Archiv für November, 2010

Stowa Antea Kleine Sekunde

Posted in German Heaven, Getestet, smile and look alive on 26. November 2010 by Herr Grau

Bilder anklicken – die größeren Ansichten sehen doch arg besser aus…

Mit Uhren ist es ja nu so, dass es dazu eigentlich nicht viel zu schreiben gibt. Entweder man hat den bescheuerten Drang, mehr als eine davon zu besitzen oder eben nicht. Und entweder man mag ein Design oder eben nicht. Qualitätsprobleme gibt es im Premiumsegment sowieso eigentlich nicht, unter anderem, weil sowieso alle mechanischen Kaliber mit gleichbleibender mechanischer Präzision von ETA stammen, natürlich mit der respektablen Ausnahme diverser Manufakturkaliber. Aber die Uhren, die Letzteren Behausung geben, sind dann doch noch in einem anderen Preisrahmen angesiedelt, als das hier heute vorgestellte Stück von Stowa.

Für denjenigen, der sich in den Gefilden der Horologie nicht auskennt – was wirklich nicht unbedingt ein Charaktermakel ist -, will ich kurz ein paar Worte verlieren: Stowa ist eine urdeutsche Firma aus Pforzheim, die Walter Storz dort 1927 gründete. Im großen Kriech war Stowa eine der wenigen Firmen, die die berühmten Fliegeruhren herstellen durfte. Oder musste. Nicht das Thema jetzt… Heute wird Stowa von dem bekannten und in Fachkreisen hoch geschätzten Uhrmacher Jörg Schauer geführt, der abseits seiner eigenen Marke mit Stowa in einem bezahlbaren Preissegment klassische Uhren wiederaufleben lässt, so unter anderem eine Linie Uhren im Bauhausstil (Antea), sowie Reproduktionen der Flieger- und Marineuhren. Ich kann nur sagen, dass man ihm dafür danken sollte.

Ich habe relativ schmale Handgelenke, deswegen kann ich keine Klötze am Arm tragen. Die Stowa Antea Kleine Sekunde ist das kleinste Modell der Antea-Reihe und mit 6,8mm auch erstaunlich und angenehm flach. Dies ist unter anderem dem großartigen Peseux 7001 zuzuschreiben, das der Uhr dieses angenehme tickende Geräusch verleiht. Sonst macht es nichts.

Die Uhr ist hervorragend verarbeitet und einfach sehr schön. Die Zeiger und Schrauben sind gebläut. Mit 480€ ist die Uhr mehr als bezahlbar, wesentlich eher als die Nomos Tangente, der sie sehr ähnlich sieht. Stowa hatte dieses Design jedoch wesentlich früher als Nomos und war eine der Schöpfungsmarken dieser Meilensteine herrlich schlichter Eleganz. Der einzige Nachteil an den Stowauhren ist, dass man auf sie nach Bestellung recht lange warten muss, was natürlich gerade dem freundlichen Impulskäufer von Nebenan ein dickes Minus ins Pflichtenheft zaubert.

Alles in allem bin ich aber extrem zufrieden mit der Uhr, sie macht sich als Alltagsuhr genauso gut, wie als Dresswatch, ist gut verarbeitet und alles, was eine Uhr sein sollte. Für den breiteren Männerarm empfiehlt sich allerdings ein größeres Modell der Antea-Reihe.

Zu bekommen nur im Direktvertrieb bei

Stowa
Gewerbepark 16
75331 Engelsbrand

Telefon: 0 70 82 – 9 30 60
Telefax: 0 70 82 – 9 30 62
E-Mail: info@stowa.de
www.stowa.de

German Heaven – Grünkohl: Ein westfälischer Traum

Posted in Essen & Trinken, German Heaven, smile and look alive on 13. November 2010 by Herr Grau

kohl

Ich bin nördlich des Grünkohläquators groß geworden, aber doch südlich jener Ortschaften, die sich als die Wiege des Grünkohls betrachten. Der Norddeutsche hat ja nicht viel, worauf er stolz sein kann, aber wenigstens den vitaminreichen Kohl hat er Deutschland schmackhaft gemacht. Wenn man in der Gastwirtschaft dieses doch recht designierte Winteressen bestellt, gibt es aber nur an einem Ort auf dieser Welt das beste Resultat auf dem kommenden Teller.

Und das ist Westfalen.

Das Land, wo Korn und Wacholder ganzjähig blühen, hat die Kohlkunst in neue Höhen geführt. Das weiß keiner so sehr, wie der Westfale selbst. Also ich. Und weil ich den Rest der Welt nicht im Dunkeln stehen lassen will, werde ich mich jetzt anlässlich meines ersten großen Grünkohlkochens heute nachmittag in meinem Schaukelstuhl zurücklehnen, einen Seufzer getaner harter Arbeit von mir geben, meine lange Stielpfeife stopfen und euch allen mal erzählen, worauf es im Leben wirklich ankommt. Oder so.

Die erste und wichtigste Wahl ist die des Kohls. Ich höre immer wieder, dass man den Kohl für das authentische Erlebnis frisch kaufen sollte. Tatsächlich ist es beim Grünkohl so, dass die Frischware in den allermeisten Fällen dem harten Urteil weniger gut standhalten kann, als man sich das wünschen würde. Gerade wenn man nicht in den Landstrichen lebt, wo fleißige Kinderhände den Grünkohl von den über dreißig Meter hohen Palmen ernten, an denen er dreimal pro Jahrelft wächst, sollte man zusehen, dass man lieber einen guten Kohl aus der Dose bekommt, der vor Ort direkt nach dem ersten Frost geerntet, gekocht und eingedost worden ist. Und da gibt es auch nur eine vernünftige Wahl: Heinrich Lüders Handgerupfte Stramme Packung. Die großen Dosen im 60er-Jahre-Design enthalten den allerfeinsten, sandfreien Kohl, der auf dem freien Markt für Geld und gute Worte überhaupt zu haben ist. Kühne und Konsorten sind nur ein schlechter Scherz dagegen. Und sollte man in der unglücklichen Situation sein, diese Konserven bei keinem seiner üblichen Marktschreier bekommen zu können, so bietet die Dosenfabrik Lubella – heil Fortuna! – den Kohl auch im Versand an. Die Dosen halten sich mindestens drei Jahre, es lohnt also, die innere Hürde der Versandkosten mit einer größeren Bestellung gewagt zu überspringen.
Nu habema ein Kohl voll Dose. Wat nu damit anjefangen?

Wir wollen pro Person und Portion etwa 200g Grünkohl, aber es macht Sinn, einen großen Topf Kohl zu kochen, da der Aufwand sich nur gering steigert, das Gericht sich gut im Topf hält und von Tag zu Tag besser schmeckt. Ich gehe im Folgenden von der 1700ml-Dose Lüderskohl aus, die Mengen können entsprechend angepasst werden.
Als erstes lassen wir in einem großen Topf ein gediegen Stück Butter zergehen, etwa 200g. Vier mittelgroße Zwiebeln werden grob gewürfelt und darin auf mittelkleiner Flamme langsam und vorsichtig in einen Zustand salivationsfördernder Transparenz gedünstet und dann mit einem guten Viertelliter Brühe abgelöscht. Hinein kommt dann unser Grünkohl, während wir unseren Herd moderat auffeuern. Da es sich um die traditionelle „Stramme Packung“ handelt, muss der Grünkohl jetzt erstmal mit unserem Rührinstrument kleingemacht werden. Hinein kommen überdies noch 200g gewürfelter Speck, zwei Esslöffel Löwensenf, sowie sieben bis acht geräucherte Mettendchen in Scheiben. Und viel Liebe, denn der Grünkohl will mindestens eine Stunde bei mittlerer Hitze gekocht und dabei mittels gewiefter Rührtechnik am Anbrennen gehindert werden. Dabei sollte der Scharfsinn des Kochs auf den Flüssigkeitsstand gerichtet sein. Im Kohl sollte stets eine vernünftige, dem Anfang ähnliche Flüssigkeitsmenge stehen, damit er überall schön durchkocht und unten nicht anbrennt. Ich benutze dabei Brühe und Wasser im Wechsel. Nach einer guten Stunde Kochzeit, mehr schadet auch nicht, geben wir dann gewürfelte, festkochende Kartoffeln dazu und zwar etwa die selbe Menge, wie wir Kohl hatten, in diesem Fall also etwa 1,5kg. Die Kartoffelstücke sollten etwa 2cm im Kubik sein, plus minus natürlich. Kartoffelstücke einrühren, Herd auf die niedrigste Stufe stellen, Deckel drauf und mindestens fünfundzwanzig Minuten, eher ein bisschen mehr, köcheln lassen, dabei von Zeit zu Zeit umrühren. Schließlich ordentlich mit Salz und Pfeffer würzen.

Das war es. Fertig. Euer ganz persönlicher, westfälischer Grünkohl. Nix Pellkartoffel dabei, nix Kassler, nix irgendwas. Lecker. Jetzt müsst ihr nie wieder darben.
Und immer dran denken: Aufgewärmt schmeckt er immer noch besser, deswegen möglichst immer am Tag davor kochen.

Ofenkäse – Ein Vergleichstest

Posted in Essen & Trinken on 10. November 2010 by Herr Grau

Irgendetwas Magisches passiert mit Käse, wenn man ihn warm macht, alle Pizzen, Gratins und Cordon Bleus dieser Welt profitieren davon. In meinen Augen hatte es, schon seit ich durch Asterix bei den Schweizern darauf gebracht worden war, immer sinnvoll geschienen, das Ganze zu purifizieren, sprich: den flüssigen Käse in Reinstform in sich hinein zu schaufeln. Meine ersten Gehversuche mit Käsefondue
(- und das passiert mir, muss ich zu meiner Schande gestehen, auch heute noch manchmal -) waren durch zu viel Kirschwasser nicht unbedingt erfolgreich. Auch das Eindicken will gelernt sein. Ich musste erst von einem guten Bekannten fonduetechnisch unterwiesen werden, bis es damit was werden konnte. Aber alles in allem sind Kosten und Aufwand für ein Käsefondue doch nicht zu übersehen und erst recht scheint es etwas übertrieben, wenn man des abends allein ein Hüngerchen bekommt.

Ein ziemlich exquisiter Weg aus diesem Schlamassel wurde der deutschen Firma Champignon bereitet: Mit ihrem Rougette Ofenkäse haben sie ein Produkt geschaffen, das gut lagerbar, einfach zuzubereiten und vor allem unglaublich lecker ist. Wenn ich ehrlich bin, würde ich so einen Ofenkäse sogar allermeistens einem Fondue vorziehen. Das einzige Problem: Mit 3,59€ ist die Version von Rougette, dem Urvater dieser Zubereitungsform, doch gerade so teuer, dass ich sie mir kaum guten Gewissens leisten kann. Der sorgsam auf Sparsamkeit getrimmte Geist entscheidet sich also, die inzwischen verfügbaren, günstigeren Alternativen zu testen. Damit keiner dieses Geld ausgeben muss, will ich hier kurz die Ergebnisse veröffentlichen:

Kaufland Kaminkäse
Kommt für 1,99€, wirklich sehr preisgünstig (allerdings nur 250g, anstatt den originalen 320g). Leider kann man hier platt sagen: Außen billig, innen billig. Es handelt sich im Prinzip um einen ganz ordinären Brie, was nicht gerade zur Wiederholung einläd.

Real Quality Ofenkäse
Kostet stolze 2,99€ (- nur 60cent weniger, als das Original! -), ist dafür schon eher genießbar. Für meinen Geschmack aber zu plump und vor allem zu sauer. Für mich keine Alternative.

Saint Albray Ofen-Menü
Um genau zu sein, ist dieser Käse keine kostengünstigere Variante, sondern sogar teurer, denn er kostet ebenfalls 3,59€, allerdings für 280g, anstatt 320. Ich hatte mir viel davon versprochen, da ich den normalen Saint Albray sehr gerne mag. Leider ist der Ofenkäse der französischen Käserei dem deutschen Produkt etwas unterlegen, denn von der Würzigkeit ist er etwas flacher als sein Pendant von Rougette und auch in der Cremigkeit unterliegt er knapp. Wirklich disqualifiziert hat er sich für mich aber durch den höheren Preis, wenn ich ihn reduziert fände, würde ich ihn aber kaufen.

Fazit
Ich bleibe bei dem Ofenkäse von Rougette, der einfach nur ein brilliantes Produkt ist und zwar bei der Variante „Fein-Würzig“, die anderen konnten mich nicht überzeugen. Ernsthafte Alternativen gibt es nicht, das Geld für das Ausprobieren sollte man dringend sparen.

Das Diplom ist tot – und wir haben es getötet

Posted in smile and look alive on 4. November 2010 by Herr Grau

„Das Diplom ist tot – lang lebe der Ingenieur!“ ruft der copublizierende Ingenieur und wir mit ihm. Aber im Gegensatz zu ihm schwingt in unserer Stimme keine Freude mit und damit stehen wir in einer guten Tradition von Menschen, die den Satz vom toten König über hunderte Jahre skandieren mussten – nüchtern (- und an dieser Stelle muss ich spekulieren -) betrachtet kannten all diese getreuen Bürger die selbe kosmische Regel, wie auch wir heute:

Alles wird eigentlich immer nur mehr scheiße.

Das Diplom ist tot, ja, und im Angesicht des Verlusts einer weiteren international etablierten deutschen Bildungsmarke müssen wir Sack und Asche bereitlegen und demütig zugeben: Wir haben es getötet. Wir Narren. Wie bei jeder bildungspolitische Pirouette der letzten Jahre kann man ohne Zögern sagen: Die Ausführung war schlecht, aber dafür waren wenigsten die Absichten scheiße. (Wir differenzieren einmal mehr: Vulgärsprache ≠ Sprache für besondere Anlässe)
Denn Fakt ist: Die Lage des europäischen Binnenmarkes für Arbeitskraft hat sich durch die Reform nicht verbessert; mit einem deutschen Abschluss konnte man auch vorher überall arbeiten gehen. Das einzige, was wir gemacht haben, ist unseren eigenen Standard zu senken, damit unseren eigenen Absolventen mehr Konkurrenz zu schaffen und eine respektsträchtige Marke, auf die Generationen von Akademikern stolz waren, ersatzlos zu vernichten. Und jeder, der jetzt die Worte „Globalisierung“ oder „Protektionismus“ in den Mund nimmt, dem schicke ich gerne portofrei einen abgeschnittenen Pferdekopf zu.
Und alles passierte natürlich in deutscher Manier Hals über Kopf; die verwirrenden Probleme, die der Kollege Ingenieur darstellt, das sind Papiertiger von Mao’scher Definition, die davon mehr als zeugen. Was tun wir mit den FHlern? Was macht eigentlich ein Bachelor der Pädagogik? Was sind die Abschlüsse überhaupt wert? Ist ein Master in der freien Wirtschaft dem Diplom ebenbürtig? Oder eine Frage, um sie alle zu umfassen:
Warum wohl wollen so viele Akademien samt ihrer Absolventen den Diplomtitel zurück?

Damit dieser Artikel mehr darstellt, als nur haltloses – obgleich überfälliges – Genörgel, hier meine Vorschläge:

Erstens: Schaden begrenzen. Nicht noch weiter reformieren in der sinnigen Hoffnung, dass, wenn man noch fünf Schaufeln Stuhl auf den Berg wirft, er irgendwann zu Vanilleeis wird.
Zweitens: Von Bolognia so weit zurücktreten, wie es nötig ist, unser akademisches Bildungssystem wieder in eine vernünftige Form zu bringen: Bachelor als Vordiplom in den Hintergrund schieben, jedem BA einen Masterplatz garantieren. Der Master wird wieder zum Diplom, die Masterarbeit wird wieder zur Diplomarbeit ausgebaut. Absolventen der FH bekommen endlich einen eigenen akademischen Grad, der sie zur Berufsausübung und zum facheigenen, abgekürzten Studium an der Hochschule qualifiziert. Absolventen der Medizin bekommen mit dem Abschluss ihren Doktortitel. Das Gymnasium bekommt seine 13 Klassen zurück. In diesen Restaurationsprozess müssen die Lehreinrichtungen direkt eingebunden werden, ansonsten gehen die Lösungen im Detail wieder calmundweit an der Realität vorbei.
Drittens: Ceterum censeo Carthaginem esse delendam.

Quo vadis, Dipl.-Ing.?

Posted in Probleme des Lebens, smile and look alive on 4. November 2010 by hoegi

Der Diplom-Ingenieur stirbt aus. Dank der Bologna-Reform und der damit verbundenen Modularisierung quasi sämtlicher Studiengänge geht der akademische Grad des Dipl.-Ing. in Deutschland peu a peu flöten. Im Folgenden versuche ich hier eine Zusammenfassung der aktuellen Sachlage, als auch meine eigene Meinung zu damit verbundenen Problematiken darzulegen. Das Thema ist dermaßen vielseitig, dass mir eine vernünftige Textstruktur alsbald abhanden kommen wird. Das bitte ich jetzt schon zu entschuldigen.
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