on 14. Oktober 2009 by Herr Grau
Meine Herangehensweise an viele Dinge ist die eines waschechten DIYers (DIY = Do It Yourself).
Einrichtungsgegenstände, Möbel, Computer, Hifi-Geräte – es liegt nicht nur daran, dass ich konstant über meinen Verhältnissen lebe und deswegen sparen muss, wo ich kann, ohne auch nur einen Deut Abstriche an der Qualität zu machen bereit zu sein, ich empfinde es als großartig, etwas mit seinen eigenen Händen erschaffen zu haben. Mit Recht ist der Erschaffer stolz auf sein Werk und stellt sich so bewusst abseits des Prahlers, dessen einziger Verdienst der Kauf ist.
Einmalig, günstig und hochqualitativ? Mach es Dir selbst.
Gerade im Hifi-Bereich lässt sich richtig Geld sparen. Wer sich ein gutes Paar Boxen selber baut, braucht sich über dieses Thema nie wieder Gedanken zu machen. Ein Design z.B. von Udo Wohlgemuth mit Eton-Chassies wird selbst von pekuniär weit fünfstelligen Modellen des Fertigmarktes kaum übertroffen werden – denn die Chassies und Bauteile werden ab einem bestimmten Punkt nicht mehr besser. Und wie viele zehntausend Euro man investieren kann und will für das bisschen Mehr Design, für unter Wasser von Zen-Mönchen mit dem privaten Gourmet-Deluxe-Wachsvorat ausgestorbener Bienenköniginnen blank gewichstes Holz, das bleibt dann am Ende Geschmackssache.
Auch bei Verstärkern kann man mächtig Geld retten. Gute Bauteile und ein solides Schaltungsdesign an der Hand, lässt sich für etwa 150€ ein Verstärker realisieren, der sich auch vor zehnmal so teuren Exemplaren nicht zu verstecken braucht. So einen Verstärker wollen wir heute bauen. Ich möchte hiermit eine Anleitung an die Hand geben, mit der jeder, der zwei Dräte zusammenlöten kann, einen hervoragenden Verstärker bauen kann. Kein Fachgesabbel – bzw. nur so viel wie nötig. Ich setze lediglich die Fähigkeiten zu Lesen und etwa 14cm weit zu denken, sowie das Vorhandensein eines Lötkolbens samt Lötzinn und eines Multimeters voraus. Kochrezept in Reinkultur.
Was zum SymAsym zu sagen ist, findet sich gebündelt hier. In aller Kürze: Es handelt sich um ein Monoblockdesign einer ClassAB-Endstufe mit etwa 100W pro Kanal an 4Ohm bzw. 60W an 8Ohm. Monoblock heißt, dass eine vollständige Kanaltrennung stattfindet. Rechter und linker Kanal bekommen jeweils einen kompletten eigenen Verstärker mit eigenem Netzteil. Das ist High-End, denn besser geht es nicht. So machen es auch die ganz Großen. Wenn man eine Festhalle beschallen will, muss man die Sache natürlich etwas anders angehen, aber für das heimische Wohnzimmer ist 100W selbst an Lautsprechern mit schlechtem Wirkungsgrad mehr als genug.
Also los.
Schritt 1
Alle hier aufgeführten Teile bei Reichelt zusammensuchen. Trafo gibt es bei Kessler Elektronik (Artikelnr. TRT 225VA 2X24V). Dazu kommen noch zwei Cinch-Buchsen und vier Bananensteckerbuchsen. Woher man die nimmt, ist egal. Außerdem sollte man sich noch zwei Lochrasterplatinen im Euroformat und zwei Kühlkörer bei Reichelt mitbestellen. Und wenn man will noch zwei LEDs (mit Vorwiderstand -> Google), Schalter und Kaltgerätebuchsen mit Sicherungshalter. Achso, eine Rolle 0,6er Silberdraht nicht vergessen. Jetzt aber los.
Schritt 2
Wenn man alles richtig gemacht hat, liegen jetzt Bauteile im Wert von etwa 50€ plus zwei Trafos für je 40€ vor einem auf dem Tisch.

Den Kram ordnet man nach Widerständen, Kondensatoren, Transistoren und anderem Zeug:

Den Besteckungsplan für die besagte Euro-Lochrasterplatine von CNet gibt es leider nicht mehr. Wir müssen uns leider dieser Tage wieder mit dem Schaltplan behelfen: http://www.lf-pro.net/mbittner/Sym5_Webpage/Images/Symasym5_2_eagle.GIF
Allem voran steht der Entschluss, die Transistoren nicht zu matchen. Das ist zwar etwas schluderig, spart aber irre viel Arbeit. Wenn man den Verstärker eines Tages mal richtig High-Beendigen will, dann kann man es auch immer noch nachholen. Wie man das macht, steht auch hier.
Schritt 3
Jetzt kommt also die Fleißkärtchenarbeit, nämlich das Bestecken der Platine mit den angegebenen Bauteilen. Die Bauteile werden eingesteckt, eingelötet und verbunden. Ich habe das etappenweise gemacht, würde aber in Zukunft eher alle Bauteile zuerst einlöten und die Verbindungen später machen.
Hier einige Bilder aus dem Verlauf:





Bei dieser Arbeit ist vor allem darauf zu achten, die Elektrolytkondensatoren richtig herum zu polen. Normalerweise ist das Minus fett darauf makiert. Die Transistoren müssen auch dringend richtig herum gesteckt werden, genau wie auf dem Besteckungsschema angegeben. Kreuzende Leiterbahnen werden mit Kupferlackdraht ausgeführt, einem mit Lack isolierten Draht.
Die externen Lötpunkte sind dort wie folgt bezeichnet:
IN = Eingangssignal, das ist der Pimmel vom Cinchstecker
IGND = Erde des Eingangssignals, das ist der Metallring um den Cinchstecker
OUT = Positiver Pol des Lautsprechers, das rote Lautsprecherkabel, ein eigener Anschluss
OUT_GND = Negativer Pol des Lautsprechers, das schwarze Lautsprecherkabel, auch ein eigener Anschluss
V+ = Positive Netzteilspannung
V- = Negative Netzteilspannung
VGND = Erde des Netzteils
Ich habe diese Eingänge erstmal einfach als Lötfahnen ausgeführt, ebenfalls die Anschlüsse für das Potentiometer.
Die Bauteile für das Netzteil haben mich noch nicht alle erreicht, ebenfalls nicht die Teile für das Gehäuse. Aber die Verstärker selbst sind fertig. Das ganze hat mich drei Nachmittage gekostet. Geübte Elektroniker dürften mit einem oder zwei hinkommen, Ungeübte müssen vermutlich einen Nachmittag mehr einkalkulieren.
So sehen die fertigen Platinen aus:


So Kinder, das war der erste Akt.
Im nächsten Teil werde ich den fertigen Verstärker mit eigenem Gehäuse und vollständigem Netzteil zeigen.
UPDATE: Hier geht es zur Abschlussbetrachtung
Anmerkung: Für den völlig Unbedarften habe ich noch ein Video bei Youtube rausgesucht, das zeigt, wie Löten funktioniert:
How To Solder – Video