Archiv für Januar, 2019

Sourdough Banana Bread

Posted in Essen & Trinken, smile and look alive on 28. Januar 2019 by Herr Grau

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Wenn man überreife Bananen und zu viel Weizen- oder Dinkel-Sauerteig übrig hat, drängt sich die Idee, Bananenbrot zu backen schon stark auf. Das Wort „Brot“ ist hierbei Augenwischerei, es handelt sich um einen Kuchen. Entsprechend meiner Zuckerback-Legasthenie habe ich mein erstes Banenenbrot vor einem halben Jahr kräftig in den Sand gesetzt. Dieses ist allerdings jetzt extrem lecker geworden, sodass ich das Rezept mit der Welt teilen möchte. Es ist lose zusammen geschrieben aus mehreren Rezepten aus dem Netz, weshalb ich auf den Erfolg natürlich besonders stolz bin. Ich habe das ganze mit leicht gesüßtem Naturjoghurt gegessen. Herrlich.

2 zermatschte Bananen, 1 Ei, 1 ausgekratzte Vanilleschote , 1 gemahlene Nelke und eine große Prise Muskat vermischen. Wenn die Bananen noch nicht überreif sind, nach dem Vermischen eine halbe Stunde bei Raumtemperatur stehen lassen: Enzyme im Ei setzen die Stärke in Zucker um – Magie!

80g getoasteter Zucker (optional: Zucker bei 177°C im Ofen eine halbe Stunde in einer Metallpfanne hellbeige werden lassen – danach abkühlen lassen. Thermometer notwendig, viele Öfen sind zu ungenau) und 90g Butter 5 Minuten cremig schlagen. Bananen-Brei zugeben und gut vermischen. Ab jetzt nur noch vorsichtig mischen, nicht mehr kräftig schlagen, um den Teig nicht zäh zu machen: 250g Sauerteig (100% Hydratation) unterrühren. 185g 405er Mehl, 40g Weizen Vollkornmehl,  Prise Salz, 1 TL Backpulver und 1/2 TL Natron mischen und in den Teig rühren. 60g geröstete Pekannüsse und 90g zartbittere Chocolate Chips unterziehen. Bei 175°C für 60 Minuten backen.

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Frohes Neues – Schicke Domain & Werbung abgeschafft

Posted in smile and look alive on 26. Januar 2019 by lookalivecontest

Hear ye, hear ye! Mannen, Maiden und Kindlinge! Jauchzet und jubilieret: Kurz vor unserem zehnten Jubiläum wird lookalivecontest praller, straffer und sahniger – Werbung wird ersatzlos gestrichen. Und wir sind ab jetzt endlich unter

lookalivecontest.com 

erreichbar. Wurde ja auch Zeit. Alles wird immer nur besser. Ende der Durchsage.

Drei Wochen in Vietnam – eine Reise in Stichpunkten

Posted in Das Leben und der große Löffel, Essen & Trinken, smile and look alive on 25. Januar 2019 by Herr Grau

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Es ist etwas über ein Jahr her, dass ich mir einen lange gehegten Traum erfüllen und nach Vietnam reisen konnte. Es hatte sich heraus kristallisiert, dass man, so man immer nur im Ruhrgebiet bleibt, erschreckend wenig von der Welt sieht. Die Plattentektonik braucht ein bisschen, um Patagonien an Bottrop vorbei zu schieben. Ich habe ein paar mal angesetzt, einen Artikel über diesen meinen Urlaub zu schreiben, habe aber aufgrund von Zeitmangel und im Endeffekt doch recht gemischten Gefühlen über diese Reise immer wieder aufgegeben. Heute soll es nun sein, denn die Erinnerungen verdämmern schneller als heißgeredete Wahlkampfversprechen. Der Zeitmangel ist leider weiterhin ein Problem, weshalb meine gebeutelte Leserschaft mit einer eklektischen Sammlung aus Stichpunkten wird vorlieb nehmen müssen. Garstige Welt, diese. Für kohärentes Erzählen fehlt im Moment die Traktion im Bregen.

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Pommes Dauphine

Posted in Essen & Trinken, smile and look alive on 15. Januar 2019 by Herr Grau

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Ein weiterer Beitrag zu dem beliebten Thema Erdäpfelen und ihre wilden Anwendungsgebiete ist gestern mehr zufällig passiert. Ich hatte noch Bratensauce. Der Hühnerbratwagen stand vor dem Rewe und duftete gar herrlich. Es fehlten nur Beilegungen. Ein Caesar’s Salad war schnell beschlossen (eine Knoblauchzehe, zwei bis drei Anchovies mit Salz zu einer Paste mörsern, eine Messerspitze Dijon, Saft einer halben Zitrone und ein Ei zugeben und dann langsam Olivenöl einarbeiten. Mit S&P und Pimenton abschmecken). Nur was dazu machen? Kurz kamen mir Spätzle in den Sinn und ich hatte mich damit schon fast angefreundet, als sich eine Idee von der Schädeldecke aus ins Großhirn abseilte: Pommes Dauphine. Im guten alten Germanenland auch als Thronfolgerkartoffeln bekannt, besteht diese ursprünglich vom französischen Hof stammende Spezialität aus einer Mischung aus Brandteig und pürierten Kartoffeln, die dann frittiert wird. Ich hatte noch nie Brandteig (Pâté à Choux) hergestellt, weil ich ja kein großer Zuckerbäcker bin. Also kräftig in die Hände gespuckt, dann .. die Hände wieder gewaschen und an die Arbeit. Fantastisch fluffige Kartoffelwolken wollten gemacht werden.

Pro acht Stück (ein sehr hungriger oder zwei weniger hungrige Menschen):

200g Kartoffeln, in der Schale gekocht und durch eine Kartoffelpresse gedrückt.

65ml Wasser mit 20g Butter erhitzen, dann 30g Mehl einrühren und den Teig schlagen, bis er einen seidigen, zusammenhängenden Kloß bildet. Vom Feuer nehmen und nach und nach mit einem Holzlöffel ein gut verschlagenes Ei einarbeiten. Am Anfang ist das ganze recht krümelig, es sollte sich eine elastische, cremig-seidige Masse ergeben – das dauert ein paar Minuten und macht ordentlich Unterarmmuskeln. Faulere Leute benutzen die Küchenmaschine. Dann die durchgedrückten Kartoffeln einarbeiten und mit S&P und Muskat (und wenn man ich ist Pimenton und ein Steinpilzpulver) abschmecken. Bei 160°C 6 Minuten frittieren, wenn die Dinger danach noch nicht braun genug sind, die Temperatur hoch gehen lassen, bis sie ausreichend braun sind. Wenn sie einen kleinen Riss bekommen, ist es höchste Eisenbahn, sie aus dem Öl zu holen, danach eruptiert die Füllung nämlich ins Öl.

German Heaven: Kohlrouladen

Posted in Essen & Trinken, German Heaven, smile and look alive on 14. Januar 2019 by Herr Grau

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Als ich letztens verträumt gen Luft starrte, fiel mir eine seltsame Tatsache auf: Ich hatte in meinem ganzen Leben noch keine Kohlrouladen gegessen. Sie gehörten irgendwie nicht zum Repertoire meiner Mutter und Großmutter, also existierten sie für mich nicht. Und einfach mal so bestellt man sie ja im Restaurant auch nicht. Nur wenige Tage danach stand ich vor einem Wirsing und überlegte, was ich wohl damit machen könnte. Der Missstand meldete sich – er wollte behoben werden. Donnerlittchen – endlich mal wieder ein Eintrag für den German Heaven. Die Rouladen sind mörderisch lecker, Wirsing ist bekanntlich das Rindfleisch unter den Kohls. Sie halten sich gut und sind super wieder aufzuwärmen. Und durch den Wirsingfond entsteht mit ein bisschen Vorsatz ein Überschuss an großartiger Sauce.

Wirsing entblättern. Den Strunk aus den Blättern schneiden und die kleineren Blätter und den Kernstrunk kleinschneiden. Die großen Wirsingblätter in gesalzenem Wasser ca eine Minute blanchieren. Danach den Abschnitt in den Topf geben und auskochen. Hackfleisch mit Löwen-Senf, Pimenton, Salz, Pfeffer, (optional Majoran), Petersilie und Worchestershire Sauce würzen. Gehackte Zwiebeln, Semmelbrösel und Ei unterziehen. Die Mengen sind ein bisschen nach Gefühl zu wählen, pro Kilo Hack vielleicht zwei bis drei Eier, ein bis zwei Zwiebeln und so viel Semmelbrösel, bis das ganze Bindung hat. Im Prinzip macht man Frikadelle, damit sollte jeder ein bisschen Erfahrung haben. Das Brät wird danach in die Wirsingblätter eingerollt und entweder mit Küchengarn zugebunden oder mit einer Rouladenklemme verschlossen. Danach werden die Rouladen scharf angebraten und dann in einen passenden Bräter gelegt. Die Pfanne mit etwas Wirsingsud deglacieren und diesen über die Rouladen geben. Bei 180°C eine Stunde backen, dabei gelegentlich gucken, dass genug Flüssigkeit da ist und mit dem Sud bei jeder Kontrolle die Rouladen benetzen. Derweil den restlichen Wirsingsud auf dem Herd kräftig herunter kochen. Wenn die Flüssigkeit zu wenig wird, die Wirsingabschnitte heraus nehmen, spätestens nach einer halben Stunde. In einer Pfanne Schalotten in Butter anschwitzen und Tomatenkonzentrat mitrösten, dann mit Fond ablöschen. Einkochen. Wirsingsud dazu geben und ebenfalls einkochen. Nach ca einer halben Stunde zu den Rouladen geben. Nachdem die Rouladen fertig sind, wird die Sauce separat mit Sahne schön rahmig gemacht und abgeschmeckt. Dazu bieten sich Semmelknödel an.

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Festtagsessen: Bourride

Posted in Essen & Trinken, smile and look alive on 1. Januar 2019 by Herr Grau

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Meine kurze Reise nach Paris vor anderthalb Jahren hatte viele kulinarische Höhepunkte – mein persönlicher Favorit war aber die Bourride im Chez La Vieille. Seitdem habe ich vor, mich selbst mal daran zu versuchen. Letztes Silvester war das mein einziger Vorsatz für 2018 .. Puh gerade noch so geschafft.

Bourride ist eine Schwester der Bouillabaisse aus der Provence, etwas rustikaler und mit einem charismatischen Finish mit (Safran)-Aioli. Die Zubereitung fängt also sehr ähnlich an (im Folgenden Mengen für 4 Personen). 500g Suppengemüse würfeln: Karotte, Porree, Sellerie. Außerdem eine große Zwiebel und einen halben Fenchel. Das ganze in reichlich Olivenöl anschwitzen. Drei aufgebrochene Knoblauchzehen und einen halben EL Tomatenkonzentrat zugeben und kurz mit schmurgeln. Mit einer halben Flasche Weißwein ablöschen und den Alkohol verkochen. Dann mit Wasser bedecken und aus Thymian, Estragon, Rosmarin, Lorbeer und Petersilie ein Bouquet Garni binden und zugeben, ebenso ein paar ganze Pfefferkörner und zwei geviertele Tomaten. Die Karkassen von ungefähr drei größeren Fischen kommen dazu. Typisch ist eine Mischung aus Brassen, Wolfsbarsch, Petersfisch, Merlan und anderen. Wie alle französischen Landgerichte wird größtenteils alles genommen, was das Meer gerade her gibt.

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Ich habe zwei Doraden filletiert und die Karkassen aufgebrochen. Das ganze wurde 40 min gekocht, dann kamen die Köpfe und Schalen von 600g großen Garnelen dazu. Nach 20 weiteren Minuten wurde die Suppe passiert, gesalzen und mit 16 ca. 6 mm dicken Kartoffelscheiben gekocht. Kartoffeln heraus nehmen und abdecken, Suppe auf die gewünschte Konsistenz herunter kochen, vom Feuer nehmen und die Schale einer Orange in der warmen Suppe ziehen lassen (im Original Pomeranze .. Viel Spaß beim Finden).

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Aioli aus drei Eigelben, drei Knoblauchzehen, dem Saft einer halben bis ganzen Zitrone und ca. 250 ml richtig gutem Olivenöl herstellen. In wenig kochendem Wasser zerriebene Safranfäden (ca 1/2 TL locker gepackte Fäden) hinein schlagen. Vor dem Servieren wird die Orangenschale heraus genommen und der in Stücke geschnittene Fisch (bei mir Dorade und Zander sowie die untypischen Garnelen) in der siedenden Suppe gegart. Das ganze dauert nur zwei bis drei Minuten. Nach und nach einige Kellen der Suppe in die Aioli einschlagen, dann die Mischung zum Rest der Suppe geben und aufwärmen. Pro Teller vier Scheiben Kartoffel auslegen (es gibt auch die Variante mit Brot statt Kartoffeln häufig) und die Suppe darüber geben. Optional mit Fenchelgrün garnieren (hab ich vergessen).

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Das ganze ist nicht wenig Aufwand, ich hab zweieinhalb Stunden gebraucht. Aber das Ergebnis ist eine herrliche Suppe, reichhaltig, cremig und charakterstark. Ich kann den Nachbau nur jedem dringend empfehlen.