Archiv für Oktober, 2018

Die 14 Rezept-Favoriten der letzten zehn Jahre

Posted in Essen & Trinken, German Heaven, Getestet, smile and look alive on 29. Oktober 2018 by Herr Grau

Ich gebe zu – wir haben die zehn Jahre mit dem Blog erst in ein paar Monaten voll. Aber gekocht habe ich schließlich schon vorher .. oder eine andere willkürliche Begründung. Es macht sich eben besser im Titel, nech? Hitlisten bringen Klicks und ich verdiene daran schließlich .. keinen Cent. Wo war ich?…

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Tatsächlich hat sich eine kurze Liste an Rezepten heraus kristallisiert, die so gut sind, dass ich nicht mehr daran herum spiele, sondern sie immer wieder so mache. So dachte ich mir: Dieses Faktum gehört der Öffentlichkeit nicht vorenthalten, sondern separat ausgeleuchtet und expliziert. Selbstverliebt? Ich? Ach, psch!.. Hier also meine 14 Lieblingsrezepte in keiner erkennbaren Reihenfolge:

1. Babyback Ribs aus dem Ofen. Eins dieser Rezepte, von denen sofort klar war, dass man über etwas gestolpert war. Und dabei auch noch selbst entwickelt. Auch heute fast fünf Jahre später immer noch der Hausstandard.

2. Dal Shorba, indische Linsensuppe. Das Rezept ist einfach, unaufwändig und hat sich erfolgreich gegen jeden Versuch es zu verbessern gewehrt.

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3. Mein Grünkohl ist das Gericht, das die meisten Leute mit mir assoziieren dürften. Die großen Zuber dampfenden Westfalen-Ambrosias an jedem meiner Geburtstage zeichnen dafür verantwortlich. Das Rezept hat sich seit Jahren nicht geändert und ist eine gute Rekonstruktion dessen meiner Oma. Herrlicher Eintopf mit Mettenden und Kartoffel.

4. Steak Tartar. Muss ich noch mehr sagen? Eines meiner Lieblingsgerichte und eines der am meisten von Gästen nachgefragten Rezepte. Und eine der ersten Zubereitungen, von denen ich mir sicher war, dass sich nichts mehr an ihr ändern würde.

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5. Backfisch im Bierteig nach dem Rezept von Kris Morningstar. Es gibt wenige echte Tricks in der Küche – die Kombination aus Instantmehl und Wodka bei Bierteig ist einer, der durchschlagenden Erfolg hat. Knusprig und ausgesprochen luftig, einfach ideal. Man muss es wirklich sehen, bevor man es glaubt, sonst hält man diese Lobhudelei für Hyperbole.

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6. Burger Buns nach Jörn Fischer. Nach vielen Jahren auf Abwegen kam endlich das perfekte Brötchen für Fleischbrötchen in mein Leben. Es ist erstaunlich einfach und wird extrem zuverlässig super, ist gut einzufrieren – einen Burger ohne kann ich mir gar nicht mehr vorstellen. Macht es!

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7. Vitello Tonnato. Ich kann an keinem Buffet an Vitello vorbei gehen. Völlig unmöglich. Selbst wenn es nicht so doll ist. Dabei ist die Zubereitung sehr einfach, der einzige Engpass ist das Aufschneiden des Bratens. Mit Schwein lecker, mit Kalb noch besser – inzwischen kaufe ich meistens sehr bezahlbare Kalbs-Semerolle in der Metro. Ich mache das ganze sehr gerne, wenn viele Leute verköstigt werden sollen, der Aufwand ist gering und die Begeisterung immer groß. Den meisten geht es da wie mir.

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8. Meine Kürbissuppe ist einfach, leicht in großen Mengen zu machen und begeistert auch zuverlässig alle. Über die Jahre hat sie sich bei mir gegen jede kompliziertere Variante durchgesetzt. Es ist nicht Herbst, bis nicht die erste Kürbissuppe auf dem Herd köchelt!

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9. Sourdough Pancakes sind mit Sicherheit das spezialisierteste Rezept auf dieser Liste, denn wer keinen Weizensauerteig hat, der kann sie schlicht nicht machen. Sie sind aber bis zum heutigen Tag mit Abstand die besten Pancakes, die ich je gegessen habe. Es ist so schlimm, dass ich schon mehrfach überlegt habe, meinen Sauerteig wieder zu beleben, nur um die Pancakes zu machen. Wenn es so weit ist, braucht man über das Rezept nicht mehr zu diskutieren.

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10. Schnitzel, Wiener, das. Eine lange Reise hat ein Ende, das Schnitzel ist endlich perfekt. Das Problem ist nicht, dass nicht im Internet ganz offen stünde, wie man es richtig macht – das Problem sind die vielen Missinformationen. Wir mögen Teil des Problems gewesen sein, auch wir haben gesprochen, bevor wir die Kunstform zur Perfektion veredelt hatten. Das ist jetzt vorbei. Gloria Victoria, widdewiddewitt juchheissassa.

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11. Französisches Omelett klingt so leicht und ist doch technisch eine der anspruchsvollsten Dinge in der Küche und auf jeden Fall das schwierigste auf dieser muckeligen kleinen Liste. Der Aufwand lohnt aber stark: Das bescheidene Ei wird hier zu einer luxuriösen Delikatesse, nur durch Liebe und Zuneigung.

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12. Nashville Fried Chicken. Ich hatte schon viel Fried Chicken, dieses ist immer noch das beste. Besser als der Colonel, besser als die Hipster. Wenn ich in der Gastro investieren würde, ich würde dieses verkaufen. Mit Coleslaw, Dill Pickles und Weißbrot.

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13. Gratin Dauphinoise. Wenn ich mich noch fünf Prozent weniger unter Kontrolle hätte, würde ich jeden Tag Kartoffelgratin machen. Ich könnte es zu zwölf Mahlzeiten am Tag essen. Es ist einfach das beste, was ich je mit Kartoffeln angefangen habe, verbatim.

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14. No Knead Bread hat das Backen für mich handfest revolutioniert. Es ist extrem einfach, zuverlässig, zeitökonomisch und produziert exzellente Ergebnisse. Deshalb findet sich die Technik inzwischen an vielen Stellen in diesem Blog: Hier ist der Basisartikel, da ist der Spelzling und ein großartiges Baguette haben wir auch. Und Pizza natürlich. Kein anderes Rezept trage ich persönlich Leuten so viel an, weil nichts anderes so große Auswirkungen auf die Art und Weise hat, wie man eine ganze Nahrungsgruppe einfacher und besser zubereiten kann.

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Cannoli siciliani

Posted in Essen & Trinken, smile and look alive on 29. Oktober 2018 by Herr Grau

Hört ihr das? Im Hintergrund? Ganz leise aber unverkennbar – die Musik von Der Pate.

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Ich habe kürzlich das erste Mal Cannoli gemacht. Aller Anfang ist bekanntlich schwer, es war natürlich nicht alles ganz perfekt. Im ersten Anlauf habe ich zu viel Kakao genommen (2 EL statt TL), der Teig hätte dünner und der Ricotta luftiger sein müssen. Aus den übrig gebliebenen Cannoli habe ich noch Crumble für Desserts gemacht. Weil die Unzufriedenheit mich nicht losgelassen hat, wurde direkt am nächsten Tag ein zweiter Versuch unternommen. Dabei habe ich den Teig nicht mehr von Hand ausgerollt, sondern mit der Pastamaschine. Das Öl war weniger heiß. Und der Ricotta wurde zusätzlich maschinell aufgeschlagen. Und Oh Wunder! Erfolg.

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250g Mehl, 30g Puderzucker und 1-2 TL Kakaopulver zusammen sieben. 1/2 TL Zimt zugeben und alles in den Mixer geben. 30ml Marsala und 30ml Weißwein- oder Apfelessig zugeben (alternativ 60ml Limoncello) und mixen, bis das ganze nach feuchtem Sand aussieht. Ein Ei und 50g klein gewürfelte, sehr kalte Butter (evtl kurz anfrosten) zugeben und mixen, bis sich die Masse zusammen kommt. Kurz kneten und dann in Klarsichtfolie eingeschlagen kalt stellen. Wenn der Teig komplett durchgekühlt ist, bemehlen und durch die Pastamaschine drehen. Die ideale Dicke muss man selbst heraus finden, bei mir war es die vorletzte Stufe.

Danach 10-12cm durchmessende Kreise ausstechen und unter Klarsichtfolie aufbewahren. Schweineschmalz oder Butterschmalz auf 190°C erhitzen. Den Teig um die gefetteten Cannoliformen wickeln und den Schluss mit Eiweiß abpinseln und verschließen. Frittieren bis GBD (goldenbrown and delicious). Die Formen kurz auf den Tisch klopfen, dann sollte man sie heraus ziehen können. Nach einer halben Minute sind sie schon wieder so kühl, dass man sie wieder verwenden kann. Die Cannoli sollten auf einem Gitter auskühlen, nicht auf Papier, sonst können sie einseitig durchweichen.

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625g des besten Ricottas, den man irgendwie kriegen kann, zum Abtropfen für min. 1h in ein feines Sieb legen. Den abgetropften Ricotta durch ein feines Sieb streichen und mit 155g gesiebtem Puderzucker, einem bisschen ausgekratzter Vanille und etwas abgeriebener Zitronenschale in der Küchenmaschine aufschlagen. Mit einem Spritzbeutel (bei mir der gute Gefrierbeutel mit abgeschnittener Ecke) füllen, ggf in gehackte Pistazien und oder Schokostreusel dippen und mit Puderzucker bestäuben.

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Kulinarische Ausschweifungen auf Mallorca

Posted in Essen & Trinken, Geld gegen Essen - Restaurantnörgeleien, Getestet, smile and look alive on 16. Oktober 2018 by Herr Grau

Ich war – wie der aufmerksame Leser weiß – vorletzte Woche auf Mallorca. Neben einem ziemlich anstrengenden Kongress bin ich nicht nur auf einer Moto Guzzi V7 III über die Insel gedonnert, sondern habe auch ausgesprochen gut gegessen.

Erster Abend bei C’an Toni. Leckeres Essen, uriger Laden und sehr nette Kellner. Wir haben viel zu viel bestellt, die Portionen sind ordentlich. Jedes Hauptgericht kommt mit Pimentos del Padron, die muss man echt nicht extra bestellen. Ich hatte vom Spanferkel, der Hausspezialität. Das Fleisch war ausgesprochen zart und saftig, die Kruste nicht mein Fall.

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Im Sa Ximbomba in der Nähe von Palma kann man sehr schön auf einer verzauberten kleinen Terrasse in einem ruhigen Vorörtchen sitzen. Leider ging der Ofen an dem Tag nicht, weshalb wir nur ein paar Tapas gegessen haben. Die Pizza soll angeblich sehr gut sein.

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Die alte Regel, dass man dahin gehen soll, wo die Einwohner Schlange stehen, trifft voll auf das Restaurante La Parada Del Mar in Palma zu. Es gibt vorne eine Theke mit fantastisch frischen Meeresfrüchten und Fisch und man kann sich aussuchen, wieviel man wovon möchte. Wir hatten Babytintenfisch, Sardellen und Babyaale frittiert, Razor Clams mit Kräuterbutter gedämpft, Kaisergarnelen gedämpft, eine Seezunge und ein Seeteufelfilet gebraten. Absolut großartig. Und das ganze für einen Preis, für den man hier nicht mal den rohen Fisch bekommt.

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Am Cafe Sa Plaça De Galilea kann man einen fantastischen Ausblick und die Ruhe eines Bergdörfchens genießen. Wir hatten Tapas, die waren sehr lecker. Zum warmen Essen kann ich nichts sagen.

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Wir waren in Palma zweimal Pizza essen, beide Neapolitanische Pizza. Kleiner und fraglos sympathischer war das Cibus an der Avinguda de Joan Miró. Die schelmischen Besitzer sind Italiener und immer für einen Scherz gut. Die Nutellapizza hinterher war zwar ein bisschen häretisch, aber extrem lecker.

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Die L’Artista Pizzeria ist ein deutlich größerer, professionellerer Laden. Zwar war der Service nicht perfekt (ich musste dreimal um eine Gabel bitten, während ich die Pizza schon hatte) und es ist draußen sehr laut, aber die Pizza war ohne Frage sehr gut.

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Auf meiner Motorradtour machte ich unter anderem Halt in einem netten kleinen Café in Puigpunyent, Ca Sa Nina. Nichts besonderes, aber sehr netter Service und ein guter Stop.

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Das beste kommt wie immer zum Schluss: Das Toque De Queda in Palma zeichnet sich hauptsächlich durch eine Theke mit Charcuterie und Käse erster Güte aus. Aber auch die hausgemachten Gerichte sind der Wahnsinn. Der Oktopus mit Kartoffelmus und das Zucchinicarpaccio waren fantastisch – den Oktopus haben wir direkt noch mal bestellt. Der Laden ist sehr muckelig und das Personal großartig.

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Unveröffentlichte IMPP-Fragen 2. Staatsexamen Medizin

Posted in Angewandte Wissenschaft, German Heaven, smile and look alive on 12. Oktober 2018 by Herr Grau

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Für all die armen Buben und Madel, die sich mit dem Opus Magnum des nur leicht delusionalen IMPPs herumschlagen müssen – diese BIS HEUTE UNVERÖFFENTLICHTEN FRAGEN wurden heute morgen in einer versteckten Kiste auf dem Dachboden der Hitschmiede aus Mainz gefunden:

1. Sie sind Unfallchirurg in der Notfallambulanz eines städtischen Krankenhauses im Siegenerland.
Der 63jähige Landwirt Herbert Wildernst B. kommt am späten Nachmittag mit multiplen, blutenden Wunden zu Ihnen, die Wundränder imponieren stumpf ausgefranst. Auf Grund des landesüblichen Dialekts, vor allem unter älteren, stets volltrunkenen Landwirten, ist an Anamneseerhebung überhaupt nicht zu denken. Im Labor fällt eine Hyponatriämie und eine Hypokaliämie auf.
Was gilt in dieser Situation am wenigsten?
a) Brüllend mit einem Hammer auf den Patienten zuzustürmen ersetzt in der Unfallchirurgie kategorisch rechtswirksam die Aufklärung
b) Es handelt sich um einen akut auf chronischen Verlauf eines Morbus Jågerzaunn, in dessen Verlauf es durch die Grunderkrankung zu einem kompressionsbedingten Schwartz-Bartter-Syndrom gekommen ist
c) Die Wundränder müssen sauber ausgeschnitten und die Wunden dann mit PU-Schaum aufgefüllt werden, um ein Rezidiv sicher auszuschließen
d) Der Nachweis zyankalifester Stäbchen in Urin und Liquor im Zusammenschau mit einem kümmelichen Genitale deutet auf einen akut exazerbierten Morbus Chrumpff-Círque hin
e) Plumboballistische Trepanation hat die sichersten Heilungsaussichten bei allen zugrunde liegenden Erkrankungen

2. Sie ersetzen bei einer Patientin den Arkusreaktor. Während dieser schwierigen Operation macht sich der Anästhesist wiederholt dummer Sprüche schuldig, obwohl sie ihn schon mehrfach leitliniengerecht mahnend als „Hafensänger“, „Flasche“, „Sozialdemokraten“ und „fahrenden Zähnereißer“ bezeichnet haben, um so die zur Durchführung der Operation nötige Ordnung im Saal wiederherzustellen.
Sie stellen zutreffend fest, dass Sie sich in einem Übergesetzlichen Notstand nach §34 und §35 StGB befinden, sodass Ihre Fürsorgepflicht für den Patienten für den Moment hinter dem höheren Rechtsgut Ihrer verletzten Ehre und dem Schutz der öffentlichen Ordnung zurücktritt.
Was gilt im folgenden am wenigsten?
a) Nach Musterberufsordnung hat der Anästhesist sein Recht auf körperliche Unversehrtheit verwirkt
b) Durch die Notstandssituation bin ich an das Gebot der Sterilität nicht mehr gebunden
c) Ich wahre meine Ruhe und versuche, den Schaden für den Patienten trotz der unhaltbaren Situation so gering wie möglich zu halten. Hämmer sind treffliche Wurfgeschosse
d) Ich habe im Saal eine Vorbildfunktion und stürze daher mit der nächstbesten Knochensäge auf den Übeltäter zu
e) Ich beende die Operation sachgemäß und informiere danach meinen Vorgesetzen über den Vorgang

3. Beate Z. stellt sich in der Inneren Ambulanz der Universitätsklinik vor. Der Überweisungsbeleg vom Hausarzt gibt an:
„Patientin mit Symptomen, Verdacht auf Krankheit.“
Die Patientin gibt an, seit einigen Monaten zunehmende Gelenkbeschwerden zu haben, später sei auch Fieber, eine Nasennebenhöhlenentzündung und Husten dazu gekommen. Erst habe sie dies als Erkältung abgetan, aber da sich die Symptome nicht gebessert hätten und sogar jetzt eine deutliche Hörverschlechterung dazu gekommen sei, habe sie Angst bekommen, an einer Wegenerschen Granulomatose zu leiden.
Was trifft hierzu am wenigsten zu?
a) Sie lachen die Patientin kräftig aus und klären sie dann darüber auf, dass der Name der Erkrankung obsolet sei und diese nun „granulomatöse Polyangiitis“ heiße. Nur das IMPP und deutlich zu alte Kollegen würden den veralteten Begriff noch nutzen
b) Die Therapie im Grunde jeder rheumatischen Erkrankung ist erst mal ordentlich Kortison und Rattengift. Wenn das nicht funktionieren will oder wider Erwarten zu unerwünschten Nebenwirkungen führt, hat es immer noch den Hokuspokus mit den lustigen Namen
c) Da sich die Therapie von rheumatischen Erkrankungen wirtschaftlich für ein Krankenhaus nicht lohnt, schicken sie die Patientin im Rahmen ihres Therapieverweigerungsrechts zum Hausarzt zurück, der insgesamt schon auf einer guten Spur war
d) Da eine der gefürchtetesten Komplikationen des M. Wegener eine Glomerulonephritis ist, lassen Sie den Urin der Patientin von ihrer Arzthelferin probieren. Vanille-, Kumquat- und Moschusnoten im Abgang sprechen für die anschließende Durchführung einer vollständigen Urinanalytik
e) Sie teilen der Patientin mit, dass nur 5 von 100.000 Patienten diese Erkrankung bekommen und dass es deswegen statistisch quasi unmöglich ist, dass es gerade sie trifft. Dann bieten sie ihr einen Kaffee an und fangen an, kräftig zu rauchen.

4. Was gilt für die Dermatologie am wenigsten?
a) Die Musterberufsordnung ist ein Zettel mit einem lustigen Muster zum Ausmalen
b) Laut dem Marckenbrief der Freystädte von 1612 ist Dermatologen in den Stadtgrenzen von Augsburg das Tragen einer Narrenkappe vorgeschrieben
c) Es handelt sich um eine Geringfügige Beschäftigung nach §8 Abs.1 Nr.1 SGB IV
d) Notfallpieper sind innen hohl, aber in jedem siebten ist ein Spielzeug versteckt
e) Sie sind nach Erwerb einer KV-Zulassung bei Niederlassung trotz allem zu Kassenärztlichen Notdiensten verpflichtet. So können Sie in die Situation kommen, nach zwanzig Jahren Krankenhaus-Dermatologie wieder Innere Medizin in kritischen Notfallsituationen beherrschen zu müssen.

5. Frau Cindy B., eine 33-jähige Verkäuferin von Souvenirs und Kleinsanitärartikeln, befindet sich seit etlicher Zeit in Ihrer hausärztlichen Behandlung. Sie missachtet systematisch Ihren ärztlichen Rat und versichert schließlich glaubwürdig, Sie in ihrer ärztlichen Kapazität nicht zu respektieren. Sie werten dies richtigerweise als Nichtvorliegen des für die Behandlung nötigen Vertrauensverhältnisses zwischen Arzt und Patient.
Durch welche Maßnahme können Sie das therapeutisches Vertrauensverhältnis kurzfristig wiederherstellen?
a) Ich entschuldige mich kurz, springe dann ohne Hose, mit Bockwurst in den Ohren und großem Zylinder wieder in den Raum und kündige mich als den „Großen Bombardino“ an. Auf Grund ihres geringen Bildungsstandes kann die Patientin die Verkleidung nicht durchschauen, sodass ein neues Vertrauensverhältnis möglich ist.
b) Nach der Theorie des Sensory Reset By Overload versuche ich eine Rückstellung des Gesamtverhältnisses durch überraschende Penetration mit einem Rettich.
c) Laut Bundesschützenstandsgesetz (BuSSTanG) bin ich verpflichtet, mich in ihrem Schützenverein anzumelden und dort an regelmäßigen Umtrünken teilzunehmen, um so ein alternatives Vertrauensverhältnis zu erwirken.
d) 10mg Adenosin i.v. demonstrieren ihr die Notwendigkeit einer funktionierenden Arzt-Patienten-Beziehung am zuverlässigsten
e) Statistisch gesehen muss eine dysfunktionale Beziehung mit mir auf ein psychisches Grundleiden zurückgehen, das im Falle einer kausal resultierenden medizinischen Nichtversorgung als selbstgefährdende Tendenz aufgefasst werden muss. Ich beginne daher eine psychoanalytische Tiefenexploration. Gut ausgeleuchtet und mit Musik.

6. An einem spätsommerlichen Abend – die Blätter beginnen sich langsam in güldene und rubinrote Töne zu färben und eine warme Abendbrise weht von Nordnordost – kommt die 86jährige Extrembergsteigerin Mathilde R. zu Ihnen in die Notaufnahme. Sie berichtet von diffusen Gliederschmerzen, Husten nach dem Sturzrauchen etlicher Schachteln Rothhändle, einer seit sechs Monaten intermittierenden schmerzhaften Verspannung ihrer Schultergürtel-Muskulatur und einer neu aufgetretenen Abneigung gegen fränkische Frikadellen. Ihr Lebensabschnittsgefährte leide außerdem unter starker Morgensteifigkeit, was ihn teilweise mehr als eine Stunde vom Aufstehen abhalte. In der Reiseanamnese findet sich eine kürzliche Kaffeefahrt nach Klingon 1, wo sie mehrere Stunden neben einem sprudelnden Tümpel voller Kvaz gesessen habe.
In der körperlichen Untersuchung finden sich druckschmerzhafte Augäpfel und eine leichte Hyperexzitabilität. Das EKG, das ein unvorsichtiger Arzthelfer ausversehen abgeleitet hat, zeigt folgenden Befund (*Anhang fehlt).
Was trifft am wahrscheinlichsten zu?
a) Es handelt sich klar um ein WPW-Syndrom (Wank-Pjöllemann-Worst-Syndrom). Ich versuche die Therapie mit Isoniazid, Haloperidol, Diclofenac, Amiodaron, elementarem Brom und Karottensuppen nach Moro.
b) Das Vorhandensein eines Elektrokardiogramms ist obligat pathologisch. Ich rufe meinen Oberarzt, da ich sonst im Sinne der Arzthaftung in Vorschuldigkeit trete.
c) Klingonisches Bimmelfieber. Ich beginne die leitliniengerechte Therapie mit 3kg Pothmanns Wundermehl im Bolus
d) Es handelt sich um einen Schrei nach Aufmerksamkeit. Die Symptome sind im Rahmen s.g. „Probierschmerzen“ zu deuten
e) Die Unterdruckkammer-Flatophonie würde ein schleifendes Orgeln zeigen

Quer über Mallorca zu Pferd auf der Moto Guzzi V7 III

Posted in Getestet, smile and look alive on 7. Oktober 2018 by Herr Grau

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Ich hatte eigentlich vor gehabt, Mallorca nie zu besuchen. Das sogenannte 17. Bundesland ist im kollektiven Bewusstsein der Welt das inselgewordene Gedenkmonument des deutschen Pauschaltourismus und entlockt meinem sonst doch eher inerten Animus Wellen um Wellen grausigster Fremdscham. Jetzt hatte sich aber meine Fachgesellschaft überlegt, hier einen einwöchigen Kongress anzuberaumen, den ich keinstenfalls verpassen wollte. Das Schicksal ist ein kichernder Kobold unter meiner Treppe. Und langes Zögern ist ja bekanntlich etwas für Leute, die Crocs für praktische, kleidsame Schuhe und Haftpflichtversicherungen für gute Party-Konversation halten. Ergo biss ich alle meine 52 Zähne zusammen, setzte mich auf das nächste Katapult gen Palma und zog beherzt am Hebel.

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Hier ist, was von Vorurteilen zu halten ist: Mallorca ist – abseits von Calarattatata und Ballermann – wunderschön. Atemberaubend sogar. Selbst das ziemlich touristische Palma ist in seiner Altstadt nicht nur hübsch, sondern hat echten Charme und Charisma. Die Touristen freundlich und umsichtig, die Lokalbevölkerung nett und aufgeschlossen. Man denkt, man ist im falschen Film. In Anbetracht der universellen Schönheit der Insel an allen Stellen außerhalb der bekannten Ausläufer der Hölle war der Faux-Charme unseres Kongresshotels mit seiner gewollt sorgenfreien paradiesoiden Realitätsblase eigentlich eine Farce. Die Disney Regenbogenwolke verliert gegen den Zauber realer Schönheit in der ersten Runde durch K.O.

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Wir hatten vorne und hinten an die ziemlich anstrengende und zeitintensive Kongresswoche jeweils ein paar Tage Erholungsurlaub angelötet. Ein einziger Blick auf die Landstraßen genügte, und der Plan, ein Motorrad zu mieten und zwecks Hirnfreimachung diese Bilderbuchlandstraßen herunter zu donnern, hatte sich selbst aus der Taufe gehoben. Es gibt etliche Motorrad-Vermieter auf Mallorca, aber da ich in der Nähe von Palma war, fiel meine Wahl auf Vintage Motors. Sie sind zwar hauptsächlich auf Roller spezialisiert, hatten aber auch eine Moto Guzzi V7 III im Angebot – und das mit 68€ (+3€ für Versicherung ohne Selbstbeteiligung) am Tag deutlich günstiger als die Konkurrenz. Sie liefern und holen das Motorrad gegen ein schmales Endgeld wieder ab, sie sprechen gut Englisch und waren insgesamt entspannt und völlig unkompliziert. Es gibt allerdings keine Motorradkleidung zu mieten und die im Mietpreis inbegriffenen Helme sind eher als alberne Kappen zu bezeichnen. Sie sind offensichtlich für Roller im Stadtverkehr gedacht und hätten einem ernsthaften Unfall so viel entgegenzusetzen wie ein kasachischer Heuwagen einem gezielten Orbitalbombardement. Eigene Klamotten mitbringen ist also explizit angeraten.

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Die Guzzi V7 ist ein Moped, das ich schon seit geraumer Zeit testen wollte. Zusammen mit der Triumph Bonneville und meiner Kawasaki W800 ist es eines von nur drei Modellen am Markt, die mein Sinn für Ästhetik als tatsächliche Motorräder und nicht als elektrische Rasierapparate identifiziert, um mal frei mit Marv aus Sin City zu sprechen. Von den dreien hat die Guzzi fraglos den meisten Charakter. Die Bonny hat bereits auf Wasserkühlung umgestellt und Triumphs ewiges Pochen auf ihre Tradition ist recht hohles Gebrüll. Die kürzlich aufgrund des fehlenden ABS vom Markt verschwundene Kawasaki hat nicht nur noch weniger Tradition, sie ist von den drei Maschinen auch die zahmste und vernünftigste. Moto Guzzi hat von der landauf landab von jeder Motorrad-PR stets beschworenen und allzu selten tatsächlich zur Verfügung stehenden Firmentradition und Modellgeschichte schaufelweise: Sie sind der am längsten durchgehend produzierende Hersteller in Europa und haben schon querliegende Zwei-Zylinder-Vs an Stahlrähmen gebunden, als Jesus noch im Schuhgeschäft in Galilea Latschen anprobiert hat. “Mein” Donnerfahrrad mit dem Adler war für das wenige Geld natürlich das Basismodell (‘Stone’), hatte fast 40tsd auf der Uhr und trug ein Kleid, das von hartem Tagewerk sprach. Für mich hätte sie schöner nicht sein können.

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Eh man sich’s versieht nimmt man auf dem Sitz der Guzzi Platz. Mit meinen 1,90m kann ich auf dem Bock bequem sitzen, ohne dass meine Knie von den Fußrasten unter mein Kinn genagelt werden. Alles ist problemlos zu erreichen, einzig muss ich mich für den Lenker einen Ticken weit nach vorne lehnen. Der Sitz war auch nach einem Tag im Sattel noch sehr bequem, hier gibt’s volle Punktzahl, zumindest für den Fahrer. Mit einem wütenden Gurgeln und dem charakteristischen Schütteln erwacht der querliegende Langhuber aus dem Schlaf. Und verabschiedet sich mit einem unspektakulären Geräusch von Enttäuschung direkt wieder in eine unruhige Kurz-Siesta – denn der Motor neigt aufs übelste zum Absaufen. Man lernt schnell, dass expressive Leidenschaft am Kupplungshebel fehl am Platze ist und beim Anfahren die Kurbelwelle ihr Stammgeschäft des Kurbelns besser bereits schon mit Eifer betreiben sollte. Ansonsten darf man mitten auf einer Kreuzung die zweite nervige Kapriziose der schönen Italienerin kennen lernen: Sie lässt sich schlechter in den Leerlauf schalten als jedes andere Motorrad, das ich je unterm Bobbes hatte. Und während ich das moglichweise noch dem geschundenen Zustand des Mietesels zurechnen mag, wäre es einfach kein guter Witz, wenn man aus mir völlig unklaren Gründen die Maschine nicht auch nur im Leerlauf anlassen könnte – anstatt mit gezogener Kupplung wie jedes andere Motorrad, Mofa, Roller, Kickboard und preußische P90 im bekannten Universum. Wer sich das ausgedacht hat, gehört mit einem halbgefrorenen Seelachs verprügelt.

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Der herrlich anachronistisch luftgekühlte Quer-Zwo klingt leider erschütternd bedauernswert. Im Stand geht es noch, aber während der Fahrt hört man fast nur ein weinendes Pfeifen aus den hagen Flöten. Es schneidet tief in jede ehrliche Männerseele, wie grausam dem schwarzen Herz der Guzzi der Emissionsschutz den Mund zugebunden hat. Man fühlt in der Tiefe seines Bauches, wie die Kammern in der Brust der Maschine schlagen und toben und die Welt davon wissen lassen wollen. Es ist ein Affront gegen Gott und alles was gut und richtig ist. Ein neuer Auspuff sollte für jeden Besitzer weiter oben auf der Einkaufsliste stehen als so überflüssige Dinge wie Essen, fließend Wasser und Kleidung.

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Das Aggregat entfaltet, wenn man denn erstmal fährt, von unten an sehr ordentlich Kraft und zieht nachdrücklich an, bis es fast sofort wieder in den harsch stehenden Begrenzer hagelt, der der Bauart ärgerlicherweise Rechnung tragen muss. Physik ist nun mal Physik. Was ein Ärger. So rühre Er Gänge! Mit Ausnahme des Fauxpas mit dem hinter Gleis 9¾ versteckten Leerlauf ist die Schaltbox eine große Kiste gut abgestimmter Gänge, die mit einem etwas hohlen Klicken an den Platz springen, den der Gott Italiens für sie vorgesehen hat. Seidig ist zwar anders und Gefühl wie Geräusch könnten noch ein bisschen satter sein, aber das ist Haarspalterei. Sobald die erste Kurve auftaucht, denkt man nie wieder an die Schaltung – und das ist alles, was es dazu zu sagen gibt.

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Bereits die ersten Gasstöße verraten, dass Sprit im Zylinder zu einer viszeralen Bewegung im Herz des Eisenpferds führt. Es reißt den Rumpf jedes Mal kurz nach rechts, wenn man die Peitsche schwingt. Was im Stand und auf der Geraden unterhaltsam ist, lässt einem am Aufstieg von scharfen Serpentinen durchaus die entscheidenden Teile in die Hose rutschen, wenn beim Beschleunigen bergan auf der sowieso schon in jeder Raumrichtung verdrehten Straße auf das Zucken des Motors hin das Heck plötzlich wegschwimmt. Mehr als gewöhnungsbedürftig, das.

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Weder den Federn noch der Schräglagenfreiheit kann man dabei irgendwas vorwerfen. Klar, es wäre wirklich langsam mal angebracht, dass progressive Federn zum Fabrikstandard an all diesen Motorrädern gehörten, aber was man als Regelleistung bekommt, besteht erfreulicherweise immerhin nicht aus eingeschmolzenen Coladosen. Die Guzzi kommt deutlich weiter runter als die meisten Mokicks in direkter Konkurrenz, was gerade bei besagten Steilserpentinen ein Segen ist. Ich bin mit dem Fahrwerk der V7 dennoch bis zum Ende nicht ganz warm geworden. Auch nach zwei Tagen zur verlängerten Vertrauensbildung war es mir nicht zuverlässig möglich, den Bock genau da in die Kurve zu stellen, wo ich ihn haben wollte. Wo bei meiner W800 nach drei Kurven zur Gewöhnung blindes Vertrauen in die absolute und unmissverständliche Zuverlässigkeit herrschte, war bei der V7 bis zum Schluss viel Konzentration notwendig. Leicht von der Hand gehen sieht anders aus, von Telepathie braucht man gar nicht zu reden anfangen. Einen nicht unerheblichen Anteil hat die Tatsache, dass das Mofa zwar weit runter geht, ohne dass irgendwas am Asphalt kratzt – sie will aber nicht. Die sich zierende Jungfrau aus Mandello del Lario muss wirklich mit Nachdruck gebeten werden.

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Den fantastischen Straßen Mallorcas tat das ganze keinerlei Abbruch. Ich hatte die gesamte Zeit ein Grinsen ins Portrait genagelt, dass der Bregen mit der Produktion der Endorphine kaum nach kam. Gerade die Küstenstraße von Andratx nach Norden über Estellenc bis Banyalbufar ist ein Kleinjungentraum in Asphalt. Die Ausblicke kann man ohne Umweg in den Katalog drucken. Und der Zustand der Straßen ist überraschenderweise fantastisch. Nur wenige Kurven halten ernsthafte Überraschungen bereit, was vermutlich der einzige Grund dafür ist, dass viele der motorradierenden Kollegen überhaupt zu Frau und Kind zurück kehren – wo viele Leute zusammen kommen, ist auch immer ein gerüttelt Maß an Deppen anwesend. Aber weder die wenigen faulen Eier noch die omnipräsenten Fahrradfahrer überall können einem eine der besten Motorrad-Erfahrungen verhageln, die man für Geld und gute Worte bekommen kann. Um zu zeigen, dass ich nicht nur aus heißem Eisen Hyperbolen schmiede: Mein Entschluss steht fest, nächsten Frühling zum ersten Motorradurlaub meines Lebens nach Mallorca zurück zu kehren. Ob ich aber wieder auf den Rücken des Adlers steigen werde – und ob ich mir eine V7 in die Garage stelle als eines der wenigen Motorrädern mit ernsthaftem Charisma und ABS, bis 2020 der Traum der luftgekühlten Twins endgültig ausgeträumt ist – das weiß ich noch nicht zu sagen.

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Straußentage

Posted in Essen & Trinken, smile and look alive on 4. Oktober 2018 by Herr Grau

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Letzte Woche hatte es in meiner lauschigen Heimstatt ein Treffen der Kollegen zwecks Konsum widmungsvoll zubereiteten Essens. Das Thema der Veranstaltung war der Vogel Strauß – ich hatte im Internetz ein paar Leute mit Straußeneiern herum experimentieren sehen und wollte auch. Also schwang ich mich dieser Tage auf Donnerfahrrad und begab mich gen Wermelskirchen, wo es die Straußenfarm Emminghausen hat. Diese hatten mir freundlicherweise eines der letzten Eier der Saison zurück gelegt, der Strauß hat nämlich nur eine Legezeit von April bis August – und damit wurde es schon etwas knapp.

Es gab vorweg ein Rührei aus Straußenei einfach mit Butter, S&P und ein bisschen Schnittlauch. Ursprünglich wollte ich es Sous Vide machen, aber das Bad war die ganze Zeit belegt und dann wurde es etwas knapp. Man bohrt oder sticht das Ei mit einem ganz kleinen Bohrer an und nutzt das dann als Zentrierpunkt für einen 12mm Bohrer. Die Membran wird komplett durchbrochen, dann kann man das Ei mit einem Strohhalm ausblasen. Ich habe es nach dieser Aktion elegant fallen lassen, ich hätte also genauso gut mit dem Hammer drauf klöppeln können. Ein Straußenei entspricht durchschnittlich ungefähr 25 Hühnereiern, wobei die Gewichte deutlich schwanken. Ein halbes Paket Butter schien mir angemessen, das stellte sich als gutes Maß heraus. Der Rest ging erstaunlich angenehm von statten: Das Ei ließ sich überaus einfach zu einem feinkörnigen, seidigen Rührei verarbeiten.

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Dazu gab es als Vorspeise Tartar vom Strauß, wobei ich Tartar aufgrund des starken Erfolgs meines Rezepts immer gleich zubereite, wie hier schon extensiv beschrieben. Da das Fleisch des Straußenfilets fast kein Bindegewebe hat und ausgesprochen zart ist, bietet sich eine recht grobe Würfelung des Fleisches an.

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Als Hauptspeise Straußenfilet Sous Vide (3h@53°C – perfekt) mit Sauce Diane (Schalotten, Tomatenmark, Weinbrand, Dijon, Worcestershire Sauce, Kalbsfond, Sahne, Creme Fraîche) und einem Mango-Feldsalat. Das Fleisch war von Rinderfilet blind kaum zu unterscheiden, hat aber einen ausgeprägten dunklen Fleischgeschmack.

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Die Stärkebeilage gaben Pommes Fondant, dafür werden mehlige Kartoffeln geschält und mit flachen Stirnseiten versehen. Große Kartoffeln werden halbiert. In kaltem Wasser abspülen, trocken tupfen und in heißem Speiseöl beidseitig anbraten, bis goldbraun, dann Feuer weg, Fett abgießen oder austupfen und einen großen Stich Butter, einen Zweig Thymian, eine zerschlagene Zehe Knoblauch, Muskat und S&P dazu geben. Mit ordentlich Hühnerfond ablöschen bis mehr als halb bedeckt, dann bei 220°C für min. 30 min in den Ofen.

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Hinterher gab’s Cup Desserts mit Mascarpone-Ricotta-Sahne-Creme, Himbeeren und Oreo Crumble. Insgesamt eine ausgesprochen gute Veranstaltung. Der Strauß ist ein empfehlenswerter Vogel.

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Beef Jerky – der Snackfleisch-Spielplatz

Posted in Essen & Trinken, smile and look alive on 3. Oktober 2018 by Herr Grau

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Seit zwei Jahren plane ich jetzt schon, Beef Jerky zu machen. Zwei lange Jahre, denn ich mag das Zeug echt gerne. Ich weiß auch gar nicht, warum es so lange gedauert hat, ich hatte sowohl einen Dörrautomaten als auch das Fleisch schon geraume Zeit gekauft. Irgendwas ist ja immer.

Das schwierigste war für mich, das Rezept zu suchen. Es gibt mehr Vorschläge als Sterne am Himmel. Das Vorgehen ist immer das selbe, unabhängig vom Rezept:

Rinderbraten (idealerweise Semerolle), vollständig von Fett befreien und gegen die Faser gleichmäßig ca 5mm dünn schneiden. Ich würde stark empfehlen, das vom Metzger machen zu lassen. Es ist die meiste Arbeit und die größte Fehlerquelle im gesamten Prozess.

Fleisch über Nacht im Kühlschrank marinieren. Gleichmäßig im Dörrautomaten auslegen, sodass die Stücke sich nicht überlappen und ein bisschen Platz für Luftzirkulation ist. Jetzt kommt es ein bisschen darauf an, wie der Dörrautomat ist und wie feucht und dick das Fleisch ist. Ich mache das ganze bei 60 Grad (man findet Angaben zwischen 60 und 70 Grad C) für 4h und gucke dann. Meistens muss es noch eine Stunde länger. Nach der Hälfte der Zeit muss ich bei meiner Maschine einmal umschichten, weil unten doch sehr viel schneller gedörrt wird als oben.

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Hier ist mein Rezept, stark angelehnt an einen Vorschlag von Bon Appétit (für 2,5kg Fleisch): 180 ml Ahormsirup, 250 ml Worchestershire Sauce, je 4 TL Salz, Pfeffer (mglw mehr… ), Knoblauchpulver, Zwiebelpulver und Chilipulver (bei mir pulverisierte getrocknete fermentierte Chilis), 2 TL Oregano, 1 TL Pimenton und eine Prise Cayenne. In dem Rezept kann man auch die Hälfte der Worchestershire Sauce durch Sojasauce ersetzen und bis zu zwei TL Flüssigrauch zugeben.

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Weitere erfolgversprechende Rezepte die ich gefunden habe (jeweils pro 1kg Fleisch):

1. 250ml Reisessig, 300ml Sriracha, 100g brauner Zucker, 4 TL Ingwer frisch gerieben, 2 TL Knoblauchpulver, 2 TL Salz

2. 2 TL Flüssigrauch, je 30 ml Worchestershire Sauce und Sojasauce, 60 ml Sriracha, 1 TL Salz, 2 EL brauner Zucker, Saft und Zeste von zwei Limetten

3. 15 ml Fischsauce, 3 EL Honig, 5 EL Sojasauce, 5 Zehen Knoblauch, 1 – 2 frische Chilis, 3cm Stück frischer Ingwer, 80 ml Gochujang, 1/2 TL Chinese Five Spice

Ich glaube, die Möglichkeiten sind ziemlich endlos. Das ist also ein rechter Spielplatz, der zu wilden Experimenten einläd.

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