Archiv für Februar, 2010

De-Sade’scher Widerstand

Posted in Probleme des Lebens, smile and look alive on 11. Februar 2010 by Herr Grau

Gerade ist mir ein schönes Wort eingefallen für ein Phänomen, das ich immer und immer wieder erklären muss:

Inhalt und Struktur der Studiengänge ist neben der Lehre vor allem darauf ausgerichtet, dass es weh tut, damit es nicht jeder Depp macht. Dieses sozialakademische Zugangsbegrenzungsglied zu privilegierten Berufen baut auf Schmerz – es ist ein De-Sade’scher Widerstand.

Antwort auf die Frage: „Welches Messer soll ich kaufen?“

Posted in Scharfe Messer, smile and look alive on 10. Februar 2010 by Herr Grau

15. Revision, 13.09.2015

Lieber Leser,
wenn man wie ich in Foren aktiv ist und Menschen gerne hilft, trifft man ab und zu auf wiederkehrende Fragestellungen. Keine Frage wird dabei so oft gestellt wie:
„Welches Messer soll ich mir kaufen?“
Nicht, dass diese Frage nicht bereits hundertfach beantwortet worden wäre – die Antworten liegen nur in unzähligen Posts versteckt. Und auch wenn dieser Versuch, diese Frage ein für alle mal zu beantworten, vielleicht hie und da zu kurz greift, so mag er doch zumindest helfen, die Beratungen einfacher und fokussierter zu machen.

An erster Stelle steht eine einfache Einsicht: Auch die besten Messer werden stumpf. Wer sich nicht um das Schärfen kümmert, hat auch von den besten Messern nach ein paar Wochen nichts mehr. Messer in Härtebereichen bis etwa 60° HRC kann man zwar mit einem Wetzstahl relativ lange scharf halten, aber auch sie müssen irgendwann nachgeschliffen werden. Wer also lange Freude an seinen Messern haben will, sollte sich den richtigen Gebrauch eines Wetzstahls und das Schärfen aneignen, ansonsten sind neue Messer unsinnig.
( → Einleitung Schärfen, Wahl des Schleifsteins, Schärfvorgang)
Und nur um noch mal die Grundregeln zu wiederholen:
Nie auf Glas, Keramik, Metall oder Stein schneiden! Klinge von Knochen fernhalten! Messer gehören nicht in die Spülmaschine!

Genug der Vorrede. Es ist erstaunlich, wie sehr die Beantwortung weniger grundsätzlicher Fragen die Auswahl von „unüberschaubar“ auf „ein paar wenige“ reduziert. Diese Fragen lauten:

1. Welcher Aufgabenbereich?
Es gibt eine Vielzahl spezialisierter Messer, Messersätze enthalten häufig zehn Messer oder mehr. Das meiste ist überflüssig. Ein Kochmesser, ein Schälmesser und ein Brotmesser sind die Austattung, die man braucht. Wenn dann wirklich etwas fehlen sollte, kann man es noch nachkaufen. Das ist aber erfahrungsgemäß unwahrscheinlich. Es gilt: Weniger kaufen, dafür gut. Als Schälmesser haben sich die dünngeschliffenen kleinen Herdermesser bewährt. Mit etwa 10€ kosten sie nicht die Welt und sind im Prinzip die ideale Lösung für diese Aufgabe. herderBrotmesser sind Sägen. Ist der Wellenschliff stumpf, kann er nur von einem Fachmann nachgeschliffen werden. Die scharfen Zähne reißen mehr als dass sie schneiden, daher tut es für diese Aufgabe im Prinzip jedes Messer. Hier zählen vor allem ästhetische und haptische Vorlieben. Persönliche Empfehlungen sind die Victorinox Konditorsäge im günstigen Bereich und für etwas mehr Geld das Herder Grandmoulin oder das MAC Superior Brotmesser. Aber auch jedes andere Messer erfüllt den Zweck wenigstens zufriedenstellend. Im Folgenden geht es also nur noch um das große Kochmesser. Guck an, das ging schnell.

2. Welche Form?
Dies ist einfach eine Frage von Erfahrungen und Vorlieben. Die klassischen europäischen Formen sind für den Wiegeschnitt ausgelegt. Man differenziert die deutsche Form mit hochgezogener Spitze und großem Bauch und die französische Form mit in die Mitte oder sogar tiefer gezogener Spitze und häufig insgesamt schmalerer Klinge:messerformenDie Japaner kennen mehr als eine Universalmesserform. Das Gyuto ist die jüngste Form und entspricht dem europäischen Kochmesser zumeist französischer Form:

suien

Das Santoku ist tendentiell kürzer und höher: Die Frage, ob man lieber ein Kochmesser/Gyuto oder ein Santoku möchte, ist eine des persönlichen Geschmacks. Ich empfehle dem, der diese Erfahrung nicht hat, die klassische Kochmesserform. Sie eignet sich besser für den Wiegeschnitt, durch die ausgeprägtere Spitze besser zum Parieren von Fleisch und durch ihre größere Länge auch besser zum Zerteilen von Fleisch und Fisch.

Abseits dessen gibt es noch einige „Exotenformen“: Die Kenyo-Form, vor allem durch Sirou Kamo in Europa bekannt, die ich für zu schmal für ein Universalmesser halte, und das auf George W. Sears Outdoormesser zurückgehende Nessmuk, das aber keine festgelegte Form darstellt. Messer dieses Formenkreises sind selten. Ausnahmen mit dieser Kontur bilden das Tosa Bunkaboocho, das weiter unten abgehandelt wird, und das Nesmuk® von Lars Scheidler, das man getrost als gut gelaufenes Marketingkonzept abhaken kann. Und schließlich hat es noch das traditionelle chinesische Hackmesser. Gerade für Leute, die viel Gemüse verarbeiten und denen andere Messerformen zu schmal sind, sind diese Messer eine ernsthafte Überlegung wert. Es handelt sich um sehr dünne Messer, die ihr martialisches Auftreten Lügen strafen. Beste Wahl: Suien oder Sugimoto.

3. Wie viel Geld will ich ausgeben?
Diese Frage muss man sich natürlich auch stellen. Zu einem traditionellen Japanmesser gehört zumindest ein Schleifstein oder, wenn ein Stein absolut nicht Frage kommt, ein Schleifsystem (Spyderco, Lansky, Edge Pro Clone). Zu allen anderen Messern kommt zusätzlich mindestens ein günstiger Keramikwetzstab, das sollte immer berücksichtigt werden.

4. „Rostfrei“ oder Carbonstahl? Was ist Geometrie?
Rostträger Stahl („Edelstahl“, „Rostfrei“) bildet große Chromkarbide. Man kann sich das wie große, widerstandsfähige Körner im Stahl vorstellen. Ein gröberes Korn heißt eine geringere mögliche Schärfe. Dafür sind rostträge Stähle tendenziell zäher und haben bei gleicher Härte eine längere Standzeit, sind aber auch schwerer zu schärfen. Carbonstähle dagegen werden dank ihres feinen Korns schärfer und sind auch einfacher zu schärfen, halten diese Schärfe dafür bei gleicher Härte weniger lange. Es gibt exzellente Messer aus Carbonstahl, aber durchaus auch viele großartige Klingen aus rostträgem Stahl. Solange dieser richtig ausgewählt und wärmebehandelt wird, ist das fraglos möglich. Wichtiger als der Stahl ist das Messer als Ganzes. Entscheidender als der Stahl und dessen Härte ist nämlich die Geometrie der Klinge. Ein dickes fettes Messer will einfach nicht leger durch die Karotte. Der Großteil des subjektiven Gefühls eines guten Messers entsteht durch leichtes Schneiden auf Grund einer dünnen Klinge – und zwar vor allem dünn direkt über der Schneide. Ich bin der festen Überzeugung, dass Stahl, Wärmebehandlung und Härte auf eine möglichst ideale Geometrie hin gewählt werden sollten und keinstenfalls anders herum. Macht man die Messer zu dünn oder zu hart für ihre Dünne, werden sie zu empfindlich. Die Balance zu treffen und dann handwerklich makellos auszuführen, ist alles andere als trivial. Schleifautomaten können bis heute nicht das, was ein Schleifer von Hand tut. Daher sind gute handgemachte Messer industriell hergestellter Ware tatsächlich merklich überlegen.

Ein kurzes Wort zu der Pflege von Carbonstählen: Ich arbeite seit Jahren mit solchen Messern; nach dem Schneiden einmal kurz mit dem feuchten Spüllappen abwischen, am Geschirrtuch abtrocknen, das kostet ein paar Sekunden. Dass sich saures Schneidgut verfärbt, passiert auch nur, bis die Klinge vernünftig Patina angenommen hat.

5. Härte als Organisationsfaktor – Systematik, Härten und Schaubild erklärt
Der Messerkauf ist vor allem deshalb ein solches Problem, weil es schwierig ist, den Markt zu überschauen und dann in eine sinnvolle Systematik zu bringen. Nach reiflicher Überlegung habe ich mich dazu entschieden, den Weg über die Härte des Schneidenstahls zu gehen, denn diese hat die größte Relevanz, um verschiedene Gruppen zu trennen. Ich habe den Markt – soweit er mir bekannt ist – nach dieser Systematik in ein Schaubild gegossen, in dem jedes Messer mit einem kurzen Kommentar versehen ist. Weiter habe ich die Messer nach Preis sortiert, in die Kategorien empfehlenswert, bedingt empfehlenswert und nicht empfehlenswert gegliedert – farblich gekennzeichnet natürlich -, persönliche Favoriten markiert und die Messer mit Fünf-Blickwinkel-Reviews kenntlich gemacht und diese verlinkt. Außerdem werden Carbonstahl und rostträge unterschieden. Bei allen Messern, die dies nötig haben, wurden Bezugsquellen angefügt. Ich habe alle Preise von Importmessern als deutsche Endpreise nach Versand und Zoll ausgerechnet.

Im Folgenden werde ich kurz die Vor- und Nachteile der einzelnen Kategorien darlegen, weitere Informationen zu den Messern sowie die Legende finden sich in dem Schaubild.

Sehr weicher Stahl (~ 53 – 54° HRC) findet sich traditionell bei den französischen Sabatier-Kochmessern aus der Messerstadt Thiers. Diese müssen häufig auf dem Stahl gewetzt werden, da sie die Schärfe nicht lange halten. Dafür sind sie auch bei dünnen Geometrien sehr unempfindlich und werden sehr schnell wieder sehr scharf.
Die nächst härtere Kategorie (~ 55-56° HRC) bilden die deutschen Kochmesser. Diese sind ebenfalls sehr unempfindlich und können auf dem Wetzstahl lange scharf gehalten werden, allerdings sind die meisten dieser Messer dank Maschinenschliff so dick, dass sie wenig Freude bereiten.
Die inzwischen größte und beliebteste Kategorie bilden die Messer mittelhoher Härte (~ 58 – 61° HRC). Diese Messer sind hart genug, um eine gute Standzeit zu gewährleisten, aber noch nicht so hart, dass ihre Sprödigkeit sehr dünne Schneiden unmöglich macht, weshalb viele – ich auch – sie als goldene Mitte ansehen. Diese Kategorie wird primär von den japanischen Firmen bedient, die sie auch erschlossen haben, es gibt aber einige Ausnahmen. Hier kommen verschiedene Stahlgüten zum Einsatz. Das untere Ende des Spektrums bildet der Chrom-Molybdän-Standardstahl. Er kommt bei den meisten günstigeren Messern zum Einsatz und hat die geringste Standzeit. Vergleichbar sind günstige Carbonstähle wie bspw. SK4, die aber fast allesamt aufgrund ihrer hohen Reaktivität nicht zu empfehlen sind. Besser sind Messer aus weniger hoch gehärteten Papierstählen (hauptsächlich Weißpapierstahl) und schwedischen rostträgen Stählen von Sandvik und Uddeholm. Diese werden bei richtiger Wärmebehandlung erstaunlich scharf und haben eine sehr gute Standzeit. Auch am Markt aber zunehmend weniger genutzt sind die Takefu Goldstähle (VG), die häufig in Mehrlagenmaterialen vorkommen. Vor allem VG10 ist auf Grund seiner schweren Schärfbarkeit und Sensitivität auf falsche Wärmebehandlung mit Vorsicht zu genießen. Der Großteil der Messer dieser Kategorie kann auch auf dem Wetzstahl scharf gehalten werden.
Schließlich bilden die traditionellen japanischen Messer aus Weiß- oder Blaupapierstahl die härteste Kategorie (~ 62 – 65° HRC) konventioneller Stähle. Sie werden extrem scharf und halten diese Schärfe auch lange, dafür sind dünne Geometrien schwierig zu realisieren, da mit der Härte auch die Sprödigkeit steigt, wodurch die Schneiden ab einer bestimmten Dünne zu empfindlich werden. Es gibt Dreilagenkonstruktionen, entweder aus fertigem Walzlaminat (günstiger) oder von Hand verschweißt (Warikomi, teurer), und komplett aus Papierstahl gefertigte und dann im Lehmmantel differenziell gehärtete (Honyaki, sehr teuer) Messer. Alle Messer müssen auf Steinen scharf gehalten werden, Wetzstähle richten hier Schaden an.
Die höchste Härtekategorie (>63° HRC) bilden Messer aus pulvermetallurgischem Stahl. PM-Stahl ist sehr schwer zu schärfen und nur wenige Firmen haben das Know-How, den richtigen Stahl so zu verarbeiten, dass er nicht grauenvoll zum Ausbrechen neigt. Ich habe alle diese Messer als bedingt empfehlenswert markiert, da ich niemandem ein solches Messer ans Herz legen würde, der nicht genau weiß, worauf er sich einlässt.

Hier ist das Schaubild:
(Anmerkung: Da die Bilddatei über hundert mal so groß ist, habe ich das PDF-Format gewählt. Es wird daher ein PDF-Reader benötigt.)

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So, das ist es. Wer Fragen hat, kann mich gerne anschreiben. Im Messerforum wird auch noch jedem geholfen. Wer nichts gefunden hat, dem kann glaube ich auch nicht mehr geholfen werden.

Bau eines endgültigen Röhrenverstärkers – 4 – Gehäusebau

Posted in Angewandte Wissenschaft, Röhrenverstärker, smile and look alive on 9. Februar 2010 by Herr Grau

Wie auch immer das individuelle Gehäuse aussieht, die wenigsten Menschen werden in den Genuss kommen, für ihr Projekt bereits vergebohrte Chassis bekommen zu können. Daher gilt es, nachdem man sich ein Layout überlegt hat (worauf man dabei achten sollte, werde ich im nächsten Kapitel erklären), die entsprechenden Löcher für Fassungen und Buchsen zu schaffen. Dabei kann einem das Wissen um wenige grundsätzliche Dinge viel Leid ersparen.

Löcher sollte man generell auf einer Standbohrmaschine mit einem Schälbohrer machen. Normale Bohrer schaffen nie so saubere Löcher wie ein Schälbohrer, desweiteren braucht es häufig Löcher in seltsamen Größen, für die es nicht einmal Bohrer gäbe. Schälbohrer sind konisch und können damit jede beliebige Lochgröße schaffen. Gebohrt wird immer von der Seite, die am Ende zu sehen ist. Leider sind Blechschälbohrer mit ~40€ nicht unbedingt günstige Werkzeuge.

Eckige Aussparungen kann man am besten mit einem Dremel machen. Meine Löcher sind vergleichsweise hässlich, weil ich seit Jahren schon nicht mehr mit diesem Werkzeug gearbeitet habe. Ein paar Minuten Übung und sie wären wesentlich besser geworden. Ein Dremel findet sich fast in jedem Bekanntenkreis, die Schneidscheiben kosten nicht viel.

Eine Regel, die ich auch jedes Mal vernachlässige und immer den Preis bezahle, ist, dass man beim Arbeiten stets alle Flächen mit Malerkrepp abkleben sollte. Auf den Bildern sind wieder einige Kratzer zu sehen, die durch unvermeidliche Unvorsichtigkeiten entstanden sind. Diese werde ich mit Lackreiniger auspolieren müssen.

Anzeichnen kann man am besten mit einem sehr weichen Bleistift. (Ein Talkumstift, wie ihn Schmiede benutzen, wäre ideal, aber wer hat sowas schon im Haus…)

Als ewiges Opfer meiner Umstände musste ich mich mit dem abgeben, was gerade greifbar war, in diesem Fall in Form einer Wolfcraft-Bohrmaschinen-Einspannung (sollte man vermeiden, wenn es nur irgend geht). Dieses großartigen Geräts wegen sind die Löcher auch auf wenige Zentimeter genau zentriert:

Ein Dremel ist für die meisten Gehäusearbeiten unverzichtbar:

Die Kanten der Ausschnitte sieht man zum Glück am Ende nicht. Die Kaltgerätebuchsen werden zum besseren Halt sowieso eingeklebt:

Die eigentliche Montage geht recht flott. Schrauben sind aus Messing, da Schwarz und Gold zusammen einfach schick aussieht. Messing ist sehr empfindlich, die Löcher müssen also sehr sauber entgratet sein. Die Senkkopfschrauben für die Neutrik-Cinchterminals fehlen noch:

Wer Angst vor diesen Arbeiten hat, den kann ich schon verstehen. Allerdings sollte sich in jedem Bekanntenkreis jemand finden, der die handwerklichen Fähigkeiten dazu mitbringt und sich für eine Kiste Bier dazu bereit erklärt. Insgesamt ist sowas bei konzentrierter Arbeit (…wo wächst das eigentlich?) in einer Stunde zu schaffen.

Update:

Bleche sind eingetrudelt. Ein großes, um das Chassis zu verstärken und die Transformatoren voreinander zu schützen und drei kleinere als Schirmbleche, damit das Netzteil, also vor allem Versorgungstransformator und Drossel, nicht blöd in die Signalwege einstreuen. Der ganze Bumms wurde mittels Uhu Endfest 300, Stuhlwinkeln, Hammerit und viel gutem Willen zusammengedengelt. Unter dem Transformator ist eine vibrationsdämpfende Schicht Schaumstoff platziert.

Gute Bilder von den Trennblechen habe ich nur zusammen mit dem halbwegs fertigen Netzteil:

Die Schirmbleche müssen natürlich vernünftig geerdet sein (Schutzleiter, nicht Signalmasse!), damit das ganze Sinn macht. Ich habe das durch *hust* fachgerechten *hust* Aufbau versucht, sicherzustellen.

Lecker Biergulasch

Posted in Essen & Trinken on 8. Februar 2010 by Herr Grau

Ich bin gar nicht da. Eigentlich bin ich gerade lernen. Aber im Dunkeln lassen kann ich euch trotzdem nicht über mein einfaches und extrem schmackhaftes Gulasch-Rezept:

500g Fleisch (hier tut es wirklich alles, selbst marginal fleischdurchsetzter Sehnenbraten für 1,99€/kg wird absolut zart) werden gewürfelt und in zwei Esslöffeln Butter scharf angebraten und dann sehr flott mit einer Flasche dunklem Bier abgelöscht (dunkles Weizen hat sich bei mir bewährt). Dazu kommen zwei große Zwiebeln, die grob zerkleinert wurden, Salz, Pfeffer und ordentlich süßes und scharfes Paprikapulver (mindestens 1EL von beidem, eher mehr). Deckel druff und 20 Minuten auf mittelkleiner Flamme köcheln lassen (die Kochzeit ist eine Mindestangabe, je länger man kocht, desto weicher wird das Fleisch). Zwei in Streifen geschnittene rote Paprika dazu geben. Noch mal 40 Minuten köcheln lassen. Mit Mehl binden (wenn es eine Sauce werden soll und keine Suppe) und noch einmal final abschmecken – fertig.

Wichtige Worte: Schillers Tell #5

Posted in smile and look alive on 5. Februar 2010 by Herr Grau

Ihr seid auch Männer, wisset eure Axt
Zu führen, und dem Mutigen hilft Gott!

DIY-Lautsprecher – ADW Duetta – oder: Wie man es nicht macht.

Posted in Angewandte Wissenschaft, smile and look alive on 2. Februar 2010 by Herr Grau

Man könnte es eine Neurose nennen, dass ich lieber lange auf das Beste spare, als irgendetwas Halbgares zu kaufen – ich halte es für eine wichtige Art von Konsequenz. Gerade für einen Studenten ist das ein episches Vorhaben und wenn sich dazu auch noch der Wunsch nach einer Hifi-Anlage gesellt, dann kann es enorm flott extrem teuer werden. Schnell liegen die Preise der Komponenten hinter der Grenze des Bezahlbaren, durch die Traumwiesen hindurch noch hinter den Bergen, im Land des schlechten Geschmacks. Fakt ist, dass die Komponenten ab einem gewissen Punkt nicht mehr besser werden. Etwas anderes als Mundorf-Kondensatoren und Eton-Chassis bekommt man auch im hohen Dukatensegment nicht und auch Boxen sind nach wie vor aus Holz, das mit dem Holz im Baumarkt recht eng verwandt ist. Viele „Verbesserungen“, die im Premiumsegment eingeführt werden, dienen einzig und allein dem Zweck, dass sowohl Verkäufer als auch Käufer des Nachts besser schlafen. Letzterer, weil ihn keine Zweifel mehr plagen und ersterer, weil sein Kissen so gut gepolstert ist. Diese .. ich nenne sie jetzt mal Ende-Der-Fahnenstange-Kompontenen kann aber auch ein Du und ein Ich beim Elektronikfred unseres gemeinsamen Vertrauens käuflich erwerben. Zum hochgradig kostensparenden Selbstbau fehlt (nur) noch das essentielle Bindeglied, jene sphärisch-unfassbare Kraft, deren Quelle selten gestreute Fachleute sind und die vom Vorsitzenden des Elite-Sachen-gebacken-Krieger-Weltverbands Hannibal Smith mit einem Wort zusammengefasst wird: Plan.

Im Selbstbau von Boxen kommt man an ein paar Wahrheiten nicht vorbei. Eine davon ist, dass man früher oder später bei Udo Wohlgemuth (Acoustic Design Wohlgemuth) landet. Er vereint Kompetenz, Kundenbetreuung, Freundlichkeit und gutes Aussehen auf ein Weise, dass man sich wünscht, es gäbe eine Art ihn in anderen Branchen ebenfalls. Dazu kommt, dass die Erfolge seiner Produkte für sich sprechen. Wer sich nicht auf Internetzgeblöke verlassen will, der spannt den Karren an und greift auf Qualität 2 und 3 von Udo zurück, in diesem Fall in der Form der Möglichkeit, ihn nach kurzer Absprache im Prinzip zu jeder unmöglichen Zeit zum Probehören besuchen kommen zu können. Hier setzt meine kleine Geschichte auch an. Wurde auch Zeit, werden Sie sagen, nach so vielen Buchstaben. Also los.

Ich sitze also in dem kleinen Tüftlerkabuff in Bochum auf einer abgewetzten Couch und versuche, in kurzer Zeit so viel Wohlgemuth wie möglich aufzusaugen. Er hat nicht alles parat, aber einen soliden Querschnitt seines Sortiments kann man probehören. Stoisch erträgt er meiner CD- und Plattensammlung, wechselt die Lautsprecher, lässt mich weiter hören. Nebenbei lässt er wie nebensächlich wichtige Ratschläge und lustige Anekdoten fallen. Interessiert begutachtet er Incubus und Audiovent, sowie Ray LaMontagne und merkt schließlich bescheiden an, dass ihm in dieser Musik die Dynamik fehle (nicht wirklich verwunderlich, muss die Abmischung doch auch ihrer Verwendung als Disko-Musik Rechnung tragen). Ich wechsle also auf Led Zep und Dusty in Memphis, was sein Gemüt schon etwas erhellt, schließlich kann er aber doch nicht umhin, bei der Präsentation seines Meisterstücks, der Duetta, auch selber noch mal in die Kiste zu greifen und Monty Alexander in Montreaux und Ella & Louis aufzulegen – beide musste ich mir übrigens dringend sofort auch zulegen, wobei letztere schon länger auf meinem Wunschzettel stand. Die Boxen faszinierten mich dabei so derartig, dass ich sie vom Fleck weg kaufe, das heißt: Ich kaufte die Bausätze.

An dieser Stelle vielleicht ein paar kleine Details zur Duetta für alle, die die Box nicht kennen. Zu aller erst gibt einen Artikel dazu in Udos Magazin (hier). Es handelt sich um eine zweiteilige Standbox, die komplett mit Chassis von Eton/Ulm bestückt ist. Diese gehören mit zu dem Besten, was es überhaupt für Geld und gute Worte zu kaufen gibt. Zumindest aber den – zugegebenermaßen nicht gerade günstigen – Hochtöner ER4 halte ich für den besten im Moment verfügbaren Vertreter seiner Zunft überhaupt. Und auch der 7-360/37 Hex und der 11-581/50 Hex brauchen sich vor keinem ihrer Mitbewerber verstecken. Der Aufbau erfolgte bei mir aus 22er MDF, wie von Udo vorgeschlagen. Hier ist der Bauplan (klick zum Vergrößern):

(Es finden sich noch einige Echos zu der Box, eine kleine Auswahl hier: #1, #2. #3, #4, #5, #6, #7. Wenn man noch etwas sucht, findet man sicher noch mehr.)

Seit dem Abend in Bochum sind einige Monate vergangen. Kommen wir zum Gehäusebau, den man auch eine Aneinanderreihung von Fehlern nennen könnte:

Erster Fehler: Ich kaufte mein MDF beim lokalen Baumarkt zu überteuerten Preisen und stellte zuhause fest, dass der Zuschnitt nicht präzise war. Für das Geld hätte ich es auch vom Tischler holen können, dafür aber richtig zugesägt.

Zweiter Fehler: Ich kaufte die Schallwände CNC-gefräst zu, da ich Schiss vor dem Ausfräsen der Löcher für den ER4 hatte. Merke: Will man furnieren, dann tut man das erst und fräst dann. Löcher überzufurnieren und dann auszuschneiden ist Masochisten-R&R und wird nie gut, wieviel Mühe man sich auch gibt.

Fehler Nummer 3: Ich kaufte mein Furnier bei Schorn&Groh. Das war eine ziemlich blöde Idee, aber das konnte ich nicht wissen. Die Furniere sind aus sehr schmalen Streifen zusammengesetzt, was auf größeren Flächen (Duettaseiten) wirklich bescheuert aussieht. Die Lieferung dauerte ewig und dann war die Hälfte der gelieferten Furniere falsch. Was ich merkte, als mein Tischler sie aufgeklebt hatte.

Fehler 4: Ich vergaß, die Gehäuse innen mit Dämpfungsmaterial zu bekleben, was schon zu empfehlen ist. Als sie zusammengeklebt waren, wollte ich mir das gynäkologische Gemache dann auch nicht mehr antun und habe es einfach sein gelassen.

Womit wir beim finalen Fehler wären: Ich hatte Angst, das teure Furnier zu ruinieren und gab die Boxen daher zu einem Tischler. Ich übersah die Möglichkeit, dass ein Mensch, der super nett ist und sonst spitzen Arbeiten macht, möglicherweise keine Ahnung vom Furnieren haben könnte. Jetzt wirft das Furnier überall Blasen, so genannte „Kürschner“, ein so gut wie nicht zu korrigierender Fehler. Derart große Flächen sollte man nicht mit Kontaktkleber zu furnieren versuchen, da man eh nicht so flächig gleichmäßig genug Druck aufbringen kann, sondern beide Teile einleimen, den Leim trocknen lassen und dann das Furnier mit einem Bügeleisen aufbügeln.

Man könnte sagen, ich habe eine teure Lektion gelernt. Einer der werten Autorenkollegen meinte in Anlehnung an gängige Euphemismen, ich hätte eben „besondere“ Gehäuse. Ich versuche das Beste daraus zu machen, denn ich habe weder Zeit, noch Geld oder Nerven, das ganze noch einmal von vorne anzufangen. Solange es klingt, werde ich mich jetzt darüber freuen.

Die Weichen waren schnell zusammengedübelt. Ich sollte vielleicht an dieser Stelle einen kleinen Dankesgruß an meinen Vater in den Äther beten, der Tatsache bezüglich, dass ich bereits mit zehn Jahren löten gelernt habe. Aber ein Weichenbau ist wirklich keine große Übung: Wer die Glühbirne in der Klospülung wechseln kann und weiß, wie man Kolbenrückholfedern nachspannt, hat mit sowas auch keine Probleme.

Die Gehäuse werden mit Ausnahme des Bereichs über den Reflexkanälen locker mit Dämmstoff gefüllt, auf die Hinterwand der Kammer des ER4 wird jeweils eine Moosgummiplatte geklebt. Die Löcher für die Kabel des Hochtöners werden mit Wachs verschlossen. Die Löcher für die Schrauben werden vorgebort.

Dann stehen sie irgendwann und spielen.

Tja, was soll ich sagen? Hat sich das viele Geld, die Mühe und der Ärger gelohnt?

Definitiv. Nach etwa fünfzig Stunden Einspielzeit verschwindet die anfängliche Schärfe aus den Höhen und es bleibt ein wunderbares Klangbild übrig, das schön die Musik projiziert, nichts überartikuliert, knackig trockene Bässe und glasklare, nie nervige Höhen liefert. Desweiteren ist die Dynamik wahnsinnig und die Auflösung haarscharf. Man hört Dinge, die man vorher noch nie wahrgenommen hat. Man ‚hört‘ den Lautsprecher überhaupt kaum, was ich sehr großartig finde.

Ich will die Klangbeschreibung nicht ausdehnen, sowas wird doch sehr schnell zur Floskelschlacht: Man weiß spätestens, wenn man beim ersten Weinen einer Les Paul Gänsehaut bekommt, dass alles an der richtigen Stelle sitzt.

Ich habe viele Lautsprecher gehört, davon einige im fünfstelligen Eurosegment, wovon ich keinen der Duetta unbedingt vorziehen würde.


Messervorstellung: Watanabe Santoku

Posted in Getestet, Scharfe Messer, smile and look alive on 2. Februar 2010 by Herr Grau

Als ich vor Jahren das erste richtige Japanmesser kaufen wollte, stolperte ich neben allen in Deutschland angebotenen Messern über eine kleine Schmiede in Japan, Watanabe Blade. Der Sohn dieser Messermacherfamilie, Shinichi Watanabe, ist Vorsteher der Schmiede und Kontaktmann und sehr bald stellte sich heraus, dass es der netteste und umsichtigste Kontakt war, den ich mit einem Hersteller vermutlich je gehabt habe. Nachdem er mich umfassend beraten hatte, bestellte ich ein Santoku aus der Standardserie mit gebranntem Haselnussgriff. Das Messer selbst kostet 90$, dazu kamen 10$ für den Griff und 12$ für Versand, was 112$ macht. Inzwischen sind Messer und Versand etwas teurer geworden, aber mit 125€ ist man immer noch dabei. Die Bezahlung erfolgte problemlos via Paypal. Nach nur zwölf Tagen traf das Messer bei mir ein.

Technische Daten

169mm Klingenlänge
47mm Klingenbreite an der breitesten Stelle
1,6mm Klingenstärke in der Mitte
128mm Grifflänge
22mm Griffdicke aufrecht, Griff asymetrisch

Stahl: Weißer Papierstahl (Shirogami) zwischen zwei Eisenlagen

Gesamtansicht:

Klinge:

Griff:

Unterschrift des Schmieds:

Klinge: 93 Punkte

Fehlerfrei gearbeitete Klinge, sehr gute Geometrie, das heißt weder zu dünn und sensibel, noch zu dick und grob. Die Klinge ist verzugsfrei, die Form sehr gut. Punkte werden hier abgezogen, weil die Klinge an der Angel nicht ideal gearbeitet ist, desweiteren ist die Gestaltung relativ 08/15.

Schärfe: 95 Punkte

Die inneren Werte der Klinge überzeugen dafür umso mehr. Meinen Informationen nach lässt Watanabe seine Messer extern härten. Dieser externe Anbieter versteht sein Handwerk offenbar, denn die Klinge ist hart, nicht zu spröde und sehr schnitthaltig. Der Shirogami ist natürlich ein von Natur aus ziemlich genialer Stahl, aber das heißt nicht, dass man mit der Wärmebehandlung nicht noch einiges versauen könnte. Die schneidfreudige Geometrie hilft beim Schneiden. Die Schärfe ist insgesamt schon sehr groß und für einige Leute sogar schon angsteinflößend. Wie bereits gesagt ist die Standzeit recht hoch, bei ersten Anzeichen von Stumpferwerden gehe ich damit über meinen Honyama, nach etwa einer Minute Arbeit auf dem Stein ist es wieder wunderbar.

Balance: 90 Punkte

Das Messer ist klingenlastig, der Griff sehr leicht. Ich finde diese Verteilung sehr gut zum Arbeiten, daher die Punkte. „Ausbalanciert“ im Sinne von gleicher Gewichtsverteilung kann man das allerdings nicht nennen.

Griff: 90 Punkte

Die Holzarbeit selber gefällt sehr gut, der asymetrische Griff fasst sich wunderbar, er ist weder zu lang, noch zu kurz. Das Holz (Burnt Chestnut) ist eine Sonderoption und hübsch, griffig und sehr haltbar. Leider ist die Zwinge aus Plastik, was etwas billig wirkt, und die Stirnseite des Griffs ist nicht besonders hübsch.

Gesamt: 92 Punkte

Man könnte sicher ein besseres Messer machen als dieses. Aber es leistet sich keine ernstzunehmenden Schwächen, lediglich kleinere Äußerlichkeiten, und ist ein absolutes Schnäppchen für das Geld, das es kostet. Bis ich mal Geld für ein Sirou Kamo übrig habe, bin ich mit diesem Messer mehr als glücklich.