlich fahlen Nachgeschmack summieren, zum Beispiel, dass ein bestelltes Pils in einem Weinglas gebracht wird. Auch nicht Weißwein, nene, Rotweinkelch. Muss ja atmen und Kohlensäure stört insgesamt den Biergenuss auch nur. Entsprechend ist es auch schon etwas schal, als es am Tisch ankommt. Leitungswasser wird auf der Karte mit 1€ für ein kleines Glas ausgezeichnet. Das Gefühl, im eigenen Land wie ein dummer Gringo behandelt zu werden, zementiert sich, wenn das Essen kommt. Fast zehn Euro für einen Teller verkochter Pasta mit zu saurer Tomatensauce, in die jemand gnädigerweise eine händisch abzählbare Menge an Rindfleischstreifchen, offensichtlich Abschnitte aller Art und Form, gegeben hat. Acht Euro für eine Pizza, die wirklich keinerlei Profit aus dem Holzofen zieht. Acht Euro für wiederum überkochte Pasta mit Lachsstücken in Sahne. Keine Sauce, einfach Sahne. Dass der Kellner mich noch durch den halben Speisesaal maßregelt, ich möge doch meiner Freundin die Jacke abnehmen, ist mehr die Kirsche obenauf.

Wenn ich diese Erfahrung bei einem Italiener gemacht hätte, wo die Speisen die Hälfte gekostet hätten, wäre das eine Sache. Aber durchschnittliches bis unterdurchschnittliches Essen hinter hohen Preisen und feinem Porzellan zu verstecken, sowas geht mir wider die Natur. Es scheinen sich viele Leute mit offenbar insuffizienten Geschmacksknospen davon blenden zu lassen – mich sieht der Laden so schnell nicht wieder, wo in der Nähe günstigerer Parkgelegenheiten Rimini, Rialto und Vapiano möglich sind.

Wertung:
Essen:  5 /10
Service:  7 /10
Sauberkeit:  10 /10
Preisgestaltung: 3 /10
Ambiente: 8 /10

Gesamtergebnis: von 3 von 5 Vanilleeiskugeln mit Senf und Gürkchen

Salvatore Trattoria
Theaterplatz 10
37073 Göttingen
0551 488 ext. 6130