Archiv für April, 2010

Spargelsuppe

Posted in Essen & Trinken on 28. April 2010 by Herr Grau

So Kinder, heute zeigt euch der Onkel… nene, nur wie man Spargelsuppe macht. Es ist wieder die zauberhafte Jahreszeit gekommen, in denen freundliche junge Männer ganz freiwillig Spargel für absolut adäquaten Lohn stechen und sich dabei auch gar zauberhaft den Rücken gesund halten. So zumindest der Bundesverband der Konsumtempel. Auch ich ließ mich dazu hinreißen, ein Gebinde der von Vielen hoch geschätzten Stangen zu kaufen und dann lagen sie hier rum. Und guckten mich blöd an. Und drohten .. geringfügig unfrisch zu werden. Also musste ich was damit machen und ich entschied mich für ein cremig-leckeres Spargelsüppchen.

Zutaten:

  • Spargel
  • Wasser
  • Sahne
  • Butter
  • Mehl
  • Ei
  • Brühe
  • Salz
  • Zucker

Zubereitung:
Spargel waschen, schälen und die Enden abschneiden. Man kann mit der Spargelmenge relativ weit variieren. 2 Stangen pro Person gehen, 5 Stangen gehen auch. Wasser aufsetzen, salzen und zuckern. Spargelschalen und Enden hineingeben und gut auskochen (20-30 Minuten kann man das schon machen). Mit einer Schaumkelle den Müll rausfischen und Spargel hineingeben. 15-20 Minuten kochen, Spargel herausholen, kleinschneiden und beiseite stellen. Spargelwasser mit einem halben TL Instantbrühe pro Person würzen. In einem zweiten Topf Butter auslassen, pro Person etwa einen EL voll. Mehl einschlagen, ca. 40g pro Person. Langsam unter Rühren einen halben Becher Sahne pro Person zugeben. Wenn dies glattgerührt ist, langsam unter Rühren das Spargelwasser zugeben. Aufkochen lassen und bei Bedarf mit Milch oder Wasser verdünnen, bis die gewünschte Suppenkonsistenz erreicht ist. Vom Feuer nehmen und abschmecken. Spargelstücke unterziehen, und pro Person einen weiteren halben Becher Sahne mit einem Eigelb verschlagen (Ein Eigelb tuts hier auch für drei bis vier Personen). Wenn die Suppe nicht mehr kocht, Sahne-Ei-Mix unterziehen. Servieren.

Umzug – Ein Drama in vielen Akten

Posted in Probleme des Lebens, smile and look alive on 27. April 2010 by hoegi

Dass man hier schon länger nichts mehr von mir gehört hat, hat einen einfachen Grund, der widerum einen ganzen Rattenschwanz von anderen Gründen hinter sich herzieht. Ich bin umgezogen.
Wie irgendwann schonmal zu lesen war, habe ich mich endlich in eine einsame Höhle verzogen und bin jetzt nur noch für mich selbst verantwortlich. Und da fangen die Probleme an.
Nicht, dass ich in meiner vorherigen Wohnung nicht auch schon die (nennen wir es mal) Verwaltung gemacht hätte; das ist im laufenden Wohnbetrieb auch kein Problem. Aber diesen Apparat ans Laufen zu bekommen ist aufwendiger als man denkt:
Es fängt damit an, dass man sämtliche relevanten Adressen ändern muss. Also muss ich überlegen: Wer schickt mir regelmäßig Post und wie wichtig ist das? Leider bieten nicht alle Institutionen Online-Formulare an, also muss man solche Sachen persönlich erledigen. Wer will, kann das auch per Post erledigen, aber das ist nicht minder zeitaufwendig. Also: Das kostet Zeit.
Was brauche ich in der Wohnung, respektive schon in der Phase der Renovierung/des Einzugs?
Strom: Stadtwerke anrufen, Zähler freischalten lassen, ggf. als Neukunde anmelden. Kostet erstmal nix, außer etwas Zeit und Nerven.
Gas/Wasser: Im Regelfall wird das vom Vermieter organisiert und ist auch meist direkt vorhanden. Wenn nicht: Vermieter nerven. Kostet nicht nur eigene Nerven.
Internet/Telefon: Das wohl nervigste Manko eines Umzuges. Auch wenn viele Telekommunikationsanbieter „Sofort-Surf-Pakete“ anbieten… „Sofort“ ist was anderes und „surfen“ ist das auch nicht. Der UMTS-Stick kam in meinem Fall erst nach 4 Tagen und scheinbar gibt es an meinem Wohnort auch noch keine UMTS-Antennen, also surfe ich mit HSPA. Außerhalb der Stoßzeiten (also morgens und mittags) kann man damit ganz okay surfen, aber abends habe ich tatsächlich das Gefühl zu surfen. Auf Wellen. Wellen der Konnektivität. 30 Sekunden „Speed“ (<1Mbit/s), 30 Sekunden überhaupt kein Traffic, 30 Sekunden Speed… usw. Ganz ehrlich: In solchen Momenten wünschte ich mir, ich hätte gar kein Internet. Die Inhalte zu sehen, aber nicht laden zu können raubt mir den letzten Nerv. Nächste Woche ist aber endlich der Schaltungstermin für mein echtes Internet, dann gehts auch wieder. Mit meinen Nerven jetzt.
Was brauche ich noch? Achja. Angenommen, die Wohnung sei endlich präpariert. Heißt also in meinem Fall, dass sie rund 7 Tage lang eigenhändig renoviert wurde. Kosten: 7 Tage Zeit, 500€ und wirklich extrem viele Nerven (!!).
Jetzt müssen die Möbel und sonstiges Zeugs rübergebracht werden. Im idealfall kennt man einen Menschen mit einem sehr großen Auto. Sowas ist toll, hab ich aber nicht. Also brauchte ich schnell einen Transporter. Kostete auch noch rund 60€ für einen Tag, war aber unausweichlich.
Viel schlimmer als die Kosten waren mal wieder (du ahnst es schon) meine Nerven. Der Autovermieter teilte mir mit, dass mein reserviertes Modell (Mercedes Vito) doch nicht verfügbar sei, also kriegte ich einfach das nächst größere Modell zum gleichen Kurs. Klingt fair, ist aber nur bedingt wünschenswert. Ich bekam also einen Mercedes Sprinter in der extra-langen Ausführung. Noch wenige cm länger und ich hätte das Teil nicht mehr fahren dürfen. Mit so einem Teil dann im Stadtverkehr zu bestehen oder, noch viel schlimmer, beim völlig überfüllten Bauhaus unter Zeitdruck eine passende Parklücke zu finden… das wünsche ich niemandem.
Und wer denkt, dass ein Umzug dann irgendwann abgeschlossen ist, der irrt. Zwar sind jetzt alle Möbel da, aber irgendetwas fehlt immer. Und so werde ich noch eine weitere Woche mein Geschirr in einer Plastikwanne spülen, bis ich dann endlich mal irgendwann eine Spüle installiert habe.

Pasta dello Formaggio

Posted in Essen & Trinken on 26. April 2010 by Herr Grau

Als erste hier präsentierte Speise genießt dieses Rezept die Ehre, das frisch erschaffene „Heartburn In A Jar“-Siegel zu tragen, das besonders gesunde Mahlzeiten kennzeichnet. Lange Jahre kannte ich Käsesauce nur als das-Ding-aus-der-Tüte und hatte mich völlig auf den Geschmack eingestellt. In Restaurants findet man selten reine Käsesaucen und so war das einzige, das mich zum Experimentieren trieb, der kleine Mann in meinem Kopf, der keine Instantprodukte mag. Ich musste erst einige Male scheitern und mir dann gekonnt vom Schicksal in die Hände spielen lassen, um dieses Rezept aus der dünnen Luft heraus zu erschaffen. Ja, ich weiß: Es ist nicht schwierig, es ist keine Kernphysik und doch: Es muss erstmal funktionieren!

Ein paar wichtige Punkte habe ich gelernt:

1. Zu saurer Weißwein macht alles kaputt. Ich denke, dass der Charette Chardonnay, der den Job bei mir im Moment hervorragend macht, von Aldi kommt.

2. Finger weg von Ricotta. Erst sifft er, dann stückt er.

3. Hartkäse sind auch weitestgehend ungeeignet. Alle meine Versuche mit Parmesan und Gouda endeten ziemlich katastrophal.

Kürzlich fiel mir an der Pennertheke im Real ein französischer Weichkäse in die Finger, der innerhalb eines Tages ablaufen sollte. Ein oder zwei Broteinheiten konnte man damit bepflanzen, doch so lecker der Käse auch war, mehr wäre einfach nur unschön gewesen. Also stand ich mit einem halben Käse da, der schon die Sporen scharf machte und weg musste. Aus der Not der Verzweifelung (und einen minimalen Anteil Hunger) produzierte ich die folgende Käsesauce, die absolut referenzverdächtig ist:

Zutaten (für 1 Person)

75-100g eines vollfetten, pikanten Weichschimmelkäse

100ml Sahne

Guter Schuss unsauerer Weißwein (~50ml)

1 EL Butter

2 Knoblauchzehen

Salz & Pfeffer

Zubereitung

Einen EL Butter in einer Pfanne auslassen und zwei gehackte Knoblauchzehen dazu geben. Einen guten Schwenk Weißwein und einen halben Becher Sahne angießen. Aufkochen. Weichkäse in Flocken dazu geben und schmelzen lassen. Bis zur gewünschten Sämigkeit einreduzieren lassen. Salzen und pfeffern. Mit Lieblingspasta servieren.

Andechser Weißbier

Posted in ... weiter nichts als Bier on 19. April 2010 by Herr Grau

Art:
Weizen, 5,5%

Geschmack: 9 Punkte
Substanz, Hefe, dann feine Kohlensäure. Ein Teppich von süßen Früchten und ein Hauch von säuerlicher Zitrus. Leichte Feinherbe und subtile Honignoten im Abgang. Ich trinke Andechser jetzt schon ziemlich lange und habe daher festgestellt, dass das Bier manchmal nicht so gut schmeckt. Ich weiß nicht, ob es an schlechteren Chargen oder falscher Lagerung liegt, aber ab und zu hatte ich schonmal ein Andechser, das unangenehm herb-hefig schmeckte. Dies ist allerdings selten, trotzdem führt es zur Abwertung um einen halben Punkt auf 9.

Preis: 4 Punkte
Liegt zwischen 14 und 15€ die Kiste und ist damit im Bereich aller Premiumweizen angesiedelt. Ein Preis allerdings, den ich gerne zahle.

Flasche: 7 Punkte
Schlicht und schön, leider eine Standardflasche.

Fazit: 8,4 Punkte
Andechser ist das beste Weizen, das ich kenne. Wenn es geht, habe ich immer mindestens ein bis zwei von den schmackhaften Bouteillen im Haus.

Unbedingte Empfehlung

Rother Bräu Ur-Weizen

Posted in ... weiter nichts als Bier on 19. April 2010 by Herr Grau

Art:
Weizen, 5,3%

Geschmack: 8,5 Punkte
Fein-samtig, Kohlensäure gut eingebunden, aber etwas wenig, süffig, schmackhaft, gut dosierte Herbe, angenehme, leichte Hefe, leicht fruchtig-säuerlich, allenthalben etwas unspektakulär. Feine, aber recht geringe Blume. Alles in allem aber ein wirklich gutes Bier.

Preis: 4 Punkte
Ich weiß mal wieder den genauen Preis des Kastens nicht, aber er liegt um 15€, wie bei fast allen Premiumweizen.

Flasche: 4 Punkte
Über Geschmäcker kann man streiten, aber ich finde, dass die Flasche billig aussieht. Vor allem die übertriebene Erwähnung der Wörter „Öko“ und „Bio“ fällt negativ auf.

Fazit: 8 Punkte
Das Bier ist so gut, dass es durchaus den Sprung in meine Wiederkehrer schaffen könnte. Seine herausragende Qualität ist seine Süffigkeit und Feinzeichnung, ohne dabei wässerig oder charakterlos zu sein. Von einem wirklichen charakterstarken, substantiellen Weizen kann man nicht allzu viele trinken, weil man irgendwann erschlagen wird; das Ur-Weizen hat meines Erachtens das Potential durchgängig getrunken werden zu können. Daher wird das arithmetisch ermittelte Ergebnis mit einem Sonderpunkt von 7,8 auf
8 Punkte
aufgewertet.

Empfehlung

Augustiner Edelstoff

Posted in ... weiter nichts als Bier on 17. April 2010 by Herr Grau

Art:
Exportbier, 5,6%

Geschmack: 7,7 Punkte
Süffig ist das erste, was man denkt, wenn anfängt, den Edelstoff in sich reinzustöpseln. Eine leichte, erfrischende Säuerlichkeit kommt in der Mitte des Geschmackserlebnisses, gefolgt von einer feinen, sehr subtilen Herbe. Alles in allem ein wirklich gutes Bier. Man könnte dieses Gebräu als „Gentleman“ bezeichnen, denn es ist zurückhaltend und leichtgängig; auf die Dauer könnte einem Actiontrinker schon etwas langweilig werden. Aber man kann eben nicht alles gleichzeitig haben.

Preis: 4 Punkte
Ich muss ehrlich zugeben, ich weiß nicht mehr, wie viel die Kiste kostet, aber es ist recht viel, schätzungsweise 15€. Das Bier ist wirklich sehr lecker, aber ich sehe meistens doch davon ab, den extra Zuschlag zu zahlen, da es auch günstigere Biere der selben Qualität gibt.

Flasche: 9 Punkte
Ich persönlich finde die Flasche extrem gelungen. Das Etikett enthält viel Gold, schafft es aber, dabei kein bisschen kitschig, sondern nur rustikal und stilvoll auszusehen. Die Flasche ist dabei auch keine braune Standardform, was einen kleinen Extrabonus einbringt. Außerdem ist der Name „Edelstoff“ einfach hervorragend.

Fazit: 7,4 Punkte
Es ist eine Schande, dass das Bier so teuer ist, sonst würde ich es zum einem regelmäßigen Gast in meinem Haus erklären. Wird es mir angeboten, so werde ich ein Edelstöffchen nie ablehnen. Es hat seine Gründe, warum dieses Bier eine Legende ist, die so viele glückliche Alkoholiker Fans hat, wie kaum ein anderes Bier.

Ein Wort zum Semesteranfang

Posted in smile and look alive on 16. April 2010 by The Tool

My life is pretty easy, I know, but sometimes I wish it was less of a punch line.

Rotes Thai-Curry

Posted in Essen & Trinken on 13. April 2010 by Herr Grau

Heute gibt es ein Rezept für eins meiner Lieblingsgerichte, nämlich das, was mir mal um mal den Hals rettet, wenn mich irgend ein schwiegermütterliches Schicksal in ein Chinarestaurant treibt: Thai-Curry.

Anders als der Name es vermuten lassen könnte, hat das Thai-Curry nicht viel mit indischem Curry gemeinsam. Es ist eine auf Kokosmilch aufbauende Sauce zum Reis und benötigt nicht viele exotische Gewürze. Wenn man die Grundzutaten einmal gekauft hat, kann man viele Portionen für ziemlich schmales Geld kochen.

Currypasten schmecken übrigens von Anbieter zu Anbieter verschieden. Ich habe mich mehr oder minder auf die von Bamboo Garden Thai eingeschossen, vor allem auch, weil sie überall zu haben ist.

Wir benötigen: (2-3 Portionen)

  • Eine Dose Kokosmilch (besser: Kokoscreme)
  • Rote Currypaste
  • Sojasauce
  • Fischsauce
  • Braunen Zucker
  • Sambal Olek oder einen ähnlichen Scharfmacher
  • Fleisch nach Wahl (ich empfehle die Variante mit Geflügel)
  • Gemüse nach Wahl (hier bieten sich Paprika, Karotten, Sojasprossen, Bambussprossen, Zwiebelspalten, etc. an)

Zubereitung:

Kokosmilch in eine Pfanne geben. Wenn die Milch einen Bodensatz aus Kokoswasser gebildet hat, diesen nicht mit in die Pfanne gießen. Einfach so trinken. Schmeckt lecker. Hitze voll aufreißen. Je nach Geschmack (ca. einen guten Esslöffel) rote Currypaste darin auflösen. Einen EL braunen Zucker, einen EL Sojasauce und einen EL Fischsauce ebenfalls dazu geben. Ich persönlich verzichte auf massiveren Einsatz von Fischsauce und salze etwas. Schärfemittel der Wahl ebenfalls einrühren. Aufkochen und einreduzieren lassen. Pro Person etwa 100g Fleisch in kleine Stücke schnetzeln, Gemüse ebenfalls klein schnippeln. Das Fleisch wird zuerst zugegeben und erst ganz am Ende das Gemüse, damit es schön knackig bleibt. Das Timing muss man etwas rausfummeln, aber wenn das Fleisch etwas länger mitkocht, macht das überhaupt nichts. Dazu gibt es natürlich Reis.

Wichtige Worte: Sebastian Krämer #1

Posted in smile and look alive on 12. April 2010 by Herr Grau

Das ist keine Vulgärsprache, das ist meine Sprache für besondere Anlässe.

Klaus seine Nummer und der Wahn im Speziellen

Posted in smile and look alive on 7. April 2010 by Herr Grau

Das Abitur wurde schon vor Jahren von zertifizierten Experten offiziell zum „inflationären Bildungspapierchen“ degradiert – diesem Umstand ist es wohl zu schulden, dass es ein scheues kleines Tierchen in den letzten Tagen ans grelle Licht der Medien gezerrt oder unbequem auf den Rücken von Säuen gebunden durch Dörfer getrieben wird: Das Numerus Clausus aus der Familie der Indices lebt bevorzugt im ruhigen und dunklen Klimat von ZVS-Listen, Zulassungsalgorithmen oder in Katastern der Universitätsdekanate. Seine friedliche Existenz gibt der kleine Index nur auf, wenn er vom gierigen Medizinstudenten in die Ecke getrieben und zur klaren Aussage aufgefordert wird. Dann kann das possierliche Vieh eine enorme Kampfkraft und ein beachtliches destruktives Potential entwickeln. Die verschreckenden Nachwirkungen brennen in den kollektiven Wunden des germanischen Volkes und so beschloss die Bundesregierung just, dieses Tier auszurotten, auf dass es keine Gefahr mehr für die Bevölkerung darstelle. Aber nicht irgendeine Bundesregierung stellte diese Forderung, nein, es musste gerade die FDP sein.

Dass Klaus Nummer kein fieses Okkultarium der Universitäten ist, die im eifernden Neid Studenten diffamieren wollen, wird dabei offenbar großmütig übersehen. Es scheint der Glaube in der Tiefe der zugegebenermaßen recht seicht geratenen Berichterstattung zu liegen, dass das Dekanat jeder Universität jährlich eine große Würfelparty veranstaltet, um die Stelle nach der 1 zu ermitteln, um den Zugang zum Medizinstudium zu regeln. Wenn die Studenten eben Pech haben, dann bekommt eben keiner einen Platz. (Harrharr!) Dass es sich um einen Index handelt, der nur die Zahl der verfügbaren Studienplätze fassbar macht, das scheint nur den Weisesten unter den Weisen aufzugehen. Fassbar nämlich für das von unserer Gesellschaft designierte Auswahlverfahren – das Abitur. Womit wir den Bezug zum Anfang wieder hergestellt und den Grundstein für eine erfreulich schlüssige „ja-aber“-Argumentation gelegt haben. Denn eigentlich ist das Abitur korrumpiert, wert- und aussagelos. Und sollte die Intention von meinem Gesundheitsminister (der m.E. im Gegensatz zu meinem Bildungsminister eigentlich gar nicht für diese Frage zuständig sein dürfte) dahin gehend liegen, dass er nicht ungesehen jeden Deppen zulassen und dann in den ersten Semestern wieder sieben, sondern die Selektionskompetenz mehr dem Auswahlgespräch der Universitäten zueignen will, so ist auch das prinzipiell erfreulich. Aber.

Das Argument für das ganze Vorhaben ist ein anderes: Angeblich könnten viele vakante Ärztestellen nicht besetzt werden. Wie jetzt die Menge der Studienplätze, die die Universitäten mit den zur Verfügung stehenden Mitteln auch mit viel gutem Willen zur Verfügung stellen können, von der Natur des Auswahlverfahren abhängt – ich habe meinen Schamanen angerufen, meinen magischen Eightball geschüttelt (‚ja‘, ’nein‘, ‚ask again later‘, ‚have sex with your wife‘ – ich versuchte, gebildet wie ich bin, n zu erhöhen…) und sogar meine geheime Spezialität, das Lesen im Bodensatz des nahesten Lehrerkollegiums, bemüht – ich konnte es nicht verstehen. Dass mir an jeder Ecke meines Alltags zig und aberzig Systemfehler begegnen, die einfach zu beheben wären und uns tatsächlich der Lösung des Problems näher bringen würden, ist umso schmerzhafter.

Wir erinnern uns: Neben den tatsächlich notwendigen Fächern (Anatomie, Physiologie, Pathologie) wird dem wohlgelaunten Aspiranten ein Berg von Schwachsinnigkeiten sowohl in Form als auch in Farbe in den Weg gestellt. Denn neben der Vorbereitung auf den Beruf, also der Lehre, besteht eine Hauptaufgabe jedes Studiums darin, eine Zugangsbeschränkung zu privilegierten Berufen, ein De-Sade’scher Widerstand auf Basis von Schmerz, zu sein. Zuerst nur in anderen Studiengängen von nöten, wurde es mehr und mehr auch in der Medizin dringlich, die Flut von ungeeigneten Abiturienten, die gerne reich und mächtig wären, vom Beruf fern zu halten. Dieser Widerstand, oh Wunder!, kann problemlos wieder gesenkt werden, so denn nötig.

Das Physikum zum Beispiel ist ein Anachronismus, denn jeder der Scheine, die man zur Teilnahme vorweisen muss, wird bereits durch eine Klausur erworben. Die Justifikation für diese Doppelprüfung steht aus. Die Organisation an einigen Universitäten (also die schwierigen zwei Aufgaben, einen Dozenten in einen Raum zu stellen und mir dann zu sagen, wo und wann) ist teilweise einfach mieserabel – ein Problem, das sich mit ein paar wohlplatzierten Kinnhaken einfach aus der Welt schaffen ließe. Man lässt Psychologen und anderes Gesindel Stunden um Stunden unserer Lebenszeit stehlen, weil man der Meinung ist, dies würde die Arzt-Patienten-Beziehung verbessern. Zwar wohlgemeint, krankt dies an zweierlei grundsätzlichen Problemen: 1. Arschloch bleibt Arschloch, das ändert kein Psychokurs. Es werden durch Psychologengebabbel keine empathischen Menschen neu gezeugt. 2. Alle dort gelehrten Theorien sind genau das: Theorien. Alle sind hinterfragbar und alle sind relativ. Letzterer Punkt bekommt eine besondere Emphasis beim Fach „Ethik“, das man definitionsgemäß nicht lehren kann: Ethik ist das Korrelat aller persönlichen Werte und somit ein aus individueller Philosophie entspringender Kanon. Um es deutlich zu sagen: Eine Überzeugung. Die schiere Annahme „Ich bin Utilitarist“ lässt das gesamte Lehrkonstrukt wie ein Kartenhaus auf Crack in sich zusammenbrechen. Ebenfalls sehr sinnig ist das Modularkonzept des klinischen Studienabschnittes in Göttingen, das mir erst vor wenigen Minuten „erklärt“ wurde: Es versucht, den Medizinerstudiengang näher an das Bachelor/Master-System heranzuführen (das, nebenbei bemerkt, auch noch nach einer wortgewaltigen, vom „Ritt der Walküren“ und einem kleinen Bürgeraufstand respektive Putsch untermalten Beleidigungsschrift schreit), das erklärtermaßen überhaupt nichts mit dem Medizinstudium zu tun hat und haben soll. Damit sind auch alle Vorteile genannt, als Nachteile wären Undurchschaubarkeit zu nennen, schwere strukturelle und organisatorische Probleme und, am schwerwiegendsten, die quasi-Unmöglichkeit, im laufenden Studium an eine andere Universität zu wechseln. Ich will nicht langweilen, das waren nur ein paar wenige Punkte von vielen, eben das, was mir gerade eingefallen ist.

Neben dem Studium stehen noch etliche andere Problemfelder zur freien Auswahl: Auch der Widerstand der Facharztausbildung ist hoch. Nur um mich selbst vor Hass aus Missverständnis zu schützen, repetiere ich: Es geht mir nicht um die fachliche Abwertung der Ausbildung. Aber wenn man erfährt, dass Assistenzärzte in einer Universität, die ich ungenannt lassen muss, 100-Stunden-Wochen schieben und dann noch Forschung in der Freizeit für das geforderte Minimum von zwei Papern im Jahr treiben müssen, so könnte das doch einer dieser mystischen Gründe sein, warum der Beruf nicht allzu attraktiv ist. Dass hier direkt mehrere Kontrollsysteme versagt haben und fortgehend versagen, dass die Arbeitsverträge, die genau dies verhindern sollten, nur dazu taugen, dass diese Überstunden noch weniger als zuvor bezahlt werden, da sie ja offiziell nun gar nicht mehr existieren dürfen, dass bei derartigen Arbeitsbedingungen der Burnout keine Frage des Ob mehr bleibt, dass dies auch einer der heiß gesuchten Gründe sein könnte, warum Akademiker einfach nicht mehr so recht Lust auf Familiengründung bekommen wollen, all das wird von der Regierung seit Jahren übersehen – Experten mutmaßen, es passiere „zu unserer aller Besten“. Die Wahrheit ist, dass nicht zu wenige Mediziner das Studium verlassen, sie wandern nur in Kohorten ins Ausland ab, wo sowohl soziale Anerkennung, als auch Bezahlung und Arbeitsbedingungen noch halbwegs stimmen. Und als würde das alles noch nicht reichen, wird jetzt von einer ganz besonderen Ausfertigung von Fachleuten auch noch mit dem s.g. „Arztassistenten“ innere Konkurrenz eingeführt, von denen niemand sagen kann, was sie überhaupt tun sollen, außer den Ärzten massiv auf Kosten der Patienten die Arbeit wegzunehmen – die offiziell vorgesehenen Aufgabengebiete sagen dies und nichts anderes, vor allem Untersuchung und Diagnostik sind die Kerngebiete der ärztliche Tätigkeit und genau jener Punkt, an dem die elendige Ausbildung des Arztes gebraucht wird, damit man sie kompetent ausführen kann (auch so ein Thema, was geradezu um einen kollektiven Schreikrampf bettelt). Aber dass diese initial angesprochenen Vakanzen, zumeist der landärztliche Dienst in kulturell nicht immer stimulierenden Gegenden, möglicherweise auch einfach nicht besetzt werden, weil die Bezahlung zu mies ist, auch das sollte ich doch mal zumindest vorgeschlagen haben.

Nicht dass am Ende einfach keiner drauf gekommen ist.