Geld gegen Essen – Canadian Diner & Cafe (Falkensee/Berlin Spandau)
(aus Übersichtsgründen vorgezogenes)
Pädikat: kulturell wertvoll!
„Oh finstrer Dämon des Bösen!“ – Dieser Satz ist das vollständige Gedankenprotokoll jenes schicksalhaften Tages, an welchem mein redliches und schaffensreiches Leben im wunderbaren Westfalenland beendet wurde und ich, den Gesetzen des Kapitalismus folgend, in die Bundeshauptstadt migrierte. Jedoch ach, manch Tändelei hätte sonst nicht meine Seele berührt.
Und so verschlug es mich auf einer sonntäglichen Radtour jenseits der Landesgrenzen der Bundeshauptstadt in ein Kleinod, welches von einer seltsamen Hybris geprägt ist: Einerseits ist die öffentliche Verkehrsinfrastruktur seit der Zeit des zweiten großen Krieges nicht mehr erneuert worden, andererseits führt günstiges Bauland zu zahlreichen Fertighausneubauten.
Dort erblickte ich zufällig, dass eines der individuellen Massenprodukte nicht den anderen gleicht. Versteckt sah ich den Schriftzug „Canadian Diner & Cafe“. Da mir der Kanadier bisher außerhalb des Wassersports noch nicht unangenehm aufgefallen ist und ich den Mut bewundere ein Restaurant ohne Namen zu führen, packte ich mein Weib und meinen Koch für eine Pioniermission nach Brandenburg.
Es gilt auf so einer Mission einige liebgewonnene Annehmlichkeiten zu entbehren. So wären dies zum Beispiel: Kartenzahlung, gepflasterte Parkplätze oder eine Personalmenge > 1. Letzteres allerdings sollte der Qualität des Lokals eher zuträglich sein, handelt es sich doch tatsächlich um einen echten, des deutschen nicht mächtigen Kanadier. Dieser drückt einem direkt beim durchschreiten der Einfamilienhaustür das laminierte Menu in die Hand, welches schnell gelesen und bei genauerer Betrachtung gänzlich überflüssig ist. Cheeseburger avec Poutine wird gegessen! Zunächst zur Pflicht: Selbstgemachte Burgerpatties, damit ist alles nötige gesagt. Und nun: die Kür! Poutine! Pommes, Gravy, Käsebruch, Bacon. In der Reihenfolge. Cholesterin bombt den Geist ins Nirvana. Was die wenigsten wissen: Der Erfinder dieses Gerichts war ein gewisser Siddhartha Gautama, welcher 490 v. Chr. nach einer Methode zur Gänsemast suchte und versehentlich den Buddhismus begründete. Und in der zuvor beschriebenen und bis heute gültigen Form wird dieses Sakrament auch hier gereicht. Die Wirkung setzt prompt ein und das grenzdebil-seelige Grinsen begleitet den Pionier bis zurück in die Heimat, in der er sich auf der heimischen Couch dem süßen Schmerz des herbeigefressenen Herzinfarktes hingibt.
Zusammengefasst: Keine high Class, aber einfach gutes Essen.
Wertung:
Essen: 9/10
Service: 7/10
Sauberkeit: 10/10
Preisgestaltung: 9/10
Ambiente: 6/10
Gesamtergebnis: 4 von 5 Vanilleeiskugeln mit Senf und Gürkchen
Canadian Diner & Cafe
Spandauer Straße 59
14612 Falkensee
Öffnungszeiten: Di-So: 12:00 Uhr – 21:00 Uhr
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