on 11. Mai 2013 by Herr Grau

Fast ein Jahrzehnt habe ich mich über die bei meiner Familie sehr beliebten Besuche der örtlichen Chinarestaurants mit einem konstanten Strom an Bestellungen von Huhn in Currysauce gerettet. Ich bin kein Freund von Süßsauer, Krabenchips oder gebratenen Nudeln. Mehr aus Futterneid denn aus wirklicher Angeregtheit habe ich vor etwa einem Jahr mal beim gemeinsamen Lieferessenfressen den gebratenen Reis von einem Freund probiert. In dem Moment machte ein laut vernehmlich Klick und mein Leben war nicht mehr richtig bequemes selbiges von noch kurz zuvor.
Es gibt etwa 1,35 milliarden Menschen allein in China und es steht zu erwarten, dass es ähnlich viele Rezepte für gebratenen Reis gibt. Außer der Tatsache, dass Reis enthalten ist, der früher oder später angebraten wird, gibt es wirklich keine universellen Regeln. Nu ist es zwar gut möglich, dass eine weise alte Frau in einer Nebenstraße von Guangzhou etwas ganz und gar Unerwartetes tut, was zu einer hochgewaltigen Steigerung der Genussqualität führt, aber das macht für mich hier und jetzt wirklich keinen Unterschied – Ich bin primär erst mal süchtig nach dem Zeug, was sie hier um die Ecke machen. Und da steht ein recht klares Konzept hinter.
Es geht schnell, günstig und so gut wie idiotensicher. Auf an’s Werk!
Wir brauchen idealerweise einen Wok, aber eine große beschichtete Pfanne tut es auch. Hinein geben wir zwei Eier und etwas Öl. Oder Butter. Ja, Butter. Butter ist lecker, Ruhe im Puff jetzt. Bei ordentlicher Hitzezufuhr und ständigem Rühren erzeugen wir Rührei, und das wollen wir ordentlich feucht. Wenn das so weit ist: Raus aus dem Wok, beiseite stellen.
Jetzt das Bratutensil richtig saftig heiß werden lassen, ein bisschen Öl hinein und dann das Fleisch anbraten. Ich persönlich halte Rindfleisch im Moment für der Weisheit letzter Schluss, aber andere Leute bevorzugen Hühnchen, Schwein, Garnelen, Fisch, Tofu… Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt, auch Marinaden sind möglich. Lediglich die Größe der Stücke sollte etwa konstant sein und zwar derart zugeschnitten, dass man sie ohne weiteres mit dem Reis essen kann, ohne etwas nachher noch zerteilen zu müssen. „Mundgerechend“ ist das Wort der Wahl. Wenn wir mit dem Gargrad unseres Substrats zufrieden sind, kommt Reis hinzu. Jetzt wichtig, Blöcke und Stifte raus, mitschreiben: Der Reis muss abgekühlt sein, möglichst etliche Stunden im Kühlschrank. Sonst wird das ganze pampig und wir haben viel Budenzauber umsonst gemacht. Er sollte trocken und kalt sein. Menge? Nach Hunger. Eine Schale voll. Oder was da ist.
Gebraten wird bei maximaler Hitze, nach kurzer Zeit kommt auch das Ei wieder hinzu und wird sofort untergezogen. Der Reis sollte ständig in Bewegung gehalten werden, ab Eizugabe besteht latente Anbrenngefahr. Wenn wir mit dem Erhitzungszustand des Reises zufrieden sind, geben wir drei bis vier Esslöffel Sojasauce und wenn wir es scharf wollen auch etwas scharfe Sauce dazu. Auch Salz und Pfeffer darf man durchaus machen. Umrühren. Jetzt das Gemüse zugeben. Gebratener Reis ist sehr dankbar, im Prinzip kann man hier alles einsetzen, was der liebe Jott so auf die Erde geworfen hat: Karottenstreifen, Mungobohnensprossen, Zwiebeln, Frühlingszwiebeln dürften Standard sein – das ist auch meine Zutatenliste -, aber auch Erbsen, Zuckerschoten, Kohlstreifen, Bohnen, Rauke, Chilis, Pilze… sind möglich. Außerdem Kräuter wie Schnittlauch, Petersilie, Mayoran, Coriander, Safran und was nicht alles. Ehrlich: Was es gibt und essbar ist, das kann man ausprobieren. Einzig sollte man darauf achten, dass Gemüse, die garen müssen (klassisches Beispiel: Zwiebeln) am Anfang zugegeben werden, während das andere Gemüse wirklich kurz vor Ende hinein kommt, damit es richtig schön knackig bleibt. Für mich sind Frühlingszwiebeln beispielsweise Pflicht und die ziehe ich unter, wenn der Reis vom Feuer ist. Mark Bittman der NY Times empfiehlt übrigens dringend, Ingwer- und Knoblauchwürfelchen in einer Pfanne zu bräunen und am Ende über den Reis zu geben. Ich kann mir gut vorstellen, dass das richtig gut funktioniert. Ebenfalls halte ich geröstete Semmelbrösel oder Kräutersemmelbrösel (einfach Semmelbrösel mit Kräutern und einem TL Olivenöl in den Blender geben) für eine spannende Idee.
Und jetzt lauft los und kocht schon mal Reis. Viel Reis. Es wird nienicht bei einer Portion bleiben.