Archive for the Getestet Category

Geld gegen Essen – Vapiano (Münster & Göttingen und etliche mehr)

Posted in Geld gegen Essen - Restaurantnörgeleien on 16. März 2013 by Herr Grau

(aus Übersichtsgründen vorgezogenes) Prädikat: Sehr gut

Das einzige Restaurant wohl, das ich sowohl in Münster als auch in Göttingen getestet habe und dabei wird es auch vermutlich bleiben. In Göttingen findet sich die örtliche Niederlassung gegenüber des Audimax am Heinz-Erhard-Platz am Eingang der Innenstadt, die Münsteraner Dependence ist schon alteingesessen gegenüber der Königspassage an der Königsstraße. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass so gut wie jeder, der in einer Stadt mit einer Vapiano-Filiale lebt, dort schon mal gegessen haben wird. Aber sei’s drum, die Welt besteht ja nicht nur aus Aachen, Augsburg, Berlin, Bielefeld, Bochum, Bonn, Braunschweig, Bremen … Sahnemotten! 56 Vapiano-Restaurants zähle ich alleine in Deutschland und die Zahnräder der internationalen Expansion drehen sich auch schon mit beeindruckender Geschwindigkeit, 72 internationale Vapiani .. Vapianoi .. Vapianetten zählt die Liste, von den Arabischen Emiraten bis Südkorea, von Canada bis Taiwan – die Filialaufzählung des Unternehmens singt sich schöner als die deutsche Nationalhymne. Habe ich die 15 Neueröffnungen für Zwanzigdreizehn erwähnt?..

Big Corporate Franchise also. Und das Ganze ist in den letzten paar Jahren passiert. Ich kann mich noch erinnern, dass es nur eine Handvoll Vapianos gab, als das in Münster eröffnete. Man kann nur hoffen, dass der Moloch nicht zu groß wird und die fraglos früher oder später aufkommende Idee, einfach an der Qualität zu sparen, nicht unkontrollierbar wird. Denn im Moment ist der Grund für den Erfolg klar: Qualität, Preis, Ambiente.

Die Idee ist bestechend: Warum sind alle Ketten eigentlich immer in marginal ondulierender Stärke scheiße? Unklar, denn feste Franchise-Konzepte sind gerade darin gut, eine bestimmte Qualität zu garantieren. Das dachten sich wohl auch die Gründer der Vapiano-Kette und beschlossen, man könnte das doch einfach auch mal anders machen. Das Ambiente wird von qualitativ anmutenden Holzmöbeln in zeitlos modernem Design und cleverer, warmer Beleuchtung geprägt. Es gibt keine Kellner, man holt sich seinen Kram selbst und zwar bei Köchen, die vor den Argusaugen der Kundschaft offenbar frische Dinge zu guten Speisen zubereiten. Ein Dialog ist möglich, auf Sonderwünsche kann dynamisch eingegangen werden. Italienisch diente sich an. Es gibt Pizza und Pasta – keine „Secondi Piatti“ – flankiert von ein paar Salaten und Antipasti. Einfach, dafür gut. Wenige Gerichte, überall einheitliche Karten und zentral festgelegte Specials, daher große Margen, daher guter Preis. Dass man bei der Zubereitung zuschauen kann, stärkt das Vertrauen in der Qualität des Essens drastisch. Und leider, liebe andere Restaurants, sind Zutaten wie Rezepte von genau so professionell hohem Standard wie sie aussehen. Die Köpfe hinter dem Konzept haben die Knackpunkte genau ausgemacht: Die Pasta wird im Haus selbstgemacht und getimt gekocht. Die Nudeln sind einfach nur perfekt. Die Pizza des Vapiano Münster könnte die beste in der Stadt sein. Alle Zutaten sind einfach, dafür gut, genauso, wie die Italiener das seit Jahrhunderten vormachen. Das Ambiente ist angenehm, alles ist immer pikobello sauber. Kurz: Es hat einen Grund, dass es mich, vor die Wahl gestellt, wieder und wieder ins Vapiano zieht – die Alternative, nämlich die eingesessene Individualgastronomie, ist einfach schlechter.

Okay, es soll kein völliger Lobgesang werden, denn es gibt natürlich auch Nachteile. Zum einen reicht der konstruierte Charme eben auch nur so weit. Die diskrete Güte des Vapianos ist besser als die diversen Idiosynkrasien vieler Restaurants, aber es ist auf jeden Fall mehr drin. Gerade die geistigen Kinder überzeugter Einzeltäter zeigen einem immer mal wieder, dass es eine ganz andere Klasse von Charisma geben kann. Und leider werden die Vapianos ihres skandinavomodernen Chics hauptsächlich von aufgejazzten BWL-Studenten frequentiert, wodurch einem bei der Umschau gerne mal etwas der Apetit vergeht. Konzepthalber sitzt man auch durchaus öfter mit den Gurkennasen an einem Tisch und darf dann live und in Farbe der selbstkritiklosen Oberflächlichkeit der ansässigen Peek&Cloppenburg-Dronenschaft lauschen. Der Klientel folgt dann auch noch der nervige Lounge-Elektro. Und ja, die Nudelportionen sind chronisch ein bisschen zu klein.

Aber wie gesagt: Ich kann nur hektisch mit den Armen wedeln und darauf hinweisen, dass es eben die allermeisten Anderen schlechter machen, beim Ambiente, beim Preis, bei der Qualität oder eben einfach bei allem. Deswegen ist das Vapiano so erfolgreich und wenn es einfach so weiter macht, dann wird das auch so bleiben. Es ist, alles in allem, Systemgastronomie, wie sie sein sollte.

Wertung:
Essen:  9 /10
Service:  9 /10
Sauberkeit: 10 /10
Preisgestaltung:  9 /10
Ambiente:  7 /10

Gesamtergebnis: 5 von 5 Vanilleeiskugeln mit Senf und Gürkchen

Restaurant Vapiano
u.A. Königsstraße 53
48143 Münster
Telefon: 0251-1625 ext. 193

u.A. Weender Landstraße 1
37073 Göttingen
Telefon: 0551 500800
und viele mehr. Für eine genaue Auflistung der Restaurants:
http://www.vapiano.de/

Öffnungszeiten Münster: Täglich 10:00–1:00 Uhr, Küche bis eine Stunde vor Ende
Öffnungszeiten Göttingen: Sonntag bis Donnerstag 10:00–24:00 Uhr, Freitag & Samstag 10:00-1:00Uhr, Küche bis eine Stunde vor Ende

Geld gegen Essen – Salvatore Trattoria (Göttingen)

Posted in Geld gegen Essen - Restaurantnörgeleien on 11. März 2013 by Herr Grau

(aus Übersichtsgründen vorgezogenes) Prädikat: Seinen Preis nicht wert

Wer vom Teutschen Theater die vermutlich nach Dr. Rudolf Gernod Theater benannte Straße in Richtung Stadt herunter trottet, mag in einer dünkelen Nacht zu seiner Linken große, freundlich leuchtende Fenster widerscheinen und den hungrigen Wanderer zur Einkehr verheißen sehen. Über der Tür spricht es von einer „Trattoria“, im Inneren zeichnet ein Holzofen für das schöne Licht mitverantwortlich. Was soll da noch schiefgehen? Besser: Wo soll ich anfangen?..

Ja, das Ambiente ist recht ordentlich. Der Kellner italienert, im linken Teil des Restaurants gibt es sogar ein paar Echtholzbalken und die Teller sind groß und schön. Und nein, das Essen ist nicht per se schlecht. Aber was Mutti und Vatti uns zu lange verschwiegen haben, ist, dass auch Mangel mehr als die Summe seiner Teile sein kann. Es sind die kleinen Dinge, die sich am Ende zu einem deutlich fahlen Nachgeschmack summieren, zum Beispiel, dass ein bestelltes Pils in einem Weinglas gebracht wird. Auch nicht Weißwein, nene, Rotweinkelch. Muss ja atmen und Kohlensäure stört insgesamt den Biergenuss auch nur. Entsprechend ist es auch schon etwas schal, als es am Tisch ankommt. Leitungswasser wird auf der Karte mit 1€ für ein kleines Glas ausgezeichnet. Das Gefühl, im eigenen Land wie ein dummer Gringo behandelt zu werden, zementiert sich, wenn das Essen kommt. Fast zehn Euro für einen Teller verkochter Pasta mit zu saurer Tomatensauce, in die jemand gnädigerweise eine händisch abzählbare Menge an Rindfleischstreifchen, offensichtlich Abschnitte aller Art und Form, gegeben hat. Acht Euro für eine Pizza, die wirklich keinerlei Profit aus dem Holzofen zieht. Acht Euro für wiederum überkochte Pasta mit Lachsstücken in Sahne. Keine Sauce, einfach Sahne. Dass der Kellner mich noch durch den halben Speisesaal maßregelt, ich möge doch meiner Freundin die Jacke abnehmen, ist mehr die Kirsche obenauf.

Wenn ich diese Erfahrung bei einem Italiener gemacht hätte, wo die Speisen die Hälfte gekostet hätten, wäre das eine Sache. Aber durchschnittliches bis unterdurchschnittliches Essen hinter hohen Preisen und feinem Porzellan zu verstecken, sowas geht mir wider die Natur. Es scheinen sich viele Leute mit offenbar insuffizienten Geschmacksknospen davon blenden zu lassen – mich sieht der Laden so schnell nicht wieder, wo in der Nähe günstigerer Parkgelegenheiten Rimini, Rialto und Vapiano möglich sind.

Wertung:
Essen:  5 /10
Service:  7 /10
Sauberkeit:  10 /10
Preisgestaltung: 3 /10
Ambiente: 8 /10

Gesamtergebnis: von 3 von 5 Vanilleeiskugeln mit Senf und Gürkchen

Salvatore Trattoria
Theaterplatz 10
37073 Göttingen
0551 488 ext. 6130

The worst shit since manure – Die McCurrywurst

Posted in Getestet on 3. März 2013 by bic_mac

Ich gestehe: ich habe es getan. Meine Neugierde hat gesiegt. Für einen kurzen Moment hatte ich meinen Körper nicht unter Kontrolle. Ich habe versucht es mir innerlich schönzureden und dennoch, es bleibt eine verabscheuungswürdige Tat. Ich habe die McCurrywurst gegessen. Jetzt bin ich sehr, sehr traurig. Ich bin traurig ob der Tatsache, dass man ein Gericht so missverstehen kann und alles falsch machen kann was nur geht. Es fängt beim Marketing an: Das Werbegesicht ist ein Mann, der durch stottern und das Lächerlichmachen seiner Frau seinen Lebensunterhalt bestreitet. Diese Person versucht mich also zu überzeugen, dass ich ein Gericht, welches als letzte Bastion der Systemgastronomiefreiheit galt, bei einem eben solchen konsumieren möge. Nun ja. Weiterlesen

Geld gegen Essen – Steakhaus Hacienda (Münster-Hiltrup)

Posted in Geld gegen Essen - Restaurantnörgeleien on 3. März 2013 by bic_mac

(aus Übersichtsgründen vorgezogenes) Prädikat: Sehr gut

In Zeiten des gastronomischen Dauerbeschusses an allen Ecken der besiedelten Republik ist es schwer noch wahre Kochkunst zu entdecken. Und dennoch gibt es sie, diese Kleinode voll wahrer Schönheit, in denen für die Dauer des Besuches die Zeit still zu stehen scheint und man sich in einer sehr klischeehaften Werbung für Tiefkühlpizza wähnt. Weiterlesen

Geld gegen Essen – Orléans (Münster)

Posted in Geld gegen Essen - Restaurantnörgeleien on 20. Februar 2013 by Herr Grau

(aus Übersichtsgründen vorgezogenes) Prädikat: Sehr gut

An der Kreuzung Geiststraße/Weseler Straße gibt es ein kleines deutsch-französisches Restaurant, das auf den Namen Orléans hört. Es war mir unter der Hand schon einige Male empfohlen worden – heute habe ich es endlich einmal geschafft, dort essen zu gehen und muss sagen: Das Orléans ist einer dieser Läden, die man einfach gut finden muss. Warum? Dachte ich mir, dass einer fragen würde. Und wenn nur ich es bin.

Es handelt sich um eins dieser überaus sympatischen Etablissiments, die primär aus fünf Tischen und der Besitzerin bestehen. Christiane Austermann IST die Küche, Punkt. Ein zuvorkommender Kellner kümmert sich um den Gastraum, aber das ist es auch schon an Hilfe. Eine Ein-Personen-Operation also, alles steht und fällt mit dem Talent und der Passion der Köchin. Und um diese ist es glücklicherweise bestens bestellt. Ja, man mag zwar ein Minütchen länger auf sein Essen warten, ja, die Karte ist nicht zweihundert Positionen lang und ja, man bezahlt auch etwa fünfzehn Euro für einen Hauptgang. Aber!
Dafür ist alles frisch, von bester Qualität und handwerklich makellos zubereitet. Alles Dinge, die sich so mal überhaupt nicht von selbst verstehen. Mein Lamm war auf den Punkt, das Salatdressing kräftig aber klasse, die Saucen äußerst geschmackvoll. Dass der Gastraum klein und gemütlich ist und die Köchin ihr lächelndes Gesicht aus der Küchentür streckt, so oft es geht, versteht sich schon fast von selbst und macht das Ganze zu einer vollends gelungenen Erfahrung.

In aller Kürze: Ich habe am Orléans nichts zu mäkeln. Es ist freundlich, sympatisch und die Küche ist von großer Güte. Hingehen.

Wertung:
Essen: 10 /10
Service: 9 /10
Sauberkeit: 10 /10
Preisgestaltung: 7 /10
Ambiente: 9/10

Gesamtergebnis: von 5 von 5 Vanilleeiskugeln mit Senf und Gürkchen

Restaurant Orléans
Weseler Straße 65
48151 Münster
Telefon: 0251 5303808
http://www.restaurant-orleans.de/

Öffnungszeiten: Mittwoch – Sonntag 17:30 – 23Uhr

Risen 2 Review – oder: Drei Herren im Wald

Posted in Getestet, smile and look alive on 6. Mai 2012 by Herr Grau

Wer guten Geschmack, erhabenen Intellekt und atemberaubende Schönheit in sich vereint, hat eine Vorbildfunktion, ob er will oder nicht. Glücklicherweise sind mir alle diese lästigen Eigenschaften erspart geblieben, sodass ich, die verbindliche Obligation, im Zweifel wenigstens eine schreckliche Warnung zu sein, ernst nehmend, bequem von der Seite ungehemmt über alles und jeden nörgeln kann. Nun ist es ja ein wohlbekannter und indiskutabeler Fakt, dass Gothic 1 und 2 die besten Computerspiele aller Zeiten sind. Und es würde doch mit dem Beelzebub zugehen, wenn diese Einleitung nicht darauf hinleiten würde, dass ich jetzt anfange, über das neuste Opus Magnum der Exilbochumer Gothic-Macher Piranha Bytes zu nörgeln. Risen 2, nämlich. Release: Gerade eben.

Da Piranha Bytes bei seiner Trennung vom Publisher JoWood 2007 die Rechte an seiner eigenen Serie Gothic verloren hat – was ganz nebenbei den beiden katastrophalen Trotteleien „Götterdämmerung“ und „Arcania“ den Weg geebnet hat -, mussten sie sich etwas neues ausdenken. Das Ergebnis war das 2009 erschienene Risen. Dankbarerweise haben die Jungs aber nur die alten Qualitäten in neue Gewänder geworfen und die Qualitäten, die die Menschen an Gothic fasziniert haben, nicht bahnbrechend verändert. Heißt es zumindest. Gerade dieser Behauptung wollen wir im Folgenden einmal auf den Zahn fühlen. Aber halt: Meine Deutschlehrerin muss sowie schon des nachts ob meines katastrophalen Stils Tränen vergießen; wir wollen sie nicht noch trauriger machen, deshalb schmeiße ich jetzt erst mal ne Runde Einleitungen.

Risen 2 springt mutig in ein neues Szenario: Wo alle seine Vorgänger im mitteralterlichen Setting spielten, begibt sich dieses Spiel in die Welt der Piraten. Es gibt Südsee statt Minental, Wettermäntel statt Rüstungen, Musketen an Stelle von Bögen und – Herz werd warm! – keine Heiltränke mehr, sondern Rum. Den Stein des Anstoßes, so erklärt das Spiel, habe die Erfindung der Feuerwaffe geliefert, danach wurde Schnaps automatisch lecker und gesund und überall flogen plötzlich Papageien herum. Sei’s drum. Trotz Palmen und fässerweise Fitnessbrand ist aber eben alles nicht eitel Sonnenschein. Um genau zu sein liegt die Welt schon in Trümmern, als wir in die Haut des heruntergekommenen – immer noch namenlosen – Helden schlüpfen. Endlich mal werden wir mal nicht an irgend einer Küste angespült und vermissen danach Gedächtnis wie Körperkraft. Das alte Abenteuer ist mitnichten vergessen und wir duften auch kein bisschen nach Meister Proper Bergfrühling. Vielmehr ist der Held von den Ereignissen des ersten Spiels tief gezeichnet, er hat sein Auge durch das dubiose Okkular des Inquisitors verloren und ist der Sauferei verfallen, um seine dunkelen Gedanken zu vertreiben. Monatelang als aufgabenloser Ehrenoffizier in einer Hafengarnison herumzuhocken, die vom Chaos umschlossen ist und daher nicht verlassen werden kann, von morgens bis abends besoffen – da ist es absolut glaubwürdig, dass man etwas abbaut, aber auch, dass die Fähigkeiten recht flott zurück kommen. Dass man innerhalb weniger Tage ein meisterhafter Säbelfechter, gewiefter Dieb und charismatischer Charmeur wird und nebenbei hinterm Rücken mit der Muskete dem Tell-Filius gleich drei Äpfel von der oberen Schwungmasse schießen könnte, wird so immerhin etwas nachvollziehbar. Die Restunsicherheit rationalisieren wir mit dem Wort „Held“ weg. Oder „Weltenlenker“, wie es die Vodootante Emma im Piratennest Antigua nennt.

Zurück zur Story: Das ganze Land wird von den so genannten Titanenlords in Schutt und Asche gelegt. Es gibt noch eine letzte Bastion auf dem Festland und ein paar Inseln und das ist es. Ein besonderes Hühnchen haben wir mit der Meerhexe Mara zu rupfen, deren Kraken Seereisen zu einer etwas unangenehmen Geschichte macht. Für die Menschen uncool, da sie eigentlich ganz gerne mal flüchten würden, für einen Piraten auch mehr weniger geil, weil Piraten und Kraken einfach von sich aus ihre gottgegebene Animosität fühlen. Langeweile alleine wäre für uns schon Grund genug, dem Drecksvieh volles Pfund aufs Maul hauen zu wollen, aber der Gang der Ereignisse wird uns noch die ein oder andere Motivation in den Schoß werfen…

Story ist ein gutes Wort, um uns zum Hauptteil dieses Artikels bezufördern, nämlich der Kritik. Man kann nicht sagen, dass Piranha Bytes je packende Geschichten dramatisch erzählt hätte. Meistens war die Handlung der Spiele in ein paar Worten zusammenfassbar und recht straight forward. Bei der Handlung legt Risen 2 auf jeden Fall einen guten Tacken zu. Es geht in die richtige Richtung, es gibt ein paar schöne Cut-Scenes, einige schicke Wendungen und Entdeckungen, einige tolle Ideen und man hat stets das Gefühl, dass man jetzt besser die Segel hisst und irgendwas zusammen tritt, weil die Welt dann doch auch sonst untergeht. Ich hätte mich über noch mehr davon durchaus gefreut, die Zwischensequenzen hätten häufiger passieren dürfen, man hätte sie gut rendern können und  länger hätten sie auch ausfallen dürfen. Genug Möglichkeiten dafür hätte es absolut gegeben. Die sonstigen Quests sind oft genug von normaler töte-dies-und-bring-mir-jenes-Art, was aber nicht stört, da sie liebevoll designt sind und die Dialoge einfach exzellent geschrieben sind. Der rauhbeinige Charme der Vorgänger ist auch hier wieder mit von der Partie.

Ich komme an dieser Stelle allerdings auch zu einem der größten Kritikpunkte überhaupt: Charaktere und Spiel sind ziemlich blass. Außer einem selbst und der Handvoll, die sich später in unserer Crew findet, gibt es kaum erinnerungswürdige Figuren. Dabei konnten die Piranhas gerade das immer besonders gut: Lustige, wahnsinnige, schrullige, erninnerungswürdige, kurz: Einmalige Typen bevölkerten traditionell die Gothic-Spiele an jeder Ecke. Es gab überall Anekdoten zu erleben, die sich aus dem alltäglichen Irrsinn und den lustigen Leuten ergaben. Alleine deshalb wollte man bei allen Leuten alle Gesprächsoptionen anklicken, immer auf der Suche nach einem Witz, einer Nebenquest, einer Geschichte, einem Hinweis… Es kommt einem etwas so vor, als wollte das Spiel erwachsen werden, in Wirklichkeit verliert es leider viel von seinem Charme. Das Writing der reinen Sprache, der sich die Charaktere bedienen, ist zwar auf dem alten Niveau, aber es fehlt zu oft der Witz und die Originalität. Die Welt teilt dieses Schicksal: Alles ist zwar nach wie vor mit aufopferungsvoller Liebe von Hand gebaut – und das gehört in höchsten Tönen gelobt, das ist eine der großartigen Dinge, die die Piranhas ehrt! -, aber es gibt nicht mehr so viel zu entdecken. Ich habe glaube ich kein einziges Easteregg gefunden, und das, obwohl ich das Spiel wirklich sehr vollständig gespielt habe. Auch besondere Items findet man wenig – und das, obwohl es legendäre Items gibt! Oft genug muss man diese aber bei einem Händler kaufen, was die dümmste Lösung für sowas überhaupt ist. Ich will Hinweise finden und dadurch das ganze dann entdecken, über Dächer springen, einbrechen oder in gewitzten Dialogen den Leuten das gewünschte Stück abluchsen. Oder Quests. Aber doch nicht irgendeinem Hafenheini 2000 Goldstücke an den Kopf werfen, um dann ein legendäres Stück Piratengeschichte zu besitzen. Da wäre wesentlich mehr drin gewesen. Auch wäre es schön, wenn man sich mit den Leuten über die legendären Gegenstände mal unterhalten könnte. Mehr als ein zwei Sätze in herumliegenden Büchern gibt es aber zu fast keinem Item.

Eine Sache, die mich schon bei Risen 1 gestört hat, ist die Menge der Figuren. Wenn man in Gothic 1 durchs Sumpflager gelaufen ist, musste man sich erst mal orientieren. Das ganze war verwinkelt gebaut, überall standen Leute herum, und seien sie auch namenlos und egal. Es gab feste Tagesabläufe für jeden Einzelnen und alles war voller Leben. Nicht nur, dass die Tagesabläufe der Leute radikal zusammengestrichen worden sind – mehr als schlafen und arbeiten tut kaum einer -, es ist einfach völlig unglaubwürdig, dass fünf Leute im Wald eine der Fraktionen und irgendwie für irgendwen bedrohlich sind. Bildlich gesprochen brauchen sich nur zwei der Eingeborenen mal ein Ei klemmen und der ganze Stamm stirbt aus. Es kommt mir so vor, als seien auf den ganzen Inseln insgesamt weniger Leute, als man in Gothic 1 alleine in der neuen Mine gefunden hat. Und das ist einfach quatsch so. Nicht nur sind die Charaktere also gesichtslos, es sind auch kaum welche da. Das kostet gewaltig Glaubwürdigkeit. In Städte gehört Leben und die gefürchteten Eingeborenen sind nicht drei Herren im Wald. So.

Rückschrittig ist auch das Kampfsystem. Das war in Risen 1 noch besser, den neuen „Dirty Tricks“ zum Trotz. Gegen Menschen funktioniert’s halbwegs – auch wenn man schnell raus hat, wan man zuschlagen kann und wann man blocken muss, um jeden Kampf zu gewinnen -, aber gegen Tiere ist es einfach nur stumpfes Geklicke, weil man nicht ausweichen kann. Gerade wenn man vom Witcher 2 verwöhnt ist, hätte man doch gerne ein richtiges Kampfsystem. Es ist doch keine Schande, sowas einfach ein richtig gutes System zu kopieren. Apropos Witcher: Wo der Hexer Gerald der ein oder anderen Dame seine Liebesdienste angedeihen lassen kann, sieht es für den coolen Piraten in Risen ziemlich mies aus. Wo man in Gothic 2 im Hafenbordell gegen Bares noch ein züchtiges Renderfilmchen bekam, steht uns diese Option nicht einmal offen. Auch wenn wir einen riesigen Erdschieber Gold mit uns herum schleppen, ist keine Dame interessiert. Naja, so ganz stimmt das nicht – es gibt eine Sekretärin, die unserem Held auf Erwachsenenart Glück wünschen will, aber diesen Erfolg quittiert uns das Spiel mit einer schwarzen Ausblendung für drei Sekunden. Toll. Mal ganz abgesehen davon, dass wir die ganze Zeit mit der feschen Piratenbraut Patty durch die Gegend segeln, für die wir den ganzen Welt-retten-Scheiß – wenn wir mal ganz ehrlich sind – eigentlich machen, wovon man aber mal gar nichts kriegt. Piranha Bytes hat sich darauf beschränkt, die offensichtliche Zugetanheit der beiden für ein bisschen oberflächlichen Humor zu nutzen, ausbauen kann man die Romanze nicht. Allerdings sieht Pattys Dekoltée auch nicht so wahnsinnig einladend aus.

Womit ich wieder eine meiner berühmten brillanten Überleitungen geschafft habe, zur Technik nämlich. Die Grafik hat eine seltsame Diskrepanz. Die Welt sieht teilweise echt toll aus, ich stand einmal da und hab mir einen ganzen Sonnenuntergang angeschaut, einfach weil’s so schön war. Ich hab doch… irgendwo.. aha! Da ist es, das Bild:

Sonnenaufgang auf Antigua

Wenn man in’s Detail guckt, sieht es aber eben doch recht angestaubt aus. Im Kampf sind die Animationen (dank Motion Capturing, denke ich) flüssig und natürlich, im Gespräch gibt es immer noch die etwas bizzar aussehenden Armbewegungen, die man noch aus Gothic 1 kennt. Dass sich ein kleines Studio keine Hightech-Engine kaufen kann, ist irgendwo klar. Vielleicht gebricht es auch an Manpower, um sowas selbst zu schreiben. Aber das mit den Armen hätte man doch schon mal lösen können… Alles in allem hat mich die Grafik aber selten gestört. Ich bin da zugegebenermaßen aber auch etwas gleichgültig. Meinetwegen könnten die Piranhas mit der Gothic-2-Engine arbeiten, wenn das Restspiel dann gleich gut wird.

Langsam ist mal Zeit für eine Zusammenfassung, bald sind die Buchstaben alle.

Positiv: Tolle, von Hand gebaute Welt – besseres Storytelling mit guter Story – gut geschriebene Dialoge – gute Sprecher – gute Musik – sauber umgesetztes Piratenszenario – „Gothic Feeling“
Negativ: Technik veraltet – Tagesabläufe zusammengestrichen – Berufsfähigkeiten fast überflüssig – Potential legendärer Items wird nicht ausgenutzt – Kampfsystem unterdurchschnittlich – Witz und Charme leiden unter der Abwesenheit ausgeflippter Charaktere, Eastereggs und Anekdoten – unglaubwürdig wenige Charaktere – schlechter Umgang mit Sex und Romantik

Fazit: Ich hab Risen 2 schon frenetisch und gerne gespielt, es ist ein wirklich tolles Spiel, für einen Gothic-Fan ist es auf jeden Fall Pflicht. Eigentlich würde ich da gerne einen Punkt machen, aber leider hat es eben aber auch merkliche Probleme, was umso ärgerlicher ist, weil viele davon so einfach hätten vermieden werden können, einige Sachen waren sogar in den Vorgängern schon mal besser gemacht worden! Gerade das Piratenszenario hätte so viele Chancen auf lustige und skurile Situationen und Charaktere gehabt, es tut weh, wie wenig davon Gebrauch gemacht wurde. Das DLC für 10€ – das ich als Vorbesteller umsonst bekommen habe – übrigens ist absolute Nepperei. Ich habe es in einer Viertelstunde durchgespielt, es ist sehr lieblos, sehr viel zu einfach und sein Geld kein bisschen wert. Vermaledeite Geldschneiderei.
Ich würde das Spiel trotzdem jedem ans Herz legen, spätestens, wenn man es bei Steam mal günstig kriegt. Denn die negativen Punkte sind ärgerlich, aber im Endeffekt haben sie keine Schnitte, das Tolle am Spiel kaputt zu machen. Steckt jede Menge Liebe drin. Und jede Menge Gothic.

Geld gegen Essen – Altes Gasthaus Lohmann – Poseidon (Münster)

Posted in Geld gegen Essen - Restaurantnörgeleien on 25. April 2012 by bic_mac

(aus Übersichtsgründen vorgezogenes) Prädikat: Naja

Mit diesem Artikel gebe ich meinen Einstand als Autor auf diesem hochgeschätzen Blog, daher bitte ich etwaige Logorrhöe zu entschuldigen. Ist halt mein erster Tag.

Durch die Wirtschaftskrise(TM) sahen sich viele fleißige Westfalen gezwungen, ihre über jahrhunderte in Familienhand befindlichen Gasthöfe zu schließen. Um diese Lokalitäten nun wieder zu vermieten, machte sich der findige Unternehmer eine List zueigen: Er warb in den entlegendsten Winkeln der bekannten Welt für seine Besitztümer, wo Kapital auf seine Investition wartete und wo niemand um die abgeschiedene Lage der Gehöfte wusste. Den dadurch angelockten Gastronomiebetrieben blieb dann nichts anderes mehr übrig, als den Kunden über den Preis zu ködern. Und dies wiederum führte dazu, dass wegen der schmalen Gewinnmarge die Räumlichkeiten nicht renoviert, sondern nur schnell überdekoriert wurden und der rustikale, westfälische Landhausstil erhalten blieb. Dies brachte uns so schöne Kombinationen wie Chinesisch-Westfälische Küche, Mongolisch-Westfälische Küche oder hier Griechisch-Westfälische Küche. So jedenfalls wirbt das Restaurant mit dem klangvollen Doppelnamen „Altes Gasthaus Lohmann – Poseidon“.

Draußen informiert ein im hellenischen Stil gehaltenes Schild über: „Mittagstisch ab 5€“, weshalb der studentische Geldbeutel in Verzückung gerät und man gerne den Weg zur Pforte sucht. Im Foyer erwartet den Besucher ein offener Kamin mit massivem Eichentisch, zur Rechten schließt sich der einladende Theken- und Raucherbereich an, zur Linken erstreckt sich der Speisesaal.

Ernüchterung. Die Einrichtung scheint der Versuch zugrunde gelegen zu haben, möglichst klischeehaft dem griechischen Stereotyp zu entsprechen, ohne dabei mehr als eine Tageseinnahme durch den Mittagstisch auszugeben. Das zumindest ist ausgezeichnet gelungen. Auf jedem Tisch wartet zudem eine Flasche gefüllt mit vergorenen roten Traubensäften aus verschiedenen EG und nicht-EG Ländern mit dem verheißungsvollen Namen „Cuvée Superior“, welche schon durch zu langes anschauen des Etiketts Kopfschmerzen auslösen kann.

Ein Blick in die Speisenkarte verstärkt den lieblosen Eindruck. Die meisten Gerichte kennt man auch von einem griechischen Imbiss, die, die anders sind, sind es nicht viel. Und das endtäuschendste: der versprochene westfälische Teil ist nonexistent! Wie sehr freute ich mich auf einen Strammen Max mit Gyros oder Wurstebrot und Leberbrot mit gefüllten Weinblättern! Aber halt, diese Gaumenfreuden sollen einem verwehrt bleiben.

Was also bleibt ist der Gesamteindruck eines durchschnittlichen griechischen Restaurants mit durchschnittlicher Küche, unterdurchschnittlichem Service und überdurchschnittlichen Preisen. Um es mit den Worten meiner Oma zu sagen: Muss man wissen ob es das wert ist.

Wertung:
Essen:  5/10
Service:  3/10
Sauberkeit:  7/10
Preisgestaltung:  4/10
Ambiente:  6/10

Gesamtergebnis: von 3 von 5 Vanilleeiskugeln mit Senf und Gürkchen

Altes Gasthaus Lohmann – Poseidon
Mecklenbecker Str. 345
48163 Münster

Tel: 0251 / 7475153

Öffnungszeiten:
Mo. Ruhetag, Di. – So. 12:00 Uhr bis 14:30 Uhr und 17:30 Uhr bis 23:00 Uhr

Großer Kneipencheck – Münster

Posted in ... weiter nichts als Bier, Geld gegen Essen - Restaurantnörgeleien, German Heaven, Getestet, smile and look alive on 30. Januar 2012 by Herr Grau

Wo die Arbeit am Göttinger Pendant zu diesem Artikel – vielleicht aus schierer Ignoranz – noch allein bestreitbar war, so gestaltet sich dies in unserer uns wohl bekannten Heimatstadt Münster doch etwas schwieriger, taten sich doch bei erster Schätzung rund siebzig zu bewertende Etablissements auf – Tendenz steigend. So mussten wir die geballte Kraft dreier in der freien Wildbahn überaus schwer zu fangenden Autoren am Himmel sammeln, um diese Aurora von in jahrelanger, aufopferungsvoller Kleinstarbeit erstrittenen Kompetenz abbrennen zu können.

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Kurzreview – Asus Xonar DG

Posted in Getestet with tags , , on 27. Januar 2012 by hoegi


Mein PC hatte seit Längerem keine Zuwendung mehr von mir erfahren. Ich benutze ihn. Oft. Er tut viel für mich. Aber wann habe ich das letzte Mal etwas für ihn getan? Schuldgefühle machten sich in mir breit. Ich musste etwas tun. Chronische Geldnot vereitelte zwar größere Upgrades wie beispielsweise eine neue Grafikkarte oder mehr RAM, doch es brauchte gar nichts Großes zu sein…
Eine Soundkarte! Ja! So richtig als Karte! Ich hielt mich selbst für etwas bekloppt, aber die Idee war gut. Wie oft wurde ich im Teamspeak schon beschimpft, weil mein Mikro ein ständiges brummendes Geräusch der Gattung „brünftige Biene meets balzende Unke“ von sich gab?
Auf der Suche nach akustischer Erleichterung begab ich mich zuerst in die Low-Budget-Riege von Creative. Die Recherche ergab allerdings, dass günstige Creative-Karten sich nur widerwillig oder gar nicht an das Frontpanel des PC-Gehäuses anschließen lassen, was mir allerdings ziemlich wichtig ist. Eigentlich war das sogar mein einziges Kriterium. Eine Alternative musste her! 35 Links und 14 geöffnete Tabs später stieß ich dann auf die Asus Xonar DG. Dass Asus Soundkarten herstellt war mir bis dato nichtmal bekannt. Für knapp 30€ konnte ich die Karte direkt beim Händler vor Ort kaufen und sofort verbasteln. Der Einbau und die Installation verliefen bis auf eine vergessene BIOS-Einstellung (OnBoard-Sound deaktivieren!!) recht problemfrei. Die mitgelieferte Software ist etwas gewöhnungsbedürftig und nutzerunfreundlich, bietet dafür aber alle Features, die man so braucht.
Über den Sound kann ich nicht fürchterlich viel sagen, ich habe halt keinen unmittelbaren Vorher/Nachher-Vergleich. Subjektiv würde ich aber behaupten, dass der Sound nicht mehr so schwammig-breiig daherkommt. Viel wichtiger ist, dass mein Mikrofon-Brummen endlich beseitigt ist, und ich wieder Derjenige bin, der rumbeleidigt. Einziges merkenswertes Manko: Die Karte unterstützt kein Multi-Channeling. Entweder kommt der Sound aus den Boxen oder aus dem Headset; gleichzeitig ist nicht drin.
Fazit: Wer seinem PC und seinen Ohren einen kleinen Gefallen tun will, macht mit der Xonar DG nichts falsch.
Einen sehr viel ausführlicheren und sehr lesenswerten Artikel über die Karte gibts hier bei techreport.com

Großer Kneipencheck – Göttingen

Posted in ... weiter nichts als Bier, Geld gegen Essen - Restaurantnörgeleien, Getestet, smile and look alive on 25. Dezember 2011 by Herr Grau

Der Mensch lebt bekanntermaßen nicht vom Brot allein. Wenn der Freizeit zur Pflicht ins Horn gestoßen wird, auf dass man sich sammele und die gegenseitige Gesellschaft in Anwesenheit entsprechender Soziallubrikanzien genieße, ist es von Vorteil, die einschlägigen Etablissiments zu kennen. Zu diesem Zweck will ich einen kurzen Abriss über die Möglichkeiten geben, die dem unschlüssigen Kneipenconnoisseur zur Wahl stehen. Die Stadt, um die es sich handelt, ist die meiner Residenz: Göttingen

Irish Pub
Im Herzen der Altstadt gelegen findet sich der Irish Pub in einem schönen alten Fachwerkbau und im Sommer optionalem Biergarten. Das gut ausgeführte Pub-Thema täuscht recht suffizient darüber hinweg, dass die Besitzer alles sind, aber keine Iren. Dezentes Arabisch ist an der Theke eher zu hören. Die Auswahl an Bieren, Ales und Whiskeys ist sehr gut und auch preislich erträglich gestaltet, häufig wertet Livemusik das gelungene Ambiente noch weiter auf. Die Kellnerinnen arbeiten auf Kommission, was sie aber aus irgend einem Grund nicht zu Freundlichkeitseskapaden motiviert. Heißt: Der oft aus kaum Deutsch sprechenden Frauen bestehende Service ist gerne einmal mürrisch. Außerdem ist es Hauspolitik, das jedes gebrachte Getränk sofort abkassiert wird, was schon den Fluss des Abends stört. In Kürze: Laden mit guter Atmosphäre und Auswahl, aber kleinen Schwächen.

Mr. Jones
Auch das Mr. Jones am Rande der Altstadt wird von einem geschäftstüchtigen Araber geführt, der in Konfliktsituationen mit unangenehm sehr wohlwollend umschrieben ist. Das Ambiente ist durchschnittlich, die Getränkeauswahl gut, wobei die Cocktails eher unteres Mittelmaß sind. Preislich erträglich, der Service ließ mehrfach schon etwas zu wünschen übrig. Bestellungen wurden vergessen und es brauchte teils erstaunlichen Aufwand, um überhaupt die Aufmerksamkeit einer der Servierhilfen zu ergattern. Für mich eher eine Ausweichlösung.

ZAK
Am Wochenmarkt schräg gegenüber vom Café Einstein liegt das Zak. Die Räumlichkeiten sind schön, das Personal nett und fleißig, entsprechend füllt sich der Laden auch flott, Reservierung ist angeraten. Positiv anzumerken ist das recht gute Essen und die respektabele Getränkekarte, auch wenn beides gefühlt einen Tick zu teuer ist. Trotzdem eine klare Empfehlung.

Nautilus
Ich kann mir nicht merken, ob es noch Nautilus heißt oder Nautibar, ist ja auch wurscht. Ebenfalls in der Innenstadt lokalisiert, liegt diese Befüllungsanstalt weitestgehend unter Tage, hat dort aber erstaunlich große Räumlichkeiten zu bieten, in denen man vom zügigen und freundlichen Service mit ein bisschen Pech einen der berühmten „Tiefseetaucher“ serviert bekommt. Vorsicht: Dieses Getränk besteht zu mehr als dem dreifachen seines Volumens aus Alkohol. Der Unterschied zwischen Tiefseetaucher und Hammer an den Kopf? Der Hammer schmeckt besser.

Thanners
Das Thanners am Wilhelmsplatz ist eine der Traditionsadressen in Punkto Ausschankhandwerk. Der verwinkelte Laden ist fast immer voll, die mächtige Theke ist ein Eckdatum des deutschen Willens, Holz in Form zu schnitzen. Die Geschichte hängt merklich in den Räumlichkeiten und gibt dem Ort etwas altehrwürdiges. Für meinen Geschmack leider meistens zu voll, Tische sind rar und das am Tresen Sitzen des Durchgangsverkehrs wegen hektisch, sodass ich das Potential der Hallen nie genießen kann.

Trou
Das Trou ist nur eine Straße weiter vom Thanners und eine absolute Ausnahmeadresse, es handelt sich nämlich um einen alten Gewölbekeller. Was für einen Klaustrophobiker sicher die größte Katastrophe seit „Schrei“ (Kaulitz et al. 2005) ist, stellt für mich einfach das großartigste dar, was im Rahmen der menschlichen Architektur überhaupt möglich ist. Die Atmosphäre, die ein kerzenilluminiertes Gewölbe aus schwarzem Naturstein verströmt, ist unbezahlbar. Das Trou ist nicht groß und wird eigentlich fast immer nur von einem Thekenmann allein bewirtschaftet, was dazu führt, dass man ab und an mal länger auf sein Bier warten muss. Die Beziehung zu seinem Bierpatron ist aber freundlich und persönlich und so kann man mit diesem Makel eigentlich sehr gut leben.

Nooners
Was heute „Nooners“ heißt, ist die alte Akademikerkneipe am alten Campus am Kreuzbergring. Früher trank dort der gesamte Lehrstab und die distinguierte Professerie, heute wird nur noch der sporadische Anatom dort gesichtet, der des Nachmittags auf eine Weinpause dort einkehrt. Primär ist das Nooners aber zu einer Kneipe für Studenten gediehen – und neuerdings auch lautem, unangenehmem Pöbel, was auf die geänderte Politik des neuen Besitzers zurück geht. Wer auf Publikumsakquise durch flächendeckendes Zeigen von „Bauer sucht Frau“ setzt, zieht unweigerlich ein gewisses Publikum an. Ebenfalls abgeschafft sind die Aktionstage, die geliebten Frittierplatten und das erstaunlich gut sortierte Fuselkabinett. Inzwischen besticht das Nooners leider nur noch mit seiner Lage und dem angebotenen Landbier.

Blooming Bar
Die Blooming Bar ist wohl primär eine Schwulen- und Lesbenkneipe, aber das sollte einen vom Besuch nicht abhalten. Die Räumlichkeiten sind nämlich schön, das Publikum ruhig und der Service super und freundlich. Mit Sicherheit ein Geheimtipp.

Sausalitos
Sausalitos ist natürlich Kette samt dem zweifelhaften Charme, den so ein Betrieb mit sich bringt. Cocktails lohnen nur in der Happy Hour, sind von sehr mittelmäßiger Qualität und der Fusel macht schon manchmal Kopp. Ist eben auf Gewinn optimiert. Genauso verhält es sich mit dem Kellnerstab, der chronisch überfordert scheint, da er immer auf Hochdruck laufen muss. Toll kalkuliert. Auch macht das Sausalitos zu, wenn es sich betriebswirtschaftlich nicht mehr lohnt, die Tore geöffnet zu lassen, so wird man dann selbst in größerer Gruppe auch gerne mal um zehn vor zehn vor die Tür gesetzt. Die Platzausnutzung ist ebenfalls maximiert, sodass etwas Massenabfertigungsfeeling und wenig Privatssphäre aufkommt.  Die Burger allerdings sind von sehr überzeugender Qualität und Montag, wo es sie zum halben Preis gibt, sogar bezahlbar. Für mich daher an Montagen eine viable Alternative.

Hemmingway’s
Hier haben wir es mit einer kleinen Kneipe am Kreuzbergring zu tun, die für bezahlbar Geld eine erstaunlich gute Küche bietet. Der Service ist nett und persönlich. Leider ist auch diese Kneipe häufig bis unter’s Dach voll, da sich die Güte der Einrichtung inzwischen wohl herumgeschwiegen hat.

Villa Cuba
Am alten Rathausplatz in der Innenstadt findet sich das einzige Gasthaus im Großraum Göttingen, auf dessen Toilette man die Reden Fidel Castros hören kann. Das ist natürlich erst mal ein Schild zum Aushängen. Die Kneipe selbst ist recht nett hergerichtet und auf kubanisch romantisch verfallen getrimmt. Man kann hier sehr gut frühstücken, die Küche ist ebenfalls ganz in Ordnung, die Cocktails einen Ticken teuer. Alles in allem aber wirklich immer nett.

Café Schröder
Coole kleine Kneipe in den Räumen des ehemaligen Jacobinerstübchens. Leider sind besagte Räumlichkeiten eher klein geraten, sodass ich schon wesentlich öfter vor einem gerappelt vollen Laden stand, als dass ich tatsächlich mal herein gehen konnte. Eine Empfehlung für jeden Fachmann der Schlacht am kalten Buffet, der die Herausforderung selbst beim Ergattern eines Platzes sucht.

Myer’s
Mehr Restaurant als Kneipe, bietet das Myer’s die Möglichkeit, unter den verbitterten und leicht übergewichtigen Mittdreißigern der Region zu sitzen und zu speisen. Das Interieur ist irgendwie mit modern-künstlerischer Farbgestaltung auf Hip getrimmt, verströmt dabei aber eher den fragwürdigen Charme einer Kette. Der Service im Myer’s ist allerdings schnell und zuvorkommend und das Essen sehr gut. Mir persönlich missfällt es trotzdem etwas.

Café Einstein
Ebenfalls am Wochenmarkt gelegen bietet das Einstein auf zwei Etagen recht wohlige Atmosphäre. An schlichten Holztischen findet man ein Publikum eher gehobener Betragensweise, dem entspricht auch Service, Küche und Getränkekarte. Das Essen ist bemerkenswert gut, aber eben etwas auf fancy gezüchtet, in meinen Augen schon recht gewollt. Die uniformierten, ästhetisch ansprechend ausgewählten Kellner arbeiten schnell und akkurat und zaubern so die gute Trunkauswahl und die tatsächlich recht hochklassigen Cocktails im Handumdrehen auf den Tisch. Man bezahlt dafür zwar leicht gehobene Preise, für das Dargebotene verbietet sich aber jedwedes unqualifiziertes Genörgel darüber kategorisch.

Déjà Vu
Wenn man im Deschawüü geendet ist, dann hat der Abend meistens seinen Zenit so weit hinter sich wie Anita Ekberg Schönheit. Eine abgerissene Pinte an der Ecke beim Sausalitos, die hauptsächlich dazu anstiftet, die Thekenkraft zu bemitleiden und sich zu fragen, ob in den servierten Shots tatsächlich noch Alkohol ist.

Zum Schwarzen Bären
Zum Abschluss das einzige wirklich abschreckende Beispiel, das ich die göttinger Kneipenlandschaft kenne. Ohne Ende unfreundlich, wir wurden kurzerhand heraus geschmissen, weil unsere Visagen dem Chef nicht passten. Finger weg!

Bis jetzt nicht bewertet: SonderBar