Archive for the … weiter nichts als Bier Category

Braufactum Palor

Posted in ... weiter nichts als Bier on 31. März 2014 by Herr Grau

IMAG1271Geschmack: 6,5 Punkte
Der Schaum ist schnell Geschichte. Blume mit kräftigem, sehr süßem Holunder und einer leichten Pfefferigkeit. Antrunk mit einer dezenten Süße und mittelfeiner Kohlensäure und dann mit etwas Verzögerung einem sehr kräftigen Hopfen, der sich lang auszieht und gegen Ende eine etwas unangenehm schmeckende bittere Note mitträgt.

Preis: 1 Punkt
Brauchen wir nicht mehr drüber reden…

Flasche: 8 Punkte
Es gilt das gleiche, wie für die anderen Braufactum-Biere. Gelungen.

Gesamt: 6 Punkte
Das Bier wird als „besonders gehopfter“ Vertreter seiner Zunft beworben – als ob man das bei einem Pale Ale wirklich noch bräuchte. Die den Hopfen wenigstens nicht völlig alleine stehen lassende leichte Süße ist das einzige, das das Bier rettet. Man kann es schon trinken, aber ich muss es sicher nicht noch mal haben.

C.& A. Veltins Grevensteiner

Posted in ... weiter nichts als Bier on 27. März 2014 by Herr Grau

27032014111Jetzt will uns Veltins beweisen, dass sie auch traditionsorientiert, premium und vor allem naturtrübes Landbier können und verweisen armwedelnd auf die Firmengeschichte und alte Geheimrezepte. Ich bin ein großer Freund naturtrüber Biere, die Flasche sieht herzzerreißend aus – ja, ja natürlich kaufe ich eins!

Art: Naturtrübes Landbier, 5,2Vol%

Geschmack: 6 Punkte
Blume hefig, etwas flach. Anrunk mit einer sehr präsenten Kohlensäure, die erst eine Hefenote und dann eine relativ deutliche Herbe mitbringt. Insgesamt bleibt der Geschmack allerdings merklich flach, bringt ein flaues Mundgefühl mit und endet vor allem in einer etwas unangenehmen Hopfennote. Insgesamt eine zu stark aufbrausende Kohlensäure und danach einfach zu unspektakulär und in dem zu flachen Profil ein nicht gut balancierter Hopfen. Hmpf.

Flasche: 10 Punkte
Eine 0,5L-Granate mit einem wirklich fantastischen Artwork. Schlicht aber traditionell, ein Apex postmodernen Bierdesigns.

Preis: 4 Punkte
Mit einem 16er-Kistenpreis von 13€ (danke an den Kollegen für die Nachrecherche) ist es ein recht teures Bier und versucht offensichtlich, das gerade erst von der Radeberger-Gruppe aufgestoßene Premium-Segment von unten etwas zugänglicher zu machen. Trotzdem sehr viel Geld für ein ganz besonders extradurchschnittliches Bier.

Gesamt: 6,5 Punkte
Nein, es ist nicht schlecht. Aber gut ist es leider auch wirklich nicht – und viel zu teuer. Das einzig Herausragende an diesem Bier ist fraglos die Flasche.

Framoise Boon Himbeerbier

Posted in ... weiter nichts als Bier on 13. März 2014 by Herr Grau

boonArt: Lambisches Bier mit echten Himbeeren, 5,5% Alkohol

Geschmack: Ein deutliches, reifes und sehr dunkles Himbeeraroma und die tiefrote Farbe lassen Assoziationen aufkommen und verheißen, dass man gleich einen Mund voll Himbeeren haben wird. Und tatsächlich will man das im ersten Moment des Antrunkes glauben: Wenig eher mittelgrobe Kohlensäure begleitet den Anfang einer Geschmacksentfaltung wie beim Biss in Himbeeren – nur, um dann jede Süße vermissen zu lassen und einfach nur sehr sauer zu werden. Die Nackenhaare stellen sich auf. Es ist eine Säure, die man von einem etwas zu gut gemeinten Rieslingsekt erwarten würde, nicht die kontrollierte und sanfte Fruchtsäure von etwas zu wenig reifen Himbeeren. Es bleibt ein entschieden weinig-sektiger Nachgeschmack im Mund, nachdem der Fruchtgeschmack sich nach recht kurzer Zeit verloren hat, den ich als unangenehm empfinde.

Flasche: Ganz hübsch und wie die meisten Sauerbiere eine Sektflasche, die auf Flaschengärung hinweist.

Preis: 6,49€ für 375ml .. leck mich wo ich schön bin! Das ist en par mit richtig teuren Sekten.

Gesamt: Wenn man Sekt trinken will, dann kann man das doch einfach tun. Das Konzept des Sauerbiers hat mich immer schon tief verstört, aber in diesem Fall ist es ganz besonders enttäuschend. Und die Belgier begreifen vor allem einfach nicht, dass man nicht alles bis auf den Arsch durchgären muss, scheint mir, jedes Bier braucht eine Ausgewogenheit in sich. Ich gehe davon aus, dass auf eine ordentliche Dosage vollständig und schändlich verzichtet wurde. Ein bisschen Süße und dieses Bier hätte etwas ganz besonderes sein können. So schmeckt es einfach wie ein deutlich zu saurer Sekt mit Himbeer-Geschmack. Pfäh. Dieses Erlebnis lässt sich mit einer halb so teuren Flasche Sekt und etwas Himbeersirup meines Erachtens deutlich besser haben.

Braufactum Colonia

Posted in ... weiter nichts als Bier on 22. Februar 2014 by Herr Grau

IMAG1267Weiter geht es im Braufactum-Programm. Dieses mal wenden wir uns dem „Colonia“ zu, einem Bier, das ich zuerst für ein Kölsch hielt (entsprechende Ressentiments natürlich schon scharf gemacht) – schuldhaft fälschlich, wie sich gleich rausstellen wird.

Art: Bitterbier, 5,5% Alkohol

Geschmack: 8,5 Punkte
Schaum fällt zügig zusammen. Blume von leichter Herbe. Antrunk fruchtig mit leichter Süße, dann mittelkräftiger Hopfen, der schnell sein Maximum erreicht, dann aber auch recht flott wieder verschwindet. Feinperlige, sauber dosierte Kohlensäure, die lang heraus reicht. Insgesamt ein sehr süffiges und spritziges Bier, das man ernorm gut trinken kann, ohne dass es je wässerigen Charakter entwickeln würde.

Preis: 1 Punkt
Nichts Neues. Mit 2,49€ pro 0,355l-Flasche zwar mit das günstigste Bier im Braufactum-Programm, aber immer noch deutlich zu teuer.

Flasche: 8 Punkte
Die Damen und Herren bei Braufactum haben definitiv Sinn für schlichtes, modernes Design. Zeitlos? Nicht. Aber passend.

Gesamt: 8 Punkte
Was soll ich sagen, ich habe diesem Bier unrecht getan. Ich dachte, es sei ein Kölsch .. der Name, zugegebenermaßen, suggieriert das stark. In Wirklichkeit ist es einem Lager vom Charakter deutlich ähnlicher. Es soll ein „rheinisches Bitterbier“ sein, also das Nachfühlen eines Kölsch-Urahns. Der Name „Bitterbier“ und die Ankündigung seitens des Hersteller, dass es äußerst bitter sei, liegen aber neben der Realität, da es nicht übermäßig stark, sondern sehr ausgewogen gehopft ist. Es bringt eben das mit, was Kölsch traditionell immer fehlt: Charakter. Insgesamt muss man sagen, dass der Preis eine Schande ist, da ich stark positiv überrascht bin und das Bier eigentlich gerne häufiger getrunken hätte.

Braufactum Firestone Pale 31

Posted in ... weiter nichts als Bier on 13. Februar 2014 by Herr Grau

IMAG1265rezDer Strom an Fahl-Bieren von Braufactum reißt nicht ab. Insgesamt ist das die dritte Ausfertigung dieser Gattung, die mir unter dem Premium-Bier-Label unter die Finger gekommen ist. Wieder mal ein Importbier aus Amerika, dieses mal allerdings aus dem fruchtbaren Californien, das sich ja bekanntermaßen ein sehr ähnliches Klimat mit dem Mittelmeerraum teilt. Dann mal Antrunk.

Art: Pale Ale, 4,9%

Geschmack: 7,5 Punkte
Krone fällt schnell zusammen, hinterlässt aber eine leichte, sich haltende Schaumdecke. Blume mit Holundernoten, aber primär einer deutlichen Wacholderdominanz. You had my curiosity, now you have my attention. Antrunk mit schnell abebbender, sehr feinperliger Kohlensäure und sofort einsetzendem, kräftigen Hopfen, dessen intensiver Peak relativ schnell wieder abflacht, dann aber unterschwellig erstaunlich lange im Mund verbleibt, dabei im Geschmack aber so gut wie nicht unangenehm wird. Die vom Hopfen stammende Wacholdernote schwebt etwas nach, lustige Sache. Untermauert ist das ganze von einer unterschwelligen Süße, die die Herbe zwar nicht ausbalanciert, aber dennoch immerhin kontrapunktiert. Insgesamt ergibt sich der Eindruck eines recht substanziellen Biers für ein Ale.

Preis:  1 Punkt
Bei 2,99€ die 0,355L-Flasche kommt natürlich wieder ohrenbetäubendes Stöhnen auf. Das ist man ja bei Braufactum gewohnt, schließlich ist das ihr designiertes Geschäftsmodell.

Flasche: 7 Punkte
Das Stubbelchen ist nicht hässlich, aber auch nicht ausgemacht hübsch.

Gesamt: 7 Punkte
Ich finde das Bier schon amüsant, das kann man nicht anders sagen. Für jeden Tag ist es sicherlich nichts, nicht nur des Preises wegen, sondern allein auch, weil ich gerne meinen Wacholder getrennt von meinem Bier zu mir nehme.

Braufactum Brooklyn Lager

Posted in ... weiter nichts als Bier on 6. Februar 2014 by Herr Grau

IMAG1262Ein weiteres Bier aus dem hier bei dem Schwesterbier aus gleichem Hause besprochenen Braufactum-Sortiment. Es kommt aus Brooklyn (steckt ja schon im Namen, gell?..) und ist natürlich einmal mehr sehr teuer. Was, also, kann diese Varietät?

Art: „Amber Lager“, 5,0% Alkohol

Geschmack: 8 Punkte
Mittelmäßige Blume, leichter Bernsteinton. Dezenter Holundergeruch. Feinperlige, recht langgezogene, angenehme Kohlensäure, dann eine leichte, körperliche Süße, die relativ schnell von einem dann ansteigenden Hopfen umfangen und schließlich abgelöst wird. Der Hopfen ist deutlich, wird aber nie zu viel oder unangenehm im Geschmack, obwohl er sich durchaus etwas nach hinten auszieht. Die Hopfennoten nehmen deutlich das Holunderige der Nase auf. Nach hinten heraus leider geringgradiger alkoholischer Geschmack. Insgesamt bringt das Bier seine Kühle und Süffigkeit gut herüber.

Preis:  1 Punkt
Die 0,355L-Flasche kommt einmal mehr zu 2,99€. Das ist natürlich eine absehbare Katastrophe.

Flasche: 7 Punkte
Anders als die üblichen, wertigen Braufactum-Flaschen kommt dieses Bier in einer nicht unwertigen, aber irgendwie dahergelaufenen Flasche daher. Amerikanisch, ganz klar. Sieht aber durch das dunkle Grün einen Deut besser aus als die vom Pale Ale.

Fazit:  7,5 Punkte
Im Gegensatz zu seinem Geschwisterchen, dem Pale Ale, aus gleichem Hause ist hier der Hopfen vernünftig ausbalanciert. Das macht das G’söff direkt anderthalb Saarland (offizielle IS-Einheit) schmackhafter. Insgesamt ist das durchaus ein Bier, was ich absolut in die engere Wahl regelmäßig getrunkener Cervisiate nehmen würde. Würde es nicht auf den Kopp vierzehn mal so viel kosten wie Paderborner. Und ich Holunder mögen würde. Trotzdem: Immerhin keine völlige Bauchlandung.

Braufactum Brooklyn East India Pale Ale

Posted in ... weiter nichts als Bier on 30. Januar 2014 by Herr Grau

IMAG1255Die über ein mit Ausnahme der Flagschiffe Jever und Radeberger ziemlich grausames Bierprogramm verfügende Radeberger-Gruppe (u.A. verantwortlich für Brinkhoffs, DAB, Dortmunder Union, Hansa, Kronen und Wicküler…) hat vor etwa vier Jahren das getan, was die Kollegen aus Amerika schon seit geraumer Zeit vormachen und den echten Premiumsektor des Biermarktes unter dem Label „Braufactum“ zu erschließen begonnen. Heißt: Bier teilweise weit aufwärts der 2,50€ (das auch nur für das Köllsch…) pro Flasche. Inzwischen geht es bis 36€ pro Edel-Bouteille. Das ist schon nen Wort, das. Bleibt die Frage, ob das Zeug auch tatsächlich was kann, also zumindest wenigstens im Entferntesten einen Gegenwert liefert, oder ob hier sehr unspektakulantes Geseih in feines Glas verkorkt wird. Da mich ein Freund anlässlich der Jährung meines körperlichen Verfalls in Besitz einer Probierkiste aus dem Braufactum-Programm gesetzt hat, werde ich hier testen, was ich bekommen habe. Den Anfang macht das East Indian Pale Ale aus Brookyln. Ja, die importieren Bier aus Amerika nach Deutschland. Das ist bestimmt die richtige Richtung.

Art: Pale Ale, 6,9% Alkohol

Geschmack: 6,5 Punkte
Kaum Schaum. Blume kräftig nach Holunderblüten, ein Hauch Hibiskus und Molasse. Mittelperlige, kräftige Kohlensäure mit sofort präsentem, recht herbem Hopfen. Die nach dem Geruch und seinen offensichtlichen Assoziationen erwartete Süße sucht man vergebens. Die Herbe zieht sich relativ lang aus und es prickelt auch erstaunlich lange nach. Insgesamt ist der Hopfen und zunehmend auch ein schmeckbarer Alkohol besonders hinten heraus zu kräftig, was dem eigentlich süffigen, unkernigen Charakter des Biers etwas entgegen läuft.

Preis:  1 Punkt
Tja, Mädels. Die 0,355L-Flasche kommt zu 2,99€. Das ist natürlich eine absehbare Katastrophe.

Flasche: 6,5 Punkte
Anders als die üblichen, wertigen Braufactum-Flaschen kommt dieses Bier in einer nicht unwertigen, aber irgendwie dahergelaufenen Flasche daher. Amerikanisch, ganz klar.

Fazit:  6 Punkte
Abseits des Kuriositätencharakters ein mittelmäßiges Bier mit einer verbesserungswürdigen Balance, wenn man den Geruch von Holunder mag. Was bei mir nicht der Fall ist, aber das wollen wir mal nicht zu stark in die Wertung einfließen lassen. Ich glaube, dass das stark holunderblütenlastige Aroma eher Damen anziehen würde, die dann aber von der äußerst kräftigen Hopfung eher abgeschreckt sein dürften. Ich persönlich kenne zumindest wenig Leute, die gerne Hugo UND Jever trinken. Mir persönlich wäre mehr als eines schon fast zu viel – zusammen mit dem Preis sehe ich also wenig Platz und damit Licht für dieses Bräu.

Cornelius Bräu Opulentus

Posted in ... weiter nichts als Bier on 24. Juni 2013 by hoegi

Nachdem ich zuletzt den vernünftigen kleinen Bruder aus der Cornelius-Bräu-Familie verköstigte, steht heute die grobe Dicke auf dem Plan. Der Name lässt schon Rückschlüsse auf Charakter und Qualität des Bieres zu: „Opulentus“ ist von dem lateinischen ops abgeleitet, was in etwa „Macht, Vermögen“ bedeutet. Unter „opulent“ versteht man im Deutschen laut Duden etwas „sehr reichliches und von vorzüglicher Qualität“. Das wollen wir ja mal sehen.
SAMSUNG
Einen inneren Reichsparteitag beschert mir (wie schon das Sanctus) der Öffnungsvorgang des Braubehältnisses. Mit einem kräftigen Entkorkungsgeräusch (onomatopoetisch: *plopp* [prächtig, rund, voll]) lässt sich der Korken seiner Abdichtungsfunktion berauben und dem fertigen Bier einen Erstkontakt mit der frischen Luft angedeihen.
Das Bier riecht zuerst süßlich nach Karamell, nach längerem Nasalkontakt mischt sich eine ledrige Note mit ein.
Der erste Schluck entspricht stark dem Antrunk des Sanctus, es überrascht jedoch, dass der Alkholgehalt von 9,2 Vol.-% nicht stärker durchscheint. Stattdessen machen sich malzige, altbierartige Nuancen breit, die von einer gewissen Süße gefolgt werden, welche gepaart mit einer minimalsten Alkoholnote den Rachen passieren.
Vielleicht werde ich schlagartig alt und meine Geschmacksnerven versagen, oder es macht mir einfach nichts aus, dass ein Bier mit so viel Alkohol dennoch trinkbar ist, oder dieses Bier ist tatsächlich überraschend lecker. Ich hoffe auf eine Mischung aus 2 und 3.
Etwas traurig stimmt das Aussehen des Bieres, nachdem es ein paar Minuten im Glas vor sich hingeatmet hat. Der fragile Schaum zerfällt schnell und hinterlässt nicht viel mehr, als eine bräunlich-dunkle Brühe mit einem Ansatz eines Schaumrandes. Das sieht nicht sehr appetitlich aus und ist insbesondere in der Hinsicht schade, als dass das Bier nicht geschüttet, sondern genossen werden möchte.

Geschmack: 7,5 Punkte.
Das Bier entwickelt seinen Geschmack sehr verzögert, überrascht dann allerdings mit einer überzeugenden Ausgewogenheit, die nur vom zu erahnenden Damoklesschwert in Form der leichten Ahnung des sich versteckenden Alkohols beeinträchtigt wird.

Preis: 3 Punkte.
Auch hier weiß ich nicht, wie teuer das Bier tatsächlich ist, daher richtet sich die Bepunktung nach der des Sanctus.

Flasche: 9 Punkte.
Hier gilt ebenfalls: Alles wie beim Sanctus. Verkorktes Bier ist einfach geil, das Etikett eher weniger.

Fazit: 7,1 Punkte!
Ich würde dieses Bier wahrscheinlich nicht benutzen, um mich damit vorsätzlich zu betrinken, auch wenn das mit annähernd 10% gewiss gut funktionieren würde. Wohl aber empfehle ich das Cornelius Bräu Opulentus jedem Genusstrinker, der weder Zeit noch Muße hat, sich mit der Materie des Weintrinkens zu befassen. Auch Biertrinken kann edel und entschleunigt sein.

Cornelius-Bräu Sanctus

Posted in ... weiter nichts als Bier on 20. Juni 2013 by hoegi

Heute erwartet euch und mich eine ganz besondere Spezialität aus der Welt des Hopfengenusses. Vor mir steht ein flaschengegorenes, zumindest in lokal hier in Aachen vertriebenes (wer weiß wo es gebraut wird), Spezialbier mit 7,7 Vol.-%. Laut Herstellerseite wird das Bier auch tatsächlich nach Aachener Familienrezept hergestellt, also behaupte ich blindlings einfach mal, dass es sich um ein absolut lokales (und damit sehr löbliches) Getränk handelt. Das Trinkgefäß der Wahl scheint ein Trappistenglas zu sein, daher schwenke ich noch weiter aus und behaupte, dass es sich hier um eine Art Trappistenbier handelt, und wenn doch nicht, dann wenigstens um ein Bier nach belgischer Machart. Das kann gut, kann aber auch fürchterlich sein. Onward!
Cornelius-Bräu Sanctus
Der Öffnungsvorgang hat bringt in seiner Durchführung eine nicht verachtenswerte Hochwertigkeit mit sich. Ein Bier mit Korken, das hat man nicht alle Tage. Es sei dazu gesagt, dass das die Haltbarkeit des Bieres drastisch beeinflusst: seit November 2012 schlummert die Flasche in meinem Kühlschrank, die Haltbarkeit ist auf Mai 2014 festgelegt.
Der Einguss des Bieres gestaltet sich überraschend. Statt einer sämig-schaumigen Konsistenz wartet das Sanctus mit einer eher sekthaften Perligkeit auf. Der Schaum entfaltet sich flockig und leicht, zerfällt aber auch ebenso schnell wie er entstand.
Der Eindruck des sektartigen Charakters spiegelt sich auch im ersten Antrunk wieder. Die naturbelassene, trübe Farbe des Bieres verspricht einen samtigen, vollen Schluck, was durch das Bier allerdings mit einer dünnflüssigen, sehr kohlensäurenlastigen Viskosität widerlegt wird. Von dort an gestaltet sich der Geschmack anfangs wie antizipiert, es entfaltet sich eine Note von Trauben, die möglicherweise durch Konditionierung aus seltenem Sektkonsum angedieh, die in einer langanhaltenden Würzigkeit mündet, welche noch lange nach Abtrunk im Rachenraum verbleibt. Ich bin geneigt zu sagen, dass eine leicht brennende Note am Gaumen verbleibt, die mir eigentlich unangenehm erscheint, allerdings sollte dieses Bier nicht auf einer Ebene mit üblichen, süffigen oder flachen Bieren verglichen werden. Auf den zweiten Schluck schmiegt sich das Bier an die Geschmacksknospen des Trinkers und umhüllt diese mit einer angenehm schweren, langen Geschmacksfülle, die viele alltägliche Biere heutzutage vermissen lassen. Ich bin überrascht von der Komplexität des Bieres und der Ratlosigkeit, die eben jenes in mir hinterlässt. Das Cornelius-Bräu Sanctus ist gewiss kein Bier, das man zum Schütten in rauhen Mengen trinken kann und auch keines, was man geflissentlich als Nebentätigkeit bearbeitet. Dieses Bier ist ein Genussbier und als solches will es auch behandelt werden. Wie eingangs vermutet, erinnert das Bier sehr an belgische Biere, was in diesem Zusammenhang allerdings sehr positiv gemeint ist.

Entgegen aller Gewohnheiten hier abschließend die Zusammenfassung des Testes:

Geschmack: 8 Punkte.
Das Bier entfaltet sich erst 20-30 Sekunden nach Antrunk, bis dahin erscheint es zu herb und klemmt förmlich die Geschmacksnerven ab. Nach Ablauf dieser Zeit entfaltet sich das gesamte (tut mir leid für den Begriff) Bouquet des Getränkes. Interessante Erfahrung!

Preis: 3 Punkte.
Ich habe das Bier geschenkt bekommen, daher muss ich raten, dass das Bier wahrscheinlich recht teuer war. Ich gehe von einem Preis von 2-3€ pro 0,375-Liter-Flasche aus.

Flasche: 9 Punkte.
Das Bier kommt in einer kleinen, verkorkten und typisch grünen Champagnerflasche daher. Für ein Bier sicherlich ungewöhnlich, aber das Öffnen war mir ein Fest. Einen Punkt Abzug gibt es für das lieblos gestaltete Etikett.

Fazit: 7,6 Punkte!
Trotz oder gerade wegen seiner fast 8% fällt das Bier aus allen mir bekannten Biertrinkerschemen aus. Nachdem der erste Schock des an Sekt erinnernden Geschmackes und der Konsistenz überwunden ist, gestaltet sich das Bier als sehr vielfältiges, angenehmes Genießergetränk. Ich bin trotz meiner zahlreichen Worte sprachlos.

Bayreuther Aktien Weißbier – Reevaluation

Posted in ... weiter nichts als Bier on 14. Februar 2012 by Herr Grau

Es scheint, als hätte ich zwei bis drei Bieren in der Vergangenheit zu unrecht übel mitgespielt – Zwickl und Weizen aus der Bayreuther Aktienbrauerei, sowie Turmbläser Landbier. Der miese chemische Geschmack scheint eine noch unidentifizierte, unauswaschbare Anomalie im Glas zu sein, mit der ich nicht gerechnet hatte. Also gehören die Biere reevaluiert und ihr Name reingewaschen. Als erstes genießt dieses exklusive Schicksal das Weißbier aus der wunderbaren Malztrunkschmiede, die auch das berühmte Aktienlandbier herstellt.

Art: Weizenbier, 5,0% Alkohol

Geschmack: 6 Punkte
Die Blume begrüßt mit vielversprechender Frucht und Hefe, Antrunk mit etwas wenig feinperliger Kohlensäure. Das Bier kommt dann frisch und ziemlich süß angeflutet, präsente Hefe mit leichter Frucht präsentiert sich. Alles in allem bleibt das Geschmacksbild aber etwas eindimensional. Was mich allerdings wirklich stört, ist die Wässerigkeit. Irgendwie verlangt Hefe und Süße eine Substanz dahinter, die hier einfach fehlt. Es scheint jämmerlich zu zerfließen und kein Rückrat zu haben, wo es dringend nötig wäre. Der Vergleich mit Erdinger ist leider unübersehbar. Schade drum.

Preis: 8 Punkte
Für ein Premium-Hefe ist das Bayreuther Aktien Weißbier hier erstaunlich günstig zu haben, teilweise <10€ die Kiste. Das ist natürlich ein Wort.

Flasche: 4 Punkte
Standardflasche, das Etikett ist für meinen Geschmack ziemlich mies gestaltet. Farbwahl, Motivwahl, bayerige Fahnenapplikationen – die ganze Breite ist wirklich nix. Dabei WEIß die Brauerei, wie man schöne Flaschen gestaltet, Zwickl und Landbier zeigen es eindrücklich.

Fazit: 6 Punkte
Zu süß, zu wässerig, zu eindimensional. Es fehlt der „Griff“, sehr wie im Vergleich zwischen einem Bauteil aus dünnem Plastik und einem aus vollem Stahl. Die fehlgeleiteten Jenen, die Erdinger mögen, finden in diesem Bier vielleicht eine preisgünstigere und bessere Alternative – ich würde es maximal als Partybier ausschenken, aber an und für sich hat es bei mir nichts verloren. Schade, in Anbetracht dessen, was die Brauerei bekanntermaßen zu leisten im Stande ist…